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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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gekränkt. Ich hätte es - hätte es nicht getan, wenn ich es hätte leichter nehmen können, daß du mir an jenem Tag in Nidaros so böse Worte gabst. Glaube nicht, ich sei heimgekommen, um deine Verzeihung zu erbetteln, ich weiß wohl, daß dies jetzt zuviel von dir verlangt wäre.“
    „Ich verstehe, daß Munan Baardssohn recht hatte“, erwiderte Kristin, „der Tag kommt niemals, an dem du selbst die Schuld für das auf dich nimmst, was du angerichtet hast. Du mußt dich Gott zuwenden und Versöhnung mit ihm erstreben - mich brauchst du weniger um Verzeihung zu bitten als ihn.“
    „Ja, ich merke es“, sagte Erlend bitter. Dann sprachen sie nicht mehr miteinander. Und am nächsten Morgen ritt er nach Nidaros zurück.
    Er war einige Tage in der Stadt gewesen, als Frau Sunnivas Magd eines Abends zu ihm in die Gregoriuskirche kam. Erlend meinte, er müsse doch ein letztes Mal mit der Frau sprechen, und bat das Mädchen, an diesem Abend Wache zu halten, dann würde er denselben Weg kommen wie sonst.
    Wie ein Hühnerdieb hatte er kriechen und klettern müssen, um zu dem Dachraum zu gelangen, wo sie beisammen gewesen waren. Jetzt schämte er sich fast krank darüber, daß er sich so zum Narren gemacht hatte, in seinem Alter und in seiner Stellung. Aber anfangs hatte es ihn belustigt, es so jugendlich zu treiben.
    Frau Sunniva empfing ihn im Bett.
    „Du kommst recht spät?“ lachte sie und gähnte. „Beeile dich nun, mein Freund, und schlüpfe ins Bett, dann können wir später darüber reden, wo du so lange gewesen bist.“
    Erlend wußte nicht recht, was er tun sollte oder wie er ihr das sagen sollte, was ihm auf dem Herzen lag. Unwillkürlich begann er seine Kleider zu lösen.
    „Unvernünftig haben wir es getrieben, Sunniva - es ist wohl kaum ratsam, daß ich heute nacht hierbleibe. Baard ist doch wohl einmal daheim zu erwarten?“ sagte er.
    „Ist dir bange vor meinem Mann?“ fragte Sunniva aufreizend. „Du hast doch selbst gesehen, daß Baard nicht einmal dann die Ohren gespitzt hat, wenn wir mitten vor seinen Augen unseren Scherz trieben. Erfährt er, daß du des Nachts hergekommen bist, so werde ich ihm wohl beibringen, daß es nur das alte Geschwätz war. Er traut mir viel zuviel.“
    „Ja, er scheint dir viel zuviel zu trauen“, lachte Erlend und grub seine Finger in das helle Haar und in die festen weißen Schultern.
    „Findest du?“ Sie packte ihn beim Handgelenk. „Traust auch du deiner Frau? Ich war noch schamhaft und ehrbar, als Baard mich bekam.“
    „Meine Frau wollen wir aus dem Spiel lassen“, sagte Erlend scharf und ließ sie los.
    „Wieso? Dünkt es dich weniger geziemlich, mit mir von Kristin Lavranstochter zu sprechen als von Herrn Baard, meinem Gemahl?“
    Erlend biß die Zähne zusammen und antwortete nicht.
    „Du gehörst wohl zu den Männern, Erlend“, sagte Sunniva spöttisch, „die sich für so gewinnend und schön halten, daß man eine Frau kaum darum anklagen darf, wenn ihre Tugend vor ihnen so zerbrechlich ist wie Glas - mag sie im übrigen so fest sein wie Stahl.“
    „Das habe ich von dir nie geglaubt“, entgegnete Erlend roh.
    Sunnivas Augen blitzten.
    „Was wolltest du denn von mir, Erlend - wenn du so gut verheiratet warst?“
    „Ich habe gesagt, du sollst mein Weib nicht nennen.“
    „Dein Weib oder mein Mann ..
    „Du warst es immer, die anfing, von Baard zu sprechen, und du warst die Ärgste, ihn zu verspotten“, sagte Erlend erbittert. „Und selbst wenn du ihn nicht mit Worten verspottet hättest -so konnte ich doch wohl wissen, wie lieb du seine Ehre hattest, da du dir noch einen anderen Mann neben ihm nahmst. Sie -wird nicht geringer dadurch, daß ich mich vergangen habe.“
    „Ist es das, was du mir sagen willst, daß du Kristin liebst, obwohl du mich gern genug hast, mit mir zu spielen?“
    „Ich weiß nicht, wie gern ich dich habe - du zeigtest mir, daß du mich gern hattest..
    „Und Kristin macht sich nichts aus deiner Liebe?“ höhnte sie. „Ich habe doch gesehen, wie sanft sie dich anzublicken pflegt, Erlend.“
    „Halt den Mund jetzt“, schrie der Mann. „Sie wußte vielleicht, was ich wert war“, sagte er hart und haßerfüllt. „Du und ich, wir sind einander wohl gleich.“
    „Verhält es sich so“, fragte Sunniva drohend, „daß ich eine Geißel sein sollte, mit der du dein Weib züchtigen wolltest?“ Erlend stand da und atmete hörbar.
    „Du kannst es so nennen. Aber du selbst legtest dich mir zurecht.“
    „Hüte dich“,

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