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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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König Azenors Anweisungen gefolgt, hatte dann aber eingesehen, dass die wenigen Truppen in der Hauptstadt vermutlich wirklich nicht ausreichten, um die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten.
    Und nun das!
    Triffin spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Es war unglaublich. Anstatt die Truppen in der Stadt einzusetzen, wie er es angekündigt hatte, hatte der König offenbar die Hälfte der Männer in den Palast beordert, um sich und sein Hab und Gut in Sicherheit zu wissen. Nur mit Mühe gelang es Triffin, äußerlich gelassen zu bleiben, als er das Zimmer des königlichen Sekretärs betrat, der die Audienzen beim König regelte.
    »Ah, General Triffin.« Der Sekretär, ein hagerer alter Mann mit Halbglatze und ergrautem Haarkranz, schaute von den dicken ledergebundenen Büchern auf, die er gerade studierte, und schenkte Triffin ein faltiges Lächeln. »Gerade gestern sprach der König von Euch.«
    »Und schon bin ich da.« Der saloppe Tonfall entsprach keineswegs Triffins Gemütsverfassung, war aber nötig, um ebendiese vor dem Sekretär zu verbergen. Mit einem Kopfnicken deutete er auf die Tür zum Thronsaal und fragte: »Ist er da? Kann ich zu ihm?«
    »Nun, das … das weiß ich nicht.« Die direkte Art schien den Sekretär zu überraschen. Unbeholfen erhob er sich, stolperte über ein Stuhlbein und stammelte verlegen: »Wartet hier. Ich … ich sehe nach.«
    »Tu das. Und beeil dich.« Triffin war zu schlecht gelaunt, um freundlich zu sein. Dabei konnte der Sekretär sicher am wenigsten etwas für Azenors völlig überzogenes Sicherheitsbedürfnis.
    Es dauerte keine drei Minuten, da tauchte der Sekretär wieder auf. »Der König speist gerade«, erklärte er mit gewichtiger Miene und fügte gönnerhaft hinzu: »Aber er empfängt Euch.«
    »Zu gütig.« Triffin deutete mit einem Kopfnicken eine Verbeugung an, deren Spott dem Sekretär nicht entgehen konnte, durchquerte den kleinen Raum und betrat den Thronsaal durch eine Nebentür.
    König Azenor speiste wie immer allein an einem kleinen Tisch, ganz in der Nähe des prächtigen Throns aus poliertem und mit Ornamenten reich verziertem Felsgestein. Sein langer schwarzer, mit Goldfäden verzierter Mantel aus Onyxpantherfell bildete einen starken Kontrast zu den schlohweißen Haaren, die in jungen Jahren einmal so schwarz wie der Mantel gewesen sein sollten.
    Als Triffin eintrat, legte der König die gebratene Taubenbrust aus der Hand, von der er gerade gekostet hatte, wischte die Finger an einem Tuch ab und gab dem General durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er näher treten solle.
    »Mein König.« Triffin trat vor und verneigte sich ehrerbietend. »Ich habe Nachricht von Arkon erhalten.«
    »Ah. Ja. Wunderbar! Und?« Der König schaute ihn aufmerksam an. Als Triffin nicht sofort antwortete, hakte er nach: »Was konnte er herausfinden? Wie viele Rakschun lagern auf der anderen Seite des Gonwe? Tausend? Zweitausend? Fünftausend? Welche Waffen haben sie? Wie weit sind sie mit den Vorbereitungen für den Überfall? Und wann und wo werden sie zuschlagen?«
    »Mit Verlaub, Euer Majestät, aber so schnell konnte Arkon das sicher nicht in Erfahrung bringen«, versuchte Triffin die Neugier des Königs zu mäßigen. »Bedenkt, dass er den Gonwe erst vor wenigen Tagen überquert hat und sich in die Rolle eines Rakschun einfinden muss. Er ist ein Fremder, dem man gewiss zunächst mit Misstrauen begegnet. Es wird sicher noch eine Weile dauern, ehe er …«
    »Willst du damit sagen, dass es keine Neuigkeiten gibt?« Azenor verzog das Gesicht wie ein enttäuschtes Kind.
    »Keine würde ich nicht sagen. Immerhin ist es uns zum ersten Mal gelungen, eine Taube mit einer Nachricht mitten aus dem Herzen des Feindes in die Hauptstadt zu schicken«, beeilte sich Triffin zu erklären. »Wir sind auf dem richtigen Weg, obwohl Rivanon und seine Gefolgsleute bis heute daran gezweifelt haben, dass mein Plan aufgehen würde. Nun aber ist die Taube aus dem Lager der Rakschun bei Sonnenaufgang angekommen und hat den Beweis erbracht, dass ein Austausch von Nachrichten innerhalb kürzester Zeit möglich ist.«
    »Beweise, Beweise …« Azenor seufzte und schüttelte den Kopf. »Mein lieber General«, hob er an, während er wieder nach der Taubenbrust griff. »Deine kleine Meinungsverschiedenheit mit Rivanon interessiert mich nicht. Was ich benötige, sind Zahlen und Tatsachen.«
    »Die werden wir bekommen.« Triffin ließ sich nicht beirren. »Wie Arkon berichtet, ist es ihm

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