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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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ihnen war ein Freund des Königs.
    Simon wurde jetzt hinterher des Ganzen so seltsam überdrüssig. Dummes Geschwätz war es, was sie da hinausschrien, laut und hitzig. Ketil Ogmundssohn war ein wenig einfältig, und sein Schwager Markus war auch nicht besonders klug; Olav Kyrning war ein rechtdenkender und verständiger Mann, aber kurzsichtig - und die Priester schienen ihm ebenfalls nicht sehr aufgeweckt zu sein. Jetzt saßen sie alle da, hörten Erlend zu und gaben ihm recht, und dieser wurde mehr und mehr er selbst, so wie er stets gewesen war, übermütig und unbedacht. Jetzt hatte er Kristins Hand genommen und sie auf sein Knie gelegt, saß da und spielte mit ihren Fingern - sie saßen so, daß sie einander mit den Schultern berührten. Nun stieg eine helle Röte in ihr auf, sie konnte den Blick nicht von Erlend wenden; als er verstohlen einen Arm um ihre Mitte legte, zitterte ihr Mund, so daß sie Mühe hatte, die Lippen geschlossen zu halten ...
    Da ging die Tür auf, und Munan Baardssohn trat ein.
    „Zuletzt kam der große Stier selbst“, rief Erlend lachend, sprang auf und ging ihm entgegen.
    „Gott und die Heilige Jungfrau mögen uns beistehen - ich glaube, du machst dir gar nichts daraus, Erlend“, sagte Munan ärgerlich.
    „Ja, hilft es denn jetzt noch, zu seufzen und zu jammern, Verwandter?“
    „Deinesgleichen habe ich nie gesehen - deine ganze Wohlfahrt hast du dir zerstört!“
    „Ja, es war nie meine Art, mit dem blanken Hintern zur Hölle zu gehen, um meine Hose vor dem Verbrennen zu schützen“, sagte Erlend, und Kristin lachte leise und verwirrt.
    Simon legte sich mit dem Kopf auf den Armen auf die Tisch-
    platte vor. Wenn sie doch glauben wollten, er sei bereits so betrunken, daß er eingeschlafen war - er wollte in Frieden gelassen sein...
    Nichts war anders, als er es erwartet hatte - jedenfalls hätte erwarten müssen. Auch sie nicht. Hier saß sie, die einzige Frau unter allen diesen Männern, ebenso sanft und schamhaft und ruhig und sicher wie immer. So war sie auch damals gewesen -als sie ihn verriet: schamlos oder schuldlos - er wußte es nicht. Ach nein, es war doch nicht wahr, sie war nicht so sicher gewesen, sie war nicht so schamlos gewesen - sie war hinter der ruhigen Miene nicht ruhig gewesen... Aber dieser Mann hatte sie verhext; um Erlends willen schritt sie getrost über glühende Steine - und sie war über ihn, Simon, hinweggeschritten, als wüßte sie nicht, daß er etwas anderes sei als ein kalter Stein ...
    Oh, er saß da und dachte dummes Zeug - sie wollte ihren Willen haben und achtete auf nichts anderes. Gönnt ihnen ihre Freude - ihm konnte es gleichgültig sein. Ging es ihn etwas an, ob sie sich weitere sieben Söhne zeugten - dann wurden es ihrer vierzehn, die die Hälfte von Lavrans Björgulvssohns Erbe zu teilen hatten. Es sah nicht so aus, als hätte er es nötig, sich um seine Kinder Sorgen zu machen, Ramborg war nicht so flink im Kindergebären wie ihre Schwester - seine Nachkommen würden einmal mit Macht und Reichtum Zurückbleiben. Aber es war ihm gleichgültig - heute abend. Er hatte Lust, noch mehr zu trinken, doch er fühlte, daß heute nacht Gottes Gaben bei ihm nicht verschlagen würden — und dann hätte er zum Trinken den Kopf aufrichten müssen und wäre vielleicht ins Gespräch gezogen worden.
    „Ja, du meinst wohl, du hättest zum Reichsverweser getaugt, du“, sagte Munan höhnisch.
    „Nein, du kannst dir doch denken, wir haben vorgehabt, dich dazu zu machen“, lachte Erlend.
    „Im Namen Gottes, hüte deinen Mund, Mann ...“
    Die anderen lachten.
    Erlend kam heran und berührte Simon bei der Schulter.
    „Schläfst du, Schwager?“ Simon sah auf. Der andere stand mit einem Becher in der Hand vor ihm. „Trink doch mit mir, Simon. Dir verdanke ich es vor allem, daß ich mit dem Leben davonkam - und ich liebe es, wie es auch ist, mein Junge! Du warst zu mir wie ein Bruder - wärest du nicht mein Schwager

    gewesen, so hätte ich wohl den Kopf verlieren müssen. - Dann hättest du meine Witwe bekommen können ...“
    Simon sprang auf. Einen Augenblick standen die beiden da und sahen einander an - Erlend wurde nüchtern und weiß, seine Lippen öffneten sich ...
    Simon schlug mit der geballten Faust dem anderen den Becher aus der Hand, so daß der Met zu Boden floß. Dann wandte er sich um und verließ die Stube.
    Erlend blieb stehen. Er wischte sich die Hand und das Handgelenk an seinem Gewand ab, ohne sich dessen bewußt zu sein, sah sich

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