Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Sandfire verlassen hat. Vielleicht ist an der Sache nichts dran, aber ich dachte, ich sollte Sie informieren, dass ihm meiner Überzeugung nach etwas Seltsames widerfahren ist.«
Kris ging die Nachricht in Gedanken kurz durch, während sie Nelly anwies, sie abzuspeichern. »Was denkst du?«, wandte sie sich an Jack.
Der Agent vom Secret Service rieb sich das Kinn. »Wenn man frei und unbelastet ist, kann man seine Prioritäten sehr schnell ändern. Vielleicht hat Mr Sandfire ihm etwas Besseres angeboten als bröckelnde Ruinen der Drei. Vielleicht kam Mr Sandfire von Santa Maria und hat Tom eine Nachricht seiner Familie überbracht.« Jack zuckte die Achseln. »Es könnte um eine Menge Dinge gegangen sein, die nichts Schlimmes bedeuten.«
»Oder es hat doch etwas Schlimmes zu bedeuten«, sagte Kris. »Nelly, beginne eine Suche nach Calvin Sandfire. Fange auf Santa Maria an.«
»Schon dabei«, sagte Nelly, deren Stimme wieder ganz wie früher klang. Tru würde ein wenig länger darauf warten müssen, dass das Geheimnis des Steinchips und der Drei geknackt wurde. »Ich suche außerdem auf Wardhaven, der Erde und Greenfeld.« Wardhaven war Kris’ Heimat. Die Erde war die Erde. Greenfeld … na ja, das war ein ganz anderes Bündel Probleme.
»Nelly, durchsuche auch Schiffsregister nach einem Mr Sandfire.« Natürlich verriet ihnen das gar nichts, falls Mr Sandfire ein Schiff nutzen konnte, weil er es geleast, gemietet, gestohlen, entführt oder auf sonst eine der zahlreichen Arten an sich gebracht hatte, auf die Menschen das Problem des Sternenschiffbesitzes umgingen, wenn sie sich die benötigte Mobilität verschaffen wollten.
Die Schwierigkeit bestand darin, Geduld zu üben, wenn man Informationen über einhundert Milliarden Menschen auf sechshundert Planeten zwar leicht verfügbar hatte, aber warten musste, während die Informationen von »leicht« zu »verfügbar« verarbeitet wurden.
Die lange Stille auf der Fahrt nach Hause wurde unterbrochen: »Mr Sandfire ist nicht in der Santa-Maria-Datenbank zu finden.« Insoweit keine Überraschung.
»Mr Sandfire ist kein registrierter Eigentümer eines Sternenschiffs.«
»Man konnte ja auch nicht erwarten, dass es so leicht wäre«, warf Jack ein.
»Mr Calvin Sandfire ist Eigentümer von Ironclad Software, eingetragen auf Greenfeld«, meldete Nelly fünf Minuten später.
»Verdammter Mist!«, ächzte Kris. Manchmal musste selbst eine Prinzessin aussprechen, was sie zu sagen hatte.
»Was müsste ich über diesen Burschen wissen?«, fragte Jack.
»Er ist noch nicht in deinen offiziellen Unterlagen aufgetaucht?«
»Nö, aber du hast so eine Art, meine Dienststelle nicht über sämtliche Leute zu informieren, die dich tot sehen möchten.«
»Ich denke nicht, dass Mr Sandfire schon versucht hat, mich umzubringen«, meinte Kris und schenkte Jack ein aufmunterndes Lächeln. Er wirkte kein bisschen besänftigt. »Es heißt, er hätte den Mann bezahlt, der die letzte Mahlzeit meines früheren Geschwaderkommandeurs, Commodore Sampson, um einen Herzanfall anreicherte. Mit Hilfe seiner Software hatte Sampson die Schiffe von Angriffsgeschwader Sechs im Paris-System daran gehindert zu erfahren, dass ihre Angriffsbefehle Betrug waren.«
»Verdammter Mist!«, gab Jack das Echo zu ihr.
Harvey zuckte angesichts all dieser Antworten auf seine Fragen nach Paris mit keiner Wimper. »Na ja, zumindest ist er weit von uns entfernt.«
»Vorläufig wenigstens«, sagte Kris. Jack betrachtete sie forschend, aber Kris bot keine weiteren Erklärungen, und Jack sagte nichts.
4
K ris trommelte mit den Fingern auf die Frisierkommode, während Abby ihre Haare löste. »Suche nach Schiffen, die in der Woche vor der Bellerophon an Castagon 6 angelegt haben, und besorge ihre Passagierlisten.«
»Ja, Ma’am«, sagte Nelly.
In Jogginghose und Muskelshirt gesellte sich Kris im Wohnzimmer, das jetzt als nachrichtendienstliche Zentrale diente, zu Harvey und Jack. Eine Wand funktionierte als Bildschirm, der zeigte, was sie bislang wussten: nicht viel. Lotty trat ein; niemand schwebte in Gefahr, in dieser Nacht zu verhungern oder ohne Koffeinversorgung zu bleiben.
Während Kris in einem Liegesessel Platz nahm, gab Nelly bekannt, dass ihre Suche nach Schiffen auf Castagon 6 ergebnislos verlaufen war. Nur die Bellerophon hatte in der vergangenen Woche dort angelegt. »Warum fällt es mir schwer, das zu glauben? Nelly, Tru hat Möglichkeiten, fundiertere Nachrichten über den Schiffsverkehr zu
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