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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dass der Stein in derselben Nacht verschwunden ist wie du, und werden ihre Schlüsse ziehen, wenn er jetzt mit dir wieder auftaucht. Ich werde einen bestimmten Moment abwarten und ihnen dann die Offenbarung so vollziehen, dass kein Verdacht auf dich fällt. Ich werde einen neuen Schrein für die Göttin bauen, größer als der alte. Ich werde ein großes Fest ausrichten und die Menschen wissen lassen, dass ihre Göttin zu ihnen zurückgekehrt ist.« Avram sagte zerknirscht: »Ich habe all dieses Unglück verschuldet. Wie kann ich Buße tun und meinem Volk das Glück zurückbringen?«
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Hast du Yubal schon deine Verehrung bezeugt? Das musst du tun, Avram. Geh und bete zu ihm.
    Yubal war ein weiser Mann. Er wird dir den Weg zeigen.« Und mit bebender Stimme fügte sie noch hinzu: »Gesegnet seist du, dass du den Geist der Göttin zurückgebracht hast, jetzt wird sie ihre Kinder mit Glück und Wohlstand segnen.«
    Beim Hinausgehen wandte Avram sich um. »Marit ist kinderlos.
    Kannst du ihr helfen?«
    »Sie kam zu mir, und wir haben es Jahr für Jahr versucht. Mit Amuletten, Tränken, Gebeten und Beschwörungen. Ich ließ sie Plazenta essen und Rauch einatmen. Aber Monat für Monat kam ihr Monatsfluss wieder.« Reina drückte den blauen Stein an die Brust, und ihr Gesicht leuchtete wie in vergangenen Tagen. »Vielleicht gibt es jetzt neue Hoffnung, denn noch ist Marit im gebärfähigen Alter.«
    Avram betrat seines Bruders Zelt und fand die Altarnische mit den kleinen Statuen der Ahnen. Yubals Statue hatte die Gestalt eines Wolfs, und Avram erinnerte sich an den Wolfszahn, den er von Yubal bekommen hatte. Jetzt sprach er zu seinem verehrten Abba:
    »All die Tage auf meiner Flucht, als ich fremde Länder und Orte durchquerte, glaubte ich, unter dem Schutz des Wolfgeistes zu stehen. Nun aber weiß ich, dass du es warst, Abba. Du bist mit mir gewandert, hast mich geführt und vor allen Gefahren bewahrt.« Er nahm den kleinen steinernen Wolf auf und küsste ihn. »Abba, ich schwöre bei deinem Geist und den Geistern unserer Vorfahren, dass ich alles wieder gutmachen werde, was ich unserem Volk angetan habe.«
    Im Traum sprach Yubal zu ihm. Den blauen Stein der Göttin in der Hand haltend, sagte er: »Du musst eine Befestigungsmauer um die Siedlung bauen. Eine Mauer und einen Turm.«
    »Morgen werde ich Bäume fällen«, antwortete Avram im Traum.
    »Keine Bäume. Die Mauer darf nicht aus Holz sein, denn Holz kann brennen.«
    »Aus Ziegeln also. Ich werde sogleich anfangen, welche zu brennen.«
    Doch Yubal schüttelte das Haupt. »Lehmziegel weichen im Regen auf.« Er hielt Avram den blauen Stein hin. »So musst du bauen. Die Mauer muss so hart wie das Herz der Göttin sein.« Als Avram erwachte, wusste er, was zu tun war. Nach einem raschen Frühstück zog er sich seine Fellhose und Stiefel an, den Oberkörper ließ er nackt. Bevor die Sonne über den östlichen Bergen aufging, hatte er bereits Hadadezers Esel angespannt und zog in die nahe gelegenen Hügel hinauf. Er schuftete den ganzen Tag, schaufelte die Erde mit bloßen Händen beiseite und grub riesige Felsbrocken und Steine aus. Die wuchtete er in die Tragekörbe der Esel und brachte sie zu Tal, wo er sie neben der Ewigen Quelle ablud. Ohne einen Blick auf die verwunderten Zuschauer zu verschwenden, kehrte er in die Hügel zurück.
    So ging er unter den verwunderten Blicken der Einwohner Tag für Tag seiner Arbeit nach, brach Felsbrocken und Steine aus den Hügeln, die er wortlos neben der Quelle auftürmte. Je mehr Menschen sich an der Quelle versammelten, desto irritierter wurden sie und begannen sich zu fragen, ob Avram verrückt geworden sei.
    Sie sprachen ihn an, wollten wissen, was er da tat, aber er reagierte nicht. Mit grimmiger Entschlossenheit widmete er sich seiner Aufgabe, denn er wusste, erst wenn die Mauer und der Turm standen, würden ihm seine Sünden vergeben sein. Er arbeitete bis zum Umfallen, aß kaum, schlief kaum, bis er eines Tages neben seinen Steinen zusammenbrach. Die Umstehenden fürchteten, er sei vom bösen Geist besessen, und wagten nicht ihn anzurühren, bis Marit angelaufen kam. Als sie ihn bewusstlos im Schmutz liegen sah, spuckte sie verächtlich aus und rief: »Habt ihr keinen Stolz?
    Habt ihr kein Ehrgefühl? Ihr rührt keinen Finger, um eurem Freund zu helfen?«
    Caleb half ihr, Avram in ihr Zelt zu tragen, wo sie ihn auf ihr Bett legten. Marit badete Avrams wunde Hände, bestrich sie mit einer

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