Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
sie das.
»Harvey hat gerade die Post gebracht!«, rief Jack. »Wo möchtest du sie haben?«
»Richtige altmodische Post?«, rief Kris zurück.
»Zwei recht große Pakete. Eines wiegt etwa zehn Kilo. Ich denke nicht, dass selbst Nellys Speicher dafür gereicht hätte.«
»Lege alles auf die Frisierkommode. Ich sehe es mir später an.«
»Okay«, sagte Jack. »Ich werde auch nicht gucken.« Er lief an der Badezimmertür vorbei, einen Karton unter jedem Arm, und versperrte sich selbst mit Hilfe eines großen gepolsterten Umschlags den Blick durch die Tür. Verdammt, Kris hätte gar keine Einwände erhoben, wenn er hin und wieder mal geguckt hätte.
Auf dem Weg hinaus blickte Jack dann mit einem Lächeln ohne Reue in ihre Richtung. Leider gab es für ihn nicht mehr zu sehen als Schaum und Seifenlauge.
»Netter Kerl«, fand Abby und musterte die Tür noch, als Jack schon vorbei war.
»Japp«, pflichtete ihr Kris bei. »Gib mir ein Handtuch. Ich möchte mal nachsehen, was die Post gebracht hat.«
Abby tat wie geheißen und versuchte auch gar nicht zu helfen, während Kris sich abtrocknete. Als Kris aus der Wanne stieg, wickelte Abby sie in einen dicken Frotteemantel. »Woher kommen diese Sachen?«
»Nachdem ich mir die Schilderungen deiner Mutter angehört hatte, erklärte ich ihr, dass ich einen Etat für Wesentliches und für deine Garderobe benötige.«
»Also gibst du mein Geld aus.«
»Du könntest wirklich ein bisschen Geld für Dinge ausgeben, die wichtig sind, anstatt auf frivole Sachen wie deinen Personal Computer.«
»Nelly hat mir und einer Schiffsladung Kameraden heute das Leben gerettet. Nelly ist nichts Frivoles.«
»Die Worte deiner Mutter, nicht meine.«
»Wenn du in meiner Gesellschaft überleben möchtest, solltest du lieber lernen, nicht meine Mutter zu zitieren.«
»Das ist mir aufgefallen. Setz dich jetzt; deine Haare müssen dringend gewaschen werden.«
»Ich habe sie heute Morgen gewaschen.«
»Ich wage zu behaupten, dass du sie nass gemacht hast. Jemals was von Haarspülung gehört? Du weißt schon, dieses Zeug, das gut riecht.« Kris fand sich auf einen Stuhl vor einem überdimensionierten Waschbecken manövriert. Ehe sie reagieren konnte, hatte Abby ihre Haare klatschnass gemacht und massierte etwas ein, das nach Erdbeeren roch. Eine Haarwäsche war noch nie so sinnlich gewesen, wenn Kris sie selbst durchführte. Als Abby sie schließlich fönte, war Kris schon fast bereit einzugestehen, dass diese Frau von der Erde vielleicht sogar wert war, was immer Mutter ihr zahlte.
Als sie schließlich vor der Frisierkommode saß, musterte Kris ihre Post. Das schwere Paket kam von Opa Al. Kris ignorierte esund ging stark davon aus, dass es eine erste Produktionsprobe Uni-plex enthielt. Der Umschlag war schon interessanter. Die Absenderanschrift war von der Erde. »Das muss für dich sein«, sagte sie zu Abby.
»Er ist an Ensign Longknife adressiert«, sagte Jack von der Tür her, wo er und Harvey gespannt warteten.
Kris zog den Bademantel fester zu und drehte den Stuhl, um sie anzublicken. »Also, was enthält er?«
»Wir wissen es nicht. Öffnest du ihn vielleicht mal, Frau?«, blaffte Harvey.
Also tat Kris, was er verlangte. Ein Blick in den Umschlag verriet ihr allerdings nicht viel. Sie schüttete den Inhalt neben Nelly auf die Frisierkommode. Die Männer kamen näher und blickten ihr über die Schulter.
Harvey wurde als Erster aus dem schlau, was sie sahen. Er pfiff leise. »Ist es das, wofür ich es halte?«
Abby nahm den schweren goldenen, juwelenbesetzten Anhänger zur Hand. »Eine meiner Arbeitgeberinnen«, flüsterte sie, »war sehr stolz auf eine im Iteeche-Krieg gefallene Vorfahrin. So etwas hing in ihrem Wohnzimmer neben dem Portrait ihrer Urgroßmutter. Es ist der höchste Orden, der von der Erde verliehen wird, der Orden des Verwundeten Löwen.«
»Er ist furchtbar groß für einen Orden«, sagte Kris verwirrt.
»Man trägt ihn nicht wie andere Ehrenmedaillen, junge Frau«, tadelte Harvey sie. »Das Sonnenrad kommt an die Brusttasche deiner Uniform, und zu wirklich formellen Anlässen trägst du die Schärpe und schließt sie an der Taille mit der Medaille. Bringt man euch Junioroffizieren heute gar nichts mehr bei?«, fragte er dann grinsend.
»Nee.« Kris erwiderte das Grinsen. »Wir JOs verschwenden so ziemlich unsere ganze Zeit auf Technik, Gefechtstaktik und ähnliche Bagatellen«, entgegnete sie und nahm das goldene Medaillon genauer in Augenschein. Der
Weitere Kostenlose Bücher