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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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an der die Festung gestanden hat. Eine andere Möglichkeit, den Fluss zu überqueren, haben sie nicht.«
    »Sie könnten Boote und Flöße bauen. Oder eine Brücke.«
    »Wie denn?« Der König stieß ein spöttisches Lachen aus. »Sie haben doch kein Holz.«
    »Sie haben die Überreste der Festung und die der Brücke«, gab General Triffin zu bedenken. »Und sie sind nicht so dumm, wie manch einer hier gern glauben möchte.«
    »Nun denn, wenn du die Rakschun so gut kennst, hast du sicher einen Plan, wie wir uns dieser Barbaren in Zukunft erwehren können.« Etwas Lauerndes lag im Blick des Königs, als er seinen General von der Seite her anschaute.
    »Wie wir uns ihrer erwehren können, weiß ich noch nicht«, gab Triffin zu. »Aber wenn es uns gelingt, einen Spitzel bei ihnen einzuschleusen, wären wir vorbereitet, was immer sie auch planen.«
    »Einen Spitzel?«, rief Fürst Rivanon aus. »Wie, bei den Pforten des Antavta, soll uns das gelingen? Willst du dir das Gesicht mit Schlamm färben, bis es die Farbe der Barbaren trägt, und die Haare schwärzen und dann über den Gonwe schwimmen? – Wohl kaum. Aber selbst wenn es uns gelingen sollte, einen Spitzel unter diese Barbaren zu bringen, wie soll er uns Bericht erstatten? Mit Trommelzeichen, Hornsignalen oder Rauchzeichen?« Er lachte über seine eigenen Worte und schüttelte den Kopf. »Mein lieber Triffin, dein Plan mag reizvoll sein, aber ich fürchte, er ist undurchführbar.«
    »Nicht so voreilig, junger Fürst.« Triffin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte sich seine Worte sehr genau überlegt und war entschlossen, den Plan durchzusetzen. »Ich habe unter meinen Männern einen zuverlässigen Waffenschmied, der nur der Abkömmling eines Bastards sein kann. Obwohl es schon viele Generationen zurückliegen muss, dass einer seiner Ahnen ein Rakschun war, trägt er noch heute die Züge der Barbaren. Diesem Mann wäre es ein Leichtes, sich unter die Rakschun zu mischen.«
    »Ohne die Sprache zu sprechen und zu verstehen?« Fürst Rivanon blieb skeptisch. »Wohl kaum.«
    »Er ist stumm.«
    »Stumm?« Rivanon horchte auf. »Das ist nicht dein Ernst – oder? Ein stummer Spitzel wird kaum …«
    »Er kann lesen und schreiben …«
    »Oh, ein Gelehrter.«
    »… und er hasst die Rakschun, die ihm einst in Gefangenschaft die Zunge herausschnitten, weil er ihnen nicht verraten wollte, wo unser Spähtrupp lagerte.«
    »Oh, ein Held ist er auch.« Rivanon machte keinen Hehl daraus, wie wenig er von dem Plan hielt. In spöttischem Beifall schnalzte er mit der Zunge und sagte kühl: »Ich bin dagegen.«
    »Und ich bin dafür.« General Triffin erhob sich, suchte den Blick seines jugendlichen Gegenübers und hielt ihn fest. »Aber wenn du einen besseren Plan hast – nur zu. Wir hören.«
    »Nun … also … ich … ich meine … ich denke …«
    »Also nicht.« General Triffin nickte und schaute die Ratsmitglieder nacheinander scharf an. »Vielleicht hat sonst einer einen besseren Plan?«, fragte er herausfordernd und bemerkte zufrieden, wie einer nach dem anderen den Blick senkte. Rivanon hingegen hatte nicht vor, so schnell aufzugeben. »Du hast uns noch nicht verraten, wie wir die Botschaften erhalten können«, sagte er gerade so laut, dass alle es hören mussten, und fügte spöttisch hinzu: »Von einem Stummen.«
    »Er wird uns schreiben.« Nicht die kleinste Regung in Triffins Gesicht verriet, wie sehr er sich über Rivanons Gehabe ärgerte.
    »Schreiben?« Der junge Fürst lachte, als habe Triffin sich einen Scherz erlaubt. »Wunderbar, dann muss er ja nur noch über den Gonwe schwimmen und die Nachricht im Heerlager abgeben. Das ist wahrlich ein grandioser Plan. Soweit ich weiß, ist es noch niemandem gelungen, den Gonwe schwimmend zu passieren.«
    Er warf einen beifallheischenden Blick in die Runde und nickte Triffin ritterlich zu, als auch andere in sein Lachen einstimmten.
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Triffin gelassen. »Die Nachricht wird aus der Luft kommen.«
    »Aus der Luft?«, riefen einige Ratsmitglieder erstaunt aus, und Rivanon fragte spitz: »Soll das heißen, dass dein stummer Schreiberling fliegen kann?«
    »Er nicht, aber seht selbst.« Triffin drehte sich um und gab dem Lakaien an der Tür ein Zeichen. Dieser öffnete die Tür und gewährte einem feisten Mann mit schäbiger Lederschürze Einlass, der einen verhangenen Vogelkäfig mit sich führte, aus dem ein leises Gurren zu hören war.
    »Triffin! Was erlaubst du

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