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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Menschen sprechen würdest. Sie haben große Angst.«
    »Zu Recht.« Noelani schwang die Beine aus dem Bett und kleidete sich an. »Es ist gut, dass du ihnen Aufgaben gegeben hast«, sagte sie. »Die Arbeit lenkt sie ab.«
    »Es wäre trotzdem sehr wichtig, wenn du ein paar Worte an sie richten würdest. Sag etwas, das sie aufbaut. Die meisten haben nicht viel mehr als ihr Leben retten können. Ein wenig Hoffnung …«
    »Hoffnung?«, fiel Noelani Jamak ins Wort. »Es gibt keine Hoffnung. Nicht für uns und nicht für diese Insel.«
    »Woher weißt du das?« Jamak schaute Noelani fragend an, zögerte kurz und fragte dann: »Hast du es gesehen? Hast du herausfinden können, woher die giftigen Dämpfe stammen?«
    »Ja. Ja, das habe ich.« Noelani nickte. »Die Dämpfe stammen von einem Berg, weit draußen auf dem Meer, der offenbar immer wieder giftigen Rauch ausstößt. Allein dem Wind, der in den vergangenen Jahrhunderten günstig stand, haben wir es zu verdanken, dass diese Rauchwolken Nintau nicht viel öfter erreicht haben. Es ist, wie ich schon vermutet habe: Die Legende von dem Angriff des Dämons ist eine einzige Lüge.«
    »Wirst du es den anderen sagen?«
    »Ja.« Noelani nickte ernst. »Sie müssen es wissen. So werden sie erkennen, dass unser Volk nur dann eine Zukunft hat, wenn wir die Insel verlassen und uns auf den Weg machen, um eine neue Heimat zu suchen.«
    »Aber wir haben keine Schiffe.«
    »Dann müssen wir welche bauen.«
    »Und der Nebel?«, fragte Jamak. »Wie sollen wir Schiffe bauen, wenn wir nicht an den Strand hinuntergehen können?«
    »Der Nebel wird uns nicht mehr lange bedrängen«, erwiderte Noelani mit fester Stimme. »Der Berg beruhigt sich. Er stößt keinen Rauch mehr aus. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen.«
    »Aber der Nebel steigt.« Jamak schien Noelanis Zuversicht nicht teilen zu können.
    »Ja, noch.« Noelani lächelte. »Aber nicht mehr lange. Wir werden auf dem Berg ausharren, bis Wind aufkommt und ihn vertreibt. Oder bis er von alleine abgezogen ist. Das kann nicht mehr lange dauern. Der Legende nach hielt er sich auch damals nur wenige Tage.« Noelani legte alle Zuversicht, die sie aufbringen konnte, in ihre Worte. »Sobald der Wind den Nebel fortgetragen hat, werden wir mit der Arbeit beginnen.«

2. Buch
    Das Land der Hoffnung

1
    Baha-Uddin, sechs Monate später …
    »Kannst du etwas sehen? Hörst du etwas?« Ungeduld und eine große Unruhe spiegelten sich in den geflüsterten Worten von General Triffin, als er sich dem Hauptmann zuwandte, der neben ihm ritt.
    »Nein.«
    »Verdammt.« Triffin spie auf den Boden. Das gesunde Auge zu einem schmalen Schlitz verengt, starrte er in die mondlose Dunkelheit über dem Gonwe und lauschte, aber sosehr er sich auch bemühte, nichts deutete darauf hin, dass das Boot zurückkehrte.
    Sollte am Ende alles vergebens gewesen sein? Die Aufzucht der Sprenkeltauben, die monatelange Ausbildung des stummen Arkon im Umgang mit ihnen? Die Anstrengung des jungen Schmieds zu lernen, sich wie ein echter Rakschun zu benehmen und sich die fremde Sprache anzueignen? Triffin ballte die Fäuste. In dieser Nacht würde sich entscheiden, ob die Mühe der vergangenen Monate Früchte tragen und sein Plan gelingen würde. Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Gern hätte er Arkon noch länger bei Mael und den Tauben gelassen, um die Ausbildung zu beenden. Aber Zeit war ein kostbares Gut, das er nicht besaß.
    Die großen Flöße, die seit Monaten auf der anderen Seite des Flusses zusammengezimmert wurden, waren selbst aus großer Entfernung gut zu erkennen und ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Angriff der Rakschun näher rückte. Doch das allein war zu wenig. Um eine schlagkräftige Verteidigung vorzubereiten, musste Triffin mehr und vor allem genauere Angaben haben. Wie viele Krieger umfasste das Heer? Wo würden sie übersetzen und vor allem wann?
    Der Plan, einen Spitzel über den Gonwe zu schicken, der ihm die Antworten auf die drängenden Fragen zukommen ließ, war Triffins einzige Hoffnung, den Siegeszug der Rakschun aufhalten zu können. Nur wenn er seine Truppen im richtigen Moment an der richtigen Stelle positionierte, bestand noch Aussicht, die Invasoren zurückzuschlagen.
    Nur dann …
    Triffin nahm einen tiefen Atemzug. Trotz aller Anstrengungen war es ihm in den Monaten nach dem Fall der Festung nicht gelungen, die Schlagkraft des königlichen Heeres wiederherzustellen. Zu wenige der Männer, die man noch

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