Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher

Titel: Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
einen Reißzirkel aus seinem Kasten und kratzte mit der scharfen Spitze an der Stuckschicht herum. Eine dünne Kaskade aus grauem Staub rieselte herunter und verteilte sich auf das darunterliegende Dach. Hoffentlich war die Bande nicht so pingelig, was den optischen Zustand von Aurelios Haus betraf, und inspizierte jeden Tag die Vorderfront!
    Er hatte eine ganze Zeit herumgekratzt, als ihm der Gedanke kam, dass seine Aufpasser jeden Moment die Nase zur Tür hereinstecken konnten, um zu sehen, wie weit er mit seinen Berechnungen war. Da sie ihm seine Uhr abgenommen hatten, wusste er nicht, wie lange er schon gearbeitet hatte. In jedem Fall war es besser, wenn er erst einmal eine Pause einlegte – abgesehen davon tat ihm von der Anstrengung und der ungünstigen Stellung der Arm ganz schön weh. Beim nächsten Mal würde er seine Kratzer zählen, um wenigstens eine ungefähre Vorstellung zu haben, wie viel Zeit vergangen war.
    Er machte sich wieder an seine Berechnungen und arbeitete, bis einer der Männer hereinschaute. Dann begann er wieder zu kratzen. Bald hatte er eine tiefe Rille von etwa zwanzig Zentimeter Länge in die Außenwand längs des Fensterrahmens gekratzt. Wenn er jedes Mal so viel schaffen würde … Mit frischem Elan kratzte er wieder darauflos. Ein Glück, dass er so lange Arme hatte!
     
    Zwei weitere Tage geduldigen Kratzens, und die Rille lief rings um den Fensterrahmen. Graham legte den Zirkel beiseite, wischte sich den Schweiß von der Stirn und umfasste die Gitterstäbe. Der große Augenblick war gekommen. Er zog, und der Rahmen bewegte sich mit knirschenden Geräuschen ein paar Zentimeter auf ihn zu. Ein halbes Pfund Mörtel rieselte aus der Wand und fiel zu Boden.
    Doch plötzlich saß der Rahmen fest, und so sehr Graham auch zerrte, er ließ sich nicht einen Millimeter weiter herausziehen. Als er an der Außenwand entlangfühlte, entdeckte er, dass die Holzleisten, die längs der Außenkanten des Rahmens verliefen, die Ursache dafür waren, dass das Fenster nicht weiter nach innen zu bewegen war. Er musste eine Möglichkeit finden, sie loszubekommen.
    Er inspizierte erneut seine Zeichengeräte und entschied, dass seine Reißschiene viel versprechende Möglichkeiten bot. Der Kreuzkopf war aus Titan und hatte ziemlich scharfe Enden. Natürlich würde das Gerät als Zeicheninstrument nicht mehr viel taugen, nachdem er es als Brechstange zweckentfremdet hatte, aber das ließ sich nicht vermeiden. Er machte sich ans Werk.
    Einen Tag später hatte er alle vier Außenleisten sauber vom Rahmen losgehebelt, abgebrochen und unter seiner Matratze versteckt. Er konnte nur hoffen, dass keiner von der Bande zufällig von außen zu seinem Fenster hochschaute und den bloßliegenden Rahmen sah.
    Erneut zog er an den Stäben. Diesmal ließ sich der Rahmen problemlos so weit nach innen ziehen, wie er wollte.
    Aber er durfte jetzt nichts überstürzen. Während der vergangenen Tage hatte er viel darüber nachgedacht, was er tun würde, wenn er das Fenster erst los hatte: kühn zum Fenster hinausspringen, die nächste Telefonzelle suchen und Sklar anrufen; sich zu Jeru-Bhetirus Fenster hinüberschwingen, sie von seiner Absicht unterrichten oder sie am besten gleich mitnehmen; sich einfach so aus dem Staube zu machen; oder Sklar von einer Telefonzelle aus in Kenntnis setzen und sich dann wieder in sein Zimmer zurückstehlen, bevor jemand etwas von seiner Abwesenheit gemerkt hätte …
    Schließlich rang er sich zu dem Entschluss durch, zumindest den Versuch zu unternehmen, Jeru-Bhetiru auf die Flucht mitzunehmen. Denn wenn er allein abhaute und sie seine Flucht bemerkten, bevor er es schaffte, ihnen die Polizei auf den Hals zu hetzen, war ihr Leben erst recht in Gefahr. Entweder erschossen sie das Mädchen dann sofort, oder sie flohen vor dem Eintreffen der Polizei und nahmen sie erneut als Geisel mit, oder es kam vielleicht zu einem Schusswechsel mit der Polizei, und sie kam durch eine verirrte Kugel ums Leben. Es gab nur eine Möglichkeit: er musste sie mitnehmen!
    Er säuberte den Fußboden vom Mörtelstaub und wartete, bis Edwards mit dem Abendbrottablett kam. Letzterer fragte:
    »Wie kommen Sie mit Ihren Berechnungen voran? Der Boss wird langsam ungeduldig.«
    »Ich müsste in ein paar Tagen fertig sein«, antwortete Graham.
     
    Es wurde dunkel. Graham wartete, bis der Wachtposten aus dem Haus kam, um seine Runde zu machen. Sobald er um die Ecke verschwunden war, packte Graham die Gitterstäbe und zog

Weitere Kostenlose Bücher