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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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müssen, werden wir gerüstet sein.«

7
    Dass König Azenors Palast viele Ohren hatte, war in Baha-Uddin ein offenes Geheimnis, dem niemand wirklich nachspürte, weil es zu viele gab, die einen Vorteil aus den heimlichen Lauschern zogen. General Triffin hatte sich bisher nie darum gekümmert. Er war ein aufrechter Mann, der – mit einer Ausnahme – sowohl zu seinen Taten als auch zu seinen Worten stand und immer offen seine Meinung vertrat. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass seine Unterredung mit dem König, die Nachricht vom Tod des Prinzen und dem Fall der Festung am Gonwe lange geheim bleiben würden. Dass sie sich jedoch wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitete, überraschte ihn.
    Als er am Morgen nach der Unterredung in einer der unzähligen Tavernen seine Morgenmahlzeit hatte zu sich nehmen wollen, war er vom Wirt erkannt und sofort mit Fragen bestürmt worden. Kurz darauf war die Schankstube so übervoll mit Neugierigen gewesen, dass Triffin sich wie ein Dieb aus der Hintertür geflüchtet hatte. Aber auch auf der Straße war ihm keine Ruhe vergönnt gewesen. Immer wieder war er erkannt und von den Menschen mit Fragen bedrängt worden. Von Müttern, die um ihre Söhne bangten, von Frauen, die wissen wollten, ob ihre Männer noch am Leben waren, und von Männern, die sich nach dem Fall der Festung um die Sicherheit des Landes sorgten. Der Rückweg zum Palast, in dem der General für die Dauer seines Aufenthalts Quartier bezogen hatte, war zu einem wahren Spießrutenlauf geworden, der erst am eisernen Tor des Palastes ein Ende gefunden hatte.
    Nun saß Triffin allein im leeren Speisesaal und sann darüber nach, wie sich die Dinge entwickeln würden. Dass die Rakschun versuchen würden, den Gonwe zu überqueren, daran bestand für ihn kein Zweifel. Die Frage war nicht, ob sie es tun würden, sondern wann sie die nötigen Vorbereitungen dafür abgeschlossen hatten und wie er sich mit seinem kleinen Heer der Übermacht erwehren sollte. Triffin machte sich nichts vor. Unmittelbar vor dem Rückzug hatte er einen Blick auf das gewaltige Heer der Rakschun werfen können, das von allen Seiten auf die Festung eindrang. Selbst wenn es Hunderte gewesen waren, die bei der Sprengung der Brücke ihr Leben verloren hatten, so waren sie doch nur ein Bruchteil der Krieger gewesen. Verluste, die von den verhassten Feinden vermutlich schneller ersetzt werden konnten, als es den Truppen Baha-Uddins möglich war.
    General Triffin ballte die Fäuste. Er hasste es, keine Antworten zu haben. Wie sollte er mit den wenigen Männern, die ihm geblieben waren, eine zehnfache Übermacht aufhalten? Wie sollte er mit einer Handvoll Kundschafter einen ganzen Flusslauf im Auge behalten? Bisher hatten sich die Kämpfe auf die Festung konzentriert, denn diese hatte die einzige Furt bewacht, an der man eine Brücke erreichen konnte. Jetzt war die Brücke zerstört. Wenn die Rakschun Boote bauten, konnten sie diese überall einsetzen und den Fluss unbemerkt überqueren.
    Der General seufzte tief. Die Festung war gefallen. Die Rakschun hatten einen Sieg errungen, die Schlacht aber hatten sie noch nicht gewonnen. Das Schicksal gewährte den Truppen Baha-Uddins einen kleinen Aufschub, den es zu nutzen galt, aber Triffin wusste, dass auch dieser am Ende vermutlich nicht genügen würde, um das Blatt zu wenden. Wenn kein Wunder geschah, war seine Heimat verloren.
    »Sieht nicht gut aus, da oben am Gonwe, nicht wahr?«
    Triffin blickte auf und sah einen Mann mittleren Alters vor sich, der auf dem Kopf eine schäbige Lederkappe trug, unter der ein paar Büschel schwarzen Haares hervorschauten. Über dem rundlichen Bauch spannte sich eine dicke Lederschürze, die abgenutzt und fleckig war. Er stand am Nachbartisch, hatte sein Bündel abgestellt und schaute mit unverhohlener Neugier zu ihm herüber. Triffin hatte nur wenig Lust, sich in ein Gespräch verwickeln zu lassen.
    »Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich schlechte Nachrichten in der Stadt herumsprechen«, erwiderte er matt.
    »Das Gerede der anderen kümmert mich nicht«, erwiderte der Mann redselig. »Da wird zu viel hineingetragen, das nicht der Wahrheit entspricht.« Er grinste. »Ich habe meine eigene Quelle.«
    »So? Und welche?« Die Worte des Fremden ließen Triffin aufhorchen. Gab es womöglich Spione im königlichen Heer?
    »Meinen Sohn.« Der Mann trat näher und setzte sich wie selbstverständlich dem General gegenüber. »Er schickt mir regelmäßig

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