Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
Unternehmen durchführen.«
Varnipaz und Graham wechselten einen vielsagenden Blick.
»Der Mann, der Ihnen weiterhelfen kann«, fuhr der Colonel fort, »ist mein geschätzter Kollege Kommandant Schmitz von der Bundesdistriktspolizei. Ich gebe Ihnen eine Nachricht an ihn mit. Sie finden ihn im Bundesdistriktsgebäude …«
»Pardon«, sagte Graham, »aber ist das dasselbe wie die Bundespolizei?«
»Oh, keineswegs! Das hier ist das Bundesdistrikt, so ähnlich wie bei Ihnen das Distrikt Columbia. Die Stadt Rio de Janeiro liegt innerhalb dieses Distrikts, aber sie deckt nicht die gesamte Fläche des Distrikts, welches daher seine eigene Polizei hat. Drücke ich mich klar aus?«
Sie bedankten sich bei Coelho und machten sich auf die Suche nach dem Bundesdistriktsgebäude. Nachdem sie sich mehrere Male in den zahllosen kleinen Nebenstraßen verlaufen hatten, die von den großen Prachtboulevards abgingen, fanden sie das Gebäude schließlich und nahmen im Vorzimmer von Kommandant Schmitzens Büro Platz.
Diesmal dauerte es vierzig Minuten. Als sie endlich hereingerufen wurden, hatten sie es geschafft, eine ganze Tageszeitung, die Graham inzwischen draußen an einem Kiosk gekauft hatte, von der ersten bis zur letzten Seite durchzulesen.
Kommandant Affonso Schmitz, ein kleiner Terrier von einem Mann mit rotem Borstenhaar, hörte sich ihre Geschichte an und bellte: »Coelho muss übergeschnappt sein, Sie ausgerechnet zu mir zu schicken! Ich habe gar keine Befugnis zu einem solchen Unternehmen, und mein Jahresbudget ist auch so weit zusammengestrichen worden, dass ich kaum noch meinen eigenen Pflichten nachkommen kann. Meine Herren, Sie können sich gar keine Vorstellung machen, wie schwer es ist, mit einer so kleinen Truppe wie meiner die Gebirgsregion rings um Rio in Ordnung zu halten. Wenn Sie diese Milreis-Fuchser in der Gesetzgebenden Versammlung überzeugen könnten … Aber ich denke, das führt jetzt zu weit. Ich bin sehr verärgert über Coelho, dass er die Unverfrorenheit besitzt, mir ein derartig haarsträubendes Problem auf den Hals zu laden! Grotesk, das! Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, gehen Sie zu Kommodore de Andrada von der Staatspolizei von Rio de Janeiro. Wenn einer Ihnen weiterhelfen kann, dann er. Ich gebe Ihnen eine Nachricht …«
»Verzeihen Sie«, warf Graham schüchtern ein, »aber ist das denn was anderes als die Stadtpolizei von Rio oder die Bundesdistriktspolizei?«
»Aber ja! Wir haben eine Stadt Rio und einen Staat Rio, genauso wie Sie eine Stadt Washington und einen Staat Washington haben, was, wie Sie ja an letzterem Beispiel sehen, nicht unbedingt heißen muss, dass beide miteinander deckungsgleich sind – obwohl in unserem Fall der Staat Rio de Janeiro das Bundesdistrikt Rio de Janeiro einschließt, auf dessen Gebiet wiederum die Stadt Rio de Janeiro liegt …«
Da es mittlerweile schon gegen Nachmittag ging, bekamen die beiden allmählich Hunger. Auf dem Weg zum Regierungspräsidium, in dem auch die Staatspolizei beheimatet war, machten sie an einer Imbissstube halt und aßen ein Brötchen. Zwischen zwei Schlucken Kaffee meinte Graham:
»Wenn das so weitergeht, ist die Flutwelle schon vorbei, ehe wir aus Rio wegkommen.«
Varnipaz nickte grimmig. Sie zahlten und stapften weiter zu ihrem nächsten Ziel. Diesmal dauerte die Wartezeit im Vorzimmer fast zwei Stunden – der Kommodore hielt gerade seinen Mittagsschlaf.
Als sie schon der Verzweiflung nahe waren, wurden sie endlich hereingebeten. Kommodore de Andrada entpuppte sich als ein schlanker, elegant gekleideter alter Knabe mit einem sorgfältig gestutzten grauen Schnurrbart. Er lauschte ihrer Geschichte mit gespannt vorgerecktem Kinn und einem Ausdruck von Mitleid im Gesicht. Als sie fertig waren, antwortete er:
»Oh, es bricht mir das Herz und zerreißt mir die Brust, dass ich Ihnen nicht helfen kann. Und das in einer solch wahrhaft romantischen Angelegenheit! Zwei tapfere junge Männer, die ausziehen, die geraubte Prinzessin von einem fernen Planeten aus den Händen abgefeimter Schurken zu befreien! Wäre ich jünger, ich würde sofort mitfliegen. Doch wie die Dinge liegen, muss ich Ihnen Ihre Bitte zu meinem größten Bedauern ausschlagen. Sehen Sie, für eine solche Aktion brauchte ich die Zustimmung der Gesetzgebenden Versammlung des Staates Rio de Janeiro. Aber zum einen tagt diese zur Zeit nicht, und zum andern würde es – selbst wenn sie tagen würde – Wochen dauern, solch einen Antrag durch die einzelnen
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