Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
früh, und das Wasser würde noch ziemlich kalt sein, auch wenn die Luft schon angenehm warm zu sein schien. Nur wenige Unverzagte trauten sich schon ins Wasser. Graham sah den unvermeidlichen Strandangler, der in seinen Hüftstiefeln in der Brandung stand und mit unerschütterlicher Geduld seine Rute auswarf, ohne etwas zu fangen; und den ebenfalls unvermeidlichen jugendlichen Heißsporn, der die Badegäste dadurch nervte, dass er mit seinem schnittigen Heliocoupe unter Missachtung aller Verkehrsvorschriften haarscharf über ihre Köpfe hinwegsauste.
Um die galoppierende Langeweile zu vertreiben, verschlief er den größten Teil des Nachmittags. Das Abendessen war eine richtige volle Mahlzeit, die ihm, wie schon Frühstück und Mittagessen, in seinem Zimmer serviert wurde. Nicht lange nach dem Abendessen drangen von unten leise Geräusche herauf, die darauf schließen ließen, dass jemand Neues angekommen war.
Wenig später öffnete sich die Tür, und Edwards sagte: »Kommen Sie mit!«
Er folgte dem kleinen Mann hinunter in das Wohnzimmer, in dem die anderen schon in einem Halbkreis standen und ihn erwarteten. Er erkannte die drei Männer wieder, mit denen er zwei Abende vorher aneinander geraten war: Lundquist, Edwards und Warschauer – letzterer mit einem Gipsverband auf der Nase. Dann waren da noch zwei Männer, die ihm unbekannt waren, und schließlich zwei Außerirdische: ein dinosaurierartiges Reptil von Osiris mit einem kunstvollen Blau-Gold-Muster auf dem Schuppenleib, und eine ›Affenratte‹ von Thoth (dem anderen zivilisierten Planeten des procyonischen Systems), kaum mehr als einen Meter groß, mit fünfgliedrigen Armen und Beinen.
»Da ist er, Boss«, sagte Lundquist zu dem Osirer.
»Aha«, schnarrte das Reptil. »Kommen Sie und schauen Sie mich an, Mr. Kraham!«
Graham musste genau hinhören, um zu verstehen, was der Osirer sagte. Sein zischender, pfeifender Akzent verzerrte die Laute fast bis zur Unkenntlichkeit. Im Vertrauen auf den Schutz der silbernen Kappe unter seiner Perücke gehorchte er. Gleich darauf fühlte er sich von den stechenden Augen des Reptils fixiert. Er spürte ein Prickeln auf der Kopfhaut, und der Raum um ihn herum schien ein wenig zu verschwimmen.
»Sprechen Sie mir nach!« befahl der Osirer. »Ich, Kordon Kraham …«
»Ich, Gordon Graham.«
»Kelobe, tich, The’erhiya, ten Sha’akhfa …«
»Gelobe, dich, The’erhiya, den Sha’akhfa.« (Zu meinem Eheweib zu nehmen? dachte Graham. Großer Gott, welche Vorstellung!)
»Als meinen unumschränkten Herrn anzuerkennen.«
»Als meinen unumschränkten Herrn anzuerkennen.«
»Pis tu mich wieder freigibst.«
»Bis du mich wieder freigibst.«
»Und teinen Pefehlen treu zu kehorchen …«
»Wie bitte?« sagte Graham.
»Und deinen Pefehlen treu zu kehorchen! Verstehst tu nicht, Plötmann?«
»Beim ersten Mal nicht …«
»Tu vagst es, mein Enklisch zu kritisieren?« zischte das Reptil schrill und bleckte die Krokodilszähne. »Ich spreche perfekt Enklisch! Nicht eine Spur von Akzent!«
Da Graham es für besser hielt, den Osirer, der in diesem Punkt offenbar empfindlich war, nicht weiter zu reizen, sagte er schnell: »Und deinen Befehlen treu zu gehorchen.«
»Selbst pis in ten Tod.«
»Selbst bis in den Tod.«
Amen, fügte Graham in Gedanken hinzu. Das war also dieser Osirer, den Betty auf der Außerirdischen-Fete in Booton kennen gelernt hatte und der zum Schluss inmitten einer Batterie von leeren Ölkännchen gelegen hatte. The’erhiya, der berühmte Spekulant, und der andere war sein thotianischer Partner – wie hieß er doch gleich? Richtig, Adzik. Wenn dieser The’erhiya sich an dem Abend auf der Party nicht so sinnlos betrunken hätte, dann wäre vieles wahrscheinlich ganz anders gelaufen. Der Sha’akhfa wäre zweifelsohne bei der Versammlung der Churchill-Gesellschaft zugegen gewesen, oder aber er hätte zumindest im Hintergrund als Drahtzieher fungiert. Dann hätte die Bande wahrscheinlich nicht diese Schnitzer begangen, die zu der gegenwärtigen Situation geführt hatten.
Die Frage war: Wie verhielt er sich jetzt am besten? Wie benahm sich jemand, der unter osirischer Pseudo-Hypnose stand?
Der einzige Anhaltspunkt, den er hatte, war eine Szene aus dem Film ›Der gefährliche Planet‹, in dem die Hauptfigur, gespielt von Ingrid Demitriou, von dem Schurken, dargestellt von dem berühmten osirischen Schauspieler Faqhisen, ebenfalls unter Pseudo-Hypnose gesetzt wurde.
Er presste die Hände an die
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