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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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dem heiligen Olav klagen, daß ihr Mann ihr eins hinters Ohr versetzt hatte. Erlend sandte den Schutzheiligen seines Weibes einen Gruß voller sündiger Gedanken, während die Glocken läuteten und schallten und klangen. Er lenkte seine Schritte zur Gregoriuskirche.
    Das Grab seiner Eltern war vor dem Anna-Altar im nördlichen Chorgang des Langschiffes. Während er seine Gebete sprach, wurde er gewahr, daß Frau Sunniva Olavstochter mit ihrer Magd durch die Kirchentür hereinkam. Als er mit dem Beten fertig war, ging er zu ihr hin und begrüßte sie.
    In all den Jahren, seit er mit Frau Sunniva bekannt geworden war, hatten sie so zueinander gestanden, daß sie jedesmal, wenn sie zusammentrafen, ziemlich frei miteinander scherzten und Kurzweil trieben. Und an diesem Abend, während sie auf der Bank saßen und auf den Anfang des Abendgesanges warteten, war er so übermütig, daß sie ihn mehrere Male daran erinnern mußte, sie seien doch in der Kirche und es kämen ständig Leute herein.
    „Jaja“, sagte Erlend, „aber du bist heute abend so schön, Sunniva! Es ist so hübsch, mit einer Frau zu scherzen, die so sanfte Augen hat.“
    „Eigentlich bist du es ja nicht wert, Erlend Nikulaussohn, daß ich dich mit sanften Augen ansehe“, sagte sie lachend.
    „Da will ich einmal kommen und mit dir scherzen, wenn es dunkel geworden ist“, erwiderte Erlend ebenso. „Wenn der Abendgesang zu Ende ist, werde ich dich heimbegleiten ...“
    Jetzt betraten die Priester den Chor, und Erlend ging in das südliche Schiff hinüber, stellte sich unter die Männer.
    Als der Gottesdienst zu Ende war, verließ er die Kirche durch die Haupttüre. Er sah Frau Sunniva und ihre Magd ein Stück weiter unten in der Straße, dachte, es sei besser, wenn er ihr nicht folgte, sondern gleich heimginge. In diesem Augenblick kam eine Schar Isländer von dem Frachtschiff die Straße herauf, sie hielten im Gehen einander an der Hand und taumelten und schienen den beiden Frauen den Weg versperren zu wollen. Erlend lief zu Frau Sunniva hin. Sowie die Seeleute einen Herrn mit dem Schwert am Gürtel auf sich zukommen sahen, wichen sie zur Seite und machten den Frauen Platz.
    „Es wird doch wohl am besten sein, wenn ich dich nach Hause begleite“, sagte Erlend, „es ist heute abend unruhig in der Stadt.“
    „Was glaubst du denn, Erlend, eine so alte Frau wie ich -wer weiß, vielleicht sehe ich es gar nicht so ungern, wenn mich die Männer noch so schön finden, daß sie mir den Weg versperren mögen
    Darauf gab es für einen höfischen Mann nur eine einzige Antwort.
    Er kehrte am nächsten Tag im Morgendämmern zu seinem eigenen Hof zurück, stand eine Weile vor der verschlossenen
    Tür des Wohnhauses, frierend, todmüde, herzenskrank und mißmutig. Das Gesinde durch Klopfen wecken, hineingehen und zu Kristin, die mit dem Kind an der Brust schlief, ins Bett kriechen - nein. Er trug den Schlüssel zum Dachraum im östlichen Vorratshaus bei sich; dort war verschiedenes aufbewahrt, für das er verantwortlich war. Erlend schloß sich ein, zog die Stiefel aus und legte einige Webstücke aus Fries und ein paar leere Säcke auf das Stroh in der Bettstelle. Dann wickelte er sich in den Umhang, kroch unter die Säcke und hatte das Glück, erschöpft und verwirrt wie er war, bald alles im Schlaf zu vergessen.
    Kristin war bleich und verwacht, als sie sich mit ihrem Gesinde zum Morgenimbiß setzte. Einer der Männer sagte, er habe den Herrn, der drüben in der Dachkammer schlafe, zu Tisch gerufen, Erlend aber habe ihn zum Teufel geschickt.
    Erlend sollte nach der Frühmesse nach Elgeseter hinaus und bei etlichen Hofverkäufen Zeuge sein. Es gelang ihm jedoch, von der darauffolgenden Mahlzeit im Refektorium loszukommen und auch von Arne Gjawaldssohn, der ebenfalls nicht bei den Brüdern bleiben und trinken wollte, sondern Erlend zuredete, mit ihm nach Ranheim zu reiten.
    Danach bereute er es, daß er sich von den anderen getrennt hatte; als er allein zur Stadt ging, war er ganz entsetzt - jetzt sah er sich gezwungen, über das nachzudenken, was er getan hatte. Einen Augenblick war er versucht, gleich zur Gregoriuskirche zu gehen - es war ihm erlaubt, einem der Priester dort zu beichten, wenn er in Nidaros war. Wenn er es aber wiederum tat, nachdem er gebeichtet hatte, dann war die Sünde viel größer. Es war besser, noch ein wenig zu warten.
    Sunniva mußte ja jetzt meinen, er sei ein Küken, das sie mit der bloßen Hand habe fangen können. Nein, der Teufel

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