Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
entschiedener Professionalität.
»Möchten Sie eine Wette mit mir abschließen, dass nicht schon morgen irgendetwas geschieht, was sie jedem Schutz entzieht, den Sie ihr gewähren können?«
Klaggath kaute auf der Unterlippe. »Heute Morgen dachte ich noch, ich hätte Sie alle unter Schutz.« Er seufzte. »Ich rede mit dem Arzt.«
»Ich rede mit Penny«, sagte Kris. Im Zimmer strich Tom vorsichtig über Pennys Haare. »Penny, macht es dir etwas aus, wenn wir dich hier herausholen? Ich möchte mein Team in der Nähe haben.«
»Wenn es nicht zu viele Schwierigkeiten macht, Eure Hoheit, dann bin ich ziemlich gern in Toms Nähe.«
»Ich denke, das können wir arrangieren«, sagte Kris, schenkte beiden ihrer Freunde das aufmunternde Lächeln, das sie von ihr erwarteten, und überließ sie wieder ihrer Privatsphäre. Sie fand Klaggath draußen auf dem Flur, wo er sich gerade mit zwei Frauen in Weiß auseinandersetzte.
»Wir müssen sie zur Beobachtung hierbehalten«, sagte die eine gerade.
»Sie hatte einen sehr harten Abend«, warf die andere ein.
»Das ist recht offensichtlich«, bemerkte Kris trocken. »Klaggath, können Sie eine Vollzeitpflegerin besorgen?«
»Ich habe schon eine angerufen. Sie erwartet uns am Orbitalfahrstuhl.«
Kris wandte sich an die beiden Ärztinnen und zeigte ihr schönstes königliches Lächeln. »Lieutenant Pasley möchte das Krankenhaus verlassen. Wir haben für ihre Pflege im Hilton auf High Turantic Vorsorge getroffen.«
Die ältere Ärztin spitzte unschlüssig die Lippen. »Sie benötigt Vollzeitversorgung.«
»Sie wurde übel zusammengeschlagen«, gab die andere zu bedenken.
»Die Navy kümmert sich um ihre Leute«, erklärte Kris rundheraus.
»Das sah heute Abend aber nicht danach aus«, sagte die Jüngere.
»Wir machen diesen Fehler nicht zweimal«, sagte Kris und blickte Klaggath an. Der Inspector nickte.
»Wenn sie gehen möchte, können wir sie nicht hierbehalten«, stimmte die ältere Ärztin der Verlegung schließlich zu. »Wir besorgen für mehrere Tage Medikamente aus der Krankenhausapotheke und geben Ihnen auch die Pflegeanweisungen mit. Sollten irgendwelche Änderungen in ihrem Zustand auftreten, müssen Sie sofort einen Arzt konsultieren.«
»Das werden wir«, versprach Kris.
Eine Stunde später setzten sie ihre Flucht ins Werk. Penny saß dabei in einem von Tom geschobenen Rollstuhl. Jedes Mal, wenn Penny scharf Luft holte, reagierte er in einer Art und Weise, als täte ihm dies doppelt so weh. Klaggath hatte nicht nur das reguläre Team im Einsatz; zusätzlich behielten uniformierte Cops jeden möglichen Angriffsweg im Blick.
Auf dem Weg ins Hilton wurden sie nur einmal abgelenkt. Botschafter Middenmite rief an und beschwerte sich darüber,dass sich Kris am vergangenen Vormittag nicht auf der Präsidentenyacht eingefunden hatte. Er bat sie, auf einem Ball am nächsten Tag zu erscheinen und dort Ausgleich zu leisten für all die Verbindungen, die sie nicht geknüpft hatte, die Hände, die sie nicht geschüttelt hatte, und die Wangenküsse, denen sie sich entzogen hatte. Der Mann war vollständig ohne jeden Schimmer. »Ja, ich werde dort sein!«, blaffte Kris, um das Gespräch zu beenden.
In der Suite übernahm die Krankenschwester die Versorgung Pennys, obwohl Abby ebenso fähig schien und in ihren Koffern eine bessere Ausstattung mitbrachte als die Schwester in ihrer Tragetasche.
Sie brachten Penny in Toms Zimmer unter, und er und die Schwester hielten dort fortlaufend Wache. Tom wandte den Blick zu keiner Zeit von Penny; sie ließ ständig eine Hand auf ihm ruhen. Und Kris wusste, dass sie ihnen gab, wonach sie lechzten, die Nähe, aus der sich eine Bindung zu entwickeln versprach, auf die mit großen Lettern für immer geschrieben stand. Sieht so aus, als hielte meine Zukunft ein weiteres Brautjungfernkleid bereit.
Kris seufzte. Ich hätte es Tom sagen sollen. Nur was? Dass ich ihn liebe? Tue ich das? Habe ich das? Ist das jetzt noch von Bedeutung?
Kris verdrückte sich ins eigene Schlafzimmer, wie es sich für eine gute Freundin gehörte, und schaltete das Licht aus. Sie wies Nelly an, sie um fünf Uhr früh zu wecken, legte sich auf den Rücken und versuchte, den Tag zu ignorieren.
14
K ris verspätete sich zu irgendetwas: einer Unterrichtsstunde oder einer Versammlung oder zum Dienst. Sie rannte durch einen langen Flur und probierte jede Tür, an der sie vorbeikam. Manche waren verschlossen. Andere gingen auf. Dahinter erwarteten sie jeweils
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