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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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immer mehr Leute an.“
    Kristin ging mit den Männern in die Halle. Auf ein Zeichen Tores kamen ein paar der fremden Bewaffneten mit.
    „Du mußt dein Schwert abliefern, Erlend“, sagte Tore von Gimsar, als sie drinnen standen, „zum Zeichen, daß du unser Gefangener bist.“
    Erlend schlug sich auf die Hüften, um zu zeigen, daß er keine anderen Waffen bei sich trage als den Dolch im Gürtel. Aber Tore sagte wiederum:
    „Du mußt uns dein Schwert geben, zum Zeichen ..."
    „Ja, soll es so fein zugehen, dann ...“, sagte Erlend. Er lachte ein wenig. Dann ging er hin und nahm sein Schwert vom Haken, hielt es an der Scheide und reichte Tore Eindridessohn den Knauf mit einer leichten Verbeugung dar.
    Der Alte von Gimsar löste die Bänder, zog das Schwert ganz heraus und fuhr mit dem Finger die Blutrinne entlang.
    „Ist das jenes Schwert, Erlend, das du ...“
    Erlends blaue Augen blitzten wie Stahl, sein Mund wurde ein schmaler Streifen.
    „Ja, das ist das Schwert, mit dem ich deinen Sohnessohn züchtigte, als ich ihn bei meiner Tochter fand.“
    Tore stand mit dem Schwert da, er betrachtete es und sagte drohend:
    „Du, der selbst das Gesetz aufrechterhalten sollte, Erlend
    -    du mußtest wohl wissen, daß du damals ein wenig weiter gingst, als das Gesetz dir recht gibt.“
    Erlend warf den Kopf zurück, heftig und mit heißen Wangen.
    „Es gibt ein Gesetz, Tore, das weder von Königen noch vom Thing umgestoßen werden kann - nämlich, daß ein Mann die Ehre seiner Frauen mit dem Schwert verteidigt.“
    „Es ist gut für dich, Erlend Nikulaussohn, daß dir gegenüber niemand dieses Gesetz hat gelten lassen“, erwiderte Tore von Gimsar gehässig. „Da hättest du so vieler Leben bedurft wie die Katze..."
    Aufreizend langsam sagte Erlend:
    „Ist die heutige Angelegenheit nicht so ernsthaft, daß es Euch zur Unzeit dünken sollte, Euch in die alten Sachen aus meiner Jugend zu mischen?“
    „Ich weiß nicht, ob Baard in Lensviken findet, daß das so alte Sachen sind.“ Erlend fuhr auf und wollte antworten, aber Tore schrie dazwischen: „Du solltest erst die Probe machen, Erlend, ob deine Buhlerinnen so klug sind, daß sie Geschriebenes lesen können, ehe du mit Geheimbriefen im Hosengürtel auf nächtliche Besuche gehst. - Frage Baard hier, wer uns davon unterrichtet hat, daß du auf Verrat gegen deinen König sinnst, dem du die Treue geschworen und von dem du ein Amt zu Lehen empfangen hast.“
    Unwillkürlich führte Erlend eine Hand zur Brust hinauf -einen Augenblick sah er sein Weib an, und Blutröte ergoß sich dunkel über sein Gesicht. Da lief Kristin hin und schlang ihre Arme heftig um seinen Hals. Erlend blickte ihr Gesicht an
    -    er sah nichts anderes darin als Liebe.
    „Erlend - Gemahl!“
    Der Schatzmeister hatte sich bisher schweigend, verhalten. Jetzt trat er zu den beiden und sagte leise:
    „Liebe Fraue - es wäre vielleicht am besten, Ihr nähmet die Kinder und die Dienerinnen mit Euch in die Frauenstube hinüber und hieltet Euch dort auf, solange wir auf dem Hof sind.“
    Erlend ließ sein Weib mit einem letzten Druck seines Armes um ihre Schultern los.
    „Es ist am besten, meine Kristin, du tust so, wie Herr Baard sagt.
    Kristin hob sich auf die Fußspitzen und bot ihm ihren Mund. Dann ging sie auf den Hofplatz hinaus, und aus der verwirrten Menschenschar sammelte sie ihre Kinder und Dienerinnen zusammen und nahm sie mit sich in die Kleinstube - ein anderes Frauengemach gab es nicht auf Husaby.
    Mehrere Stunden lang saßen sie dort, und die Ruhe und Fassung der Hausfrau hielt die aufgeschreckte Schar einigermaßen im Zaum. Dann trat Erlend ein, ohne Waffen und zur Reise gekleidet. Zwei fremde Bewaffnete blieben an der Türe stehen.
    Er gab den ältesten Söhnen die Hand und hob die kleinsten auf, während er fragte, wo Gaute sei.
    „Du mußt ihn grüßen, Naakkve, er ist wohl wie gewöhnlich mit seinem Bogen in den Wald gelaufen. Sag ihm, er dürfe nun doch meinen englischen Fußbögen haben, den ich ihm am letzten Sonntag verweigerte.“
    Kristin schmiegte sich an ihn, ohne etwas zu sagen.
    „Wann kommst du zurück, Erlend, Freund?“ flüsterte sie flehend.
    „Wann Gott will, mein Weib.“
    Sie blieb zurück, kämpfte darum, nicht zusammenzubrechen. Er pflegte sie sonst nie anders anzureden als mit ihrem Taufnamen, seine letzten Worte erschütterten sie bis in die Herzwurzeln. Es war, als verstünde sie erst jetzt so ganz, was geschehen war.
    Bei Sonnenuntergang saß

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