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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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nicht, daß du mich begleitest“, wehrte Kristin leise ab.
    Er erkannte, daß sie unsagbar gekränkt und bekümmert war.
    Am Abend, als er mit seiner Frau allein in der Großstube war, sie zogen sich gerade aus, und die Töchter schliefen bereits in dem anderen Bett - fragte Ramborg plötzlich:
    „Wußtest du nichts davon, Simon?“
    „Nein! Wußtest du?“ fragte er gespannt.
    Ramborg kam näher und stand mitten in dem Licht der Kerze auf dem Tisch. Sie war halb ausgezogen - in Hemd und Unterrock; ihr Haar lag lose und lockig um ihr Gesicht.
    „Wußte - ich dachte mir vielerlei. Helga war so seltsam“, ihre Züge verzerrten sich zu einer Art Lächeln, und sie sah aus als friere sie. „Sie sagte etwas Ähnliches wie, daß jetzt andere Zeiten in Norwegen kommen sollten. Die Vornehmen“, Ramborg lächelte schief und gleichsam krampfhaft, „sollten dieselben Rechte bekommen, hier wie in anderen Ländern auch. Ritter - und Barone sollten sie wieder heißen.
    Später, als ich sah, daß du dich ihrer Sache mit solchem Eifer annahmst - du warst fast das ganze Jahr von daheim weg und fandest nicht Zeit, zu mir nach Ringheim zu kommen, während ich dort auf dem Hof eines fremden Mannes lebte und dein Kind gebären sollte -, da dachte ich, vielleicht wüßtest du - daß es sich um mehr handelte als nur um Erlend ..."
    „He! Ritter und Barone!“ Simon lachte kurz und zornig auf.
    „Tatest du dies alles nur um Kristins willen?“
    Er sah, daß ihr Gesicht bleich war wie vom Frost; er konnte unmöglich so tun, als habe er ihre Meinung nicht verstanden. Da brach er verzweifelt und trotzig aus:
    „Ja.“
    Dann dünkte ihn, sie sei doch verrückt - und er selbst sei verrückt. Erlend war verrückt - alle Menschen hatten an diesem Tag den Verstand verloren. Jetzt aber sollte dies ein Ende haben.
    „Ich tat es um deiner Schwester willen, ja“, sagte er besonnen, „und um der Kinder willen, zu deren Schutz kein Mann aus der Verwandtschaft oder Schwagerschaft so nahe verpflichtet war wie ich. Und um Erlends willen, da wir einander doch treu sein sollten wie Brüder. - Und fang jetzt du nicht an, unvernünftig zu sein, denn davon habe ich hier auf dem Hof heute schon mehr als genug gesehen“, brauste er auf und schleuderte den Schuh, den er ausgezogen hatte, an die Wand hinüber.
    Ramborg ging hin und hob ihn auf - betrachtete den Balken, den er getroffen hatte.
    „Eine Schmach ist es, daß Torbjörg nicht von selber daraufkam, den Ruß hier zum Gastgelage abzuwaschen - ich vergaß, mit ihr darüber zu sprechen.“ Sie wischte den Schuh ab - es war Simons bestes Paar, mit langen Schnäbeln und roten Absätzen -, hob auch den anderen auf und legte sie in seine Kleidertruhe. Aber Simon sah, daß ihre Hände stark zitterten, während sie sich damit zu schaffen machte.
    Da ging er hin und schloß sie in seine Arme. Sie wand die zarten Glieder förmlich um den Mann, während sie vor unterdrücktem Weinen schluchzte und ihm zuflüsterte, daß sie so müde sei...
    Am siebten Tag darauf ritten Simon und sein Knecht auf dem Weg nach Norden durch Kvam. Durch ein Schneetreiben von großen nassen Flocken kamen sie mühselig vorwärts. Gegen Mittag gelangten sie auf einen kleinen Hof am Weg, wo eine Herberge war.
    Die Frau trat heraus und bat Simon, in ihre Stube zu kommen - in die Herbergsstube wurden nur kleine Leute gewiesen. Sie schüttelte seinen nassen Umhang aus und hängte ihn zum Trocknen über das Feuer, während sie redete: Solch ein Schmutzwetter - ein Jammer um die Pferde - er hätte wohl noch dazu einen großen Umweg machen müssen - man könne jetzt wohl nicht über den Mjös-See reiten?
    „Ach doch, wenn einer seines Lebens genügend überdrüssig ist, dann ..."
    Die Frau und die Kinder, die um sie standen, lachten bereitwillig. Die größeren machten sich in der Stube mit Brennholz und Bier zu schaffen, die kleineren drängten sich bei der Türe zusammen. Sie bekamen meist von Simon, dem Bauern auf Formo, ein paar Pfennige geschenkt, wenn er hier haltmachte, und wenn er aus der Stadt Hamar seinen Kindern etwas Gutes mitbrachte, so fiel auch für sie immer ein guter Bissen ab. Heute aber schien er sie nicht zu sehen.
    Er saß auf der Bank, vorgebeugt, die Hände hingen ihm über die Knie hinab, er starrte ins Feuer und erwiderte nur dann und wann ein Wort auf den Redestrom der Frau. Da erzählte sie, daß Erlend Nikulaussohn heute auf Granheim sei - heute sei der Tag, an dem der erste Teil der Ablösungssumme

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