Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
Schläfen (das hatte Ingrid Demitriou auch getan), stieß ein theatralisches Stöhnen aus, so als hätte er gerade ein falsch gesetztes Minuszeichen am Anfang einer schwierigen Gleichung entdeckt, an der er eine ganze Woche gerechnet hatte, und sagte:
»Darf ich mich für einen Moment setzen? Ich habe ein wenig Kopfschmerzen.«
»Tas ist kanz normal. Tu virst tich kleich vieder pesser fühlen«, sagte das Reptil.
Als der Moment (Graham hatte etwa eine Minute als angemessen veranschlagt) vorüber war, scharten sich alle erwartungsvoll um ihn. Der Osirer hockte sich vor ihn, streckte die Krallen aus, fasste ihn bei den Schultern und sagte:
»Tu pist Korton Kraham, der Keophysiker des Kamanovia-Projekts, richtik?«
Jetzt bloß auf der Hut sein, keinen Patzer machen! »Ja, Herr. Das heißt, einer der Geophysiker.«
»Und tu veißt, vo und an velcher Stelle tiese Maten im Oezanpett eingepflanzt sind, nicht vahr?«
Wieso fragte er das? Das war eine Information, die jedermann zugänglich war. Darüber waren mindestens hundert Artikel in allen möglichen Fachzeitschriften und Illustrierten erschienen. »Ja«, sagte Graham.
»Nun, ich möchte vissen, velche Latunken kezüntet verten müssen, und in velcher Reihenfolke, Tamit Kamanovia noch vor tem neunundzwanzigsten Nofember tieses Jahres an tie Operfläche kommt!«
Darum ging es also! Aber warum, warum bloß? Die Sache ergab noch immer keinen rechten Sinn. Moment – der neunundzwanzigste November war der Tag, an dem der Vertrag zwischen der WF und Teófilo March in Kraft trat. Also musste da irgendeine Verbindung bestehen. Wenn der Kontinent vor diesem Datum an die Oberfläche gehoben wurde, gab das bestimmt einige Verwirrung, aber nichts, was die Juristen der WF nicht wieder hätten ausbügeln können.
Aber ganz davon abgesehen, konnte er diese Frage ohnehin nicht aus dem Stegreif beantworten. Deshalb antwortete er: »Das weiß ich nicht.«
»O toch, tas weißt tu sehr vohl«, beharrte The’erhiya. »Rete, oter vir pringen tich auf antere Veise zum Sprechen!«
»Ich weiß es wirklich nicht.«
Lundquist schaltete sich ein. »Ich glaube, er weiß es wirklich nicht, Boss. Er kann Sie nicht mehr anlügen, nachdem er die Behandlung bekommen hat.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, meldete sich Warschauer zu Wort. Seine Stimme klang noch immer ein wenig nasal. »Manchmal, wenn ein Befehl zu sehr in Widerspruch mit den Zwängen und Hemmungen des Hypnotisierten steht, kommt es trotz der Behandlung noch zu Widerständen.«
»Ich weiß nicht, ob ich Arties Fachchinesisch so ganz folgen kann«, sagte Lundquist, »aber das lässt sich ja schnell herausfinden. Ich brauch ihm bloß mal den Arm ein bisschen umzudrehen …«
The’erhiya hob eine seiner Klauen. »Nein, nein, ich veiß eine viel pessere Methote. Holt toch mal unseren anteren Käst.«
»Ah, ich verstehe«, sagte Lundquist, und ein sadistisches Grinsen huschte ihm über das Gesicht.
Lundquist und Edwards gingen hinaus und kamen gleich darauf mit Jeru-Bhetiru zurück. Die Hände der Krishnanerin waren gefesselt.
»Gorodon!« schrie sie. »Was geht hier vor? Was wollen sie mit uns anstellen?«
»Ich weiß es nicht, Betty«, sagte Graham. »Sie wollen von mir eine – eh – Information, die ich nicht habe.«
»Sie behaupten jedenfalls, dass Sie sie nicht haben«, sagte Lundquist. »So, ihr zwei haltet sie jetzt mal gut fest. Und ihr zwei holt den alten Tisch aus der Küche. Und das Beil.«
Als die beiden mit dem Tisch und dem Beil zurückkamen, sagte Lundquist: »So, mein Freund, jetzt wollen wir doch mal sehen, ob Sie sich nicht vielleicht doch erinnern können, in welcher Reihenfolge die Ladungen gezündet werden müssen. Weil ich nämlich nach Ablauf jeder Minute, in der Ihnen die Antwort nicht einfällt, der jungen Dame ein Glied von ihren hübschen kleinen Fingerchen abhacken werde, so lange, bis keins mehr dran ist.« Er blickte auf die Uhr. »So, die Zeit läuft.«
Sie drückten Bettys Hand auf die Tischplatte und hielten sie dort fest. Sie schrie. Die Kerle ließen sich davon nicht beeindrucken. Lundquist blickte mit einem belustigten Grinsen nach oben. Graham folgte seinem Blick und sah, dass die Zimmerdecke schalldicht war. Einer der Männer hatte vorsichtshalber eine Pistole aus der Tasche gezogen.
Lundquist hob das Beil.
V
Warten Sie!« rief Graham. »Ja?« machte The’erhiya.
Grahams Verstand arbeitete fieberhaft. Wenn es einen Grund für die Annahme gegeben hätte, dass
Weitere Kostenlose Bücher