Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
Gremien und den Verwaltungsapparat zu boxen. Und drittens haben seit der letzten Wahl die Liberalen die Mehrheit, während ich als Anhänger der Sozialisten bekannt bin. Und natürlich warten die Liberalen nur darauf … Aber ich denke, Sie verstehen schon, was ich meine.
Aber lassen Sie den Kopf nicht hängen. Wenn Sie nächsten Monat noch einmal wiederkommen, wenn die Sitzungsperiode des Parlaments wieder begonnen hat, dann werde ich, Luiz de Andrada – selbst auf die Gefahr hin, mir damit die Zukunft meiner Karriere zu verbauen – mich für eine Sondergenehmigung stark machen …«
»Ich fürchte, das wäre ein wenig zu spät«, sagte Graham.
»Ah, Ihr Americanos do Norte, immer in Eile! Ihr versteht eben nicht zu leben. Ihr solltet eine Weile hier bleiben und von uns lernen … Aber verzweifeln Sie nicht; kein wahrer Brasilianer hat je einen Fremden, der Hilfe suchte, die Tür gewiesen, oder einen Stein gegeben, wenn er Brot brauchte. Ich werde Ihnen ein Schreiben an General Vasconcellos von der Bundespolizei mitgeben …«
»Verzeihung«, sagte Graham, »aber ist das was anderes als die Bundesdistriktspolizei? Dort waren wir nämlich schon.«
»Oh, aber sicher ist das etwas anderes. Die Bundespolizei ist die nationale Polizeitruppe. Sie ist das, was die Armee wäre, wenn die einzelnen Nationen noch Armeen haben dürften …«
General Vasconcellos, in dessen Vorzimmer sie zu ihrem Erstaunen lediglich fünfundzwanzig Minuten ausharren mussten, entpuppte sich als ein untersetzter Schwarzer mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Raums, saß sein Adjutant, ein gutaussehender junger Mann, dessen Namensschild auf dem Schreibtisch ihn als Leutnant Manoel Gil auswies.
Als Varnipaz ihre Geschichte zum vierten Mal erzählt hatte, sagte General Vasconcellos: »Da Sie bereits bei Coelho, Schmitz und de Andrada waren, dürfte dies wohl Ihre letzte Anlaufstation in Brasilien sein. Nun würde ich Ihnen ja durchaus gern helfen, aber …«
Aha, dachte Graham, das habe ich doch schon mal gehört …
»Aber«, fuhr General Vasconcellos fort, »mir missfällt der Gedanke, meine Truppen auf dem Felsen landen zu lassen, wo jeden Moment die Flutwelle eintreffen kann. Wenn sie nun ertrinken …«
»Das ist sehr unwahrscheinlich, Sir«, sagte Graham. »Tsunamis sind selten höher als dreißig Meter, und die Insel ist viel höher als das.«
»Aber man kann nie wissen; immerhin ist das die erste Flutwelle, die durch ein von Menschenhand hervorgerufenes Erdbeben erzeugt wird. Und bedenken Sie, die Geisel ist keine brasilianische Staatsbürgerin, ja nicht einmal Terranerin. So sehr ich ja Ihr durchaus lobenswertes Engagement verstehe, aber stellen Sie sich vor, welches politische Kapital meine Gegner daraus schlagen würden, wenn ich ein Dutzend brasilianische Jungs in den Tod schicke, nur um eine Außerirdische zu retten!«
»Aber …«, setzte Graham zaghaft an.
Vasconcellos hob die Hand. »Ich weiß, was Sie sagen wollen, aber ich fürchte, ich kann nichts für Sie tun. Die Insel Ascension untersteht nicht brasilianischer Verwaltungshoheit …«
»Brasilien verwaltet doch aber ihre Post mit.«
»Aber das ist etwas anderes als Amtshoheit. Sobald der Vertrag mit March ausläuft, fällt die Souveränität der Insel wieder an die Weltföderation zurück, bis der neugeschaffene Kontinent kultiviert und besiedelt ist, aber bis zum Auslaufen des Vertrages bleibt Ascension eine unabhängige Nation. Niemand könnte Senhor March daran hindern, sie an die Marsianer zu verkaufen, wenn er das wollte, abgesehen davon, dass er sich bereits vertraglich verpflichtet hat, sie an eure Herren zu verkaufen.«
Graham und Varnipaz saßen mit betretenen Gesichtern da, bis Varnipaz sagte: »Da die Insel ursprünglich den Briten gehört hat, müsste doch eigentlich Großbritannien eine gewisse Verantwortung dafür tragen, ob es nun will oder nicht. Könnten wir denn wenigstens nach Britannien fliegen und dort um Hilfe nachsuchen? Wie weit ist das von hier?«
Graham schüttelte den Kopf. »Ein Drittel des gesamten Erdumfangs. Außerdem würde uns dort mit Sicherheit dieselbe nutzlose Rennerei von einer Behörde zur anderen erwarten.«
»Ich muss sagen«, knurrte Varnipaz, »ich bekomme allmählich eine immer schlechtere Meinung von diesem ach so zivilisierten Planeten! Brasilien will uns aus diesem Grund nicht helfen, Großbritannien aus jenem, die Weltföderation wieder aus einem dritten. Wenn das hier
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