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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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ausgehändigt werden sollte. Ob sie eines der Kinder zu seinem Schwager hinaufsenden solle, um ihm Bescheid geben zu lassen, damit sie miteinander heimreiten könnten?
    Nein, sagte Simon. Sie solle ihm ein wenig zu essen geben, und dann wolle er sich hinlegen und eine Weile schlafen.
    Erlend begegnete er noch früh genug. Das, was er zu sagen vorhatte, wollte er in Gautes Gegenwart sagen. Und er wollte am liebsten vermeiden, mehr als einmal über diese Sache sprechen zu müssen.
    Der Knecht Sigurd hatte sich im Küchenhaus niedergelassen, während die Frau das Essen zubereitete. Ja, eine mühselige Reise - und überdies sei sein Herr fast den ganzen Weg wie ein wütender Stier gewesen. Sonst höre Simon Andressohn gern alle Neuigkeiten aus der Heimat, die seine Knechte nur aufschnappen könnten, wenn sie auf Dyfrin gewesen seien. Er habe meistens einen oder mehrere Raumrikinger in seinem Dienst: die Leute kamen herbei und wollten sich ihm anschließen, wenn er daheim war, denn man kannte ihn als einen leutseligen und freigebigen Mann, der munter und gegen seine Diener nicht hochmütig war. Aber auf dieser Reise habe er, Sigurd, fast immer nur „Halt ’s Maul!“ als einzige Antwort von seinem Herrn bekommen.
    Er hatte sich wohl mit seinen Brüdern ganz entzweit - war auf Dyfrin nicht einmal über Nacht geblieben; sie hatten sich weiter draußen im Tal auf einem Pachthof ein Obdach gesucht. Herr Gyrd - ja, denn der König hatte den Bruder seines Herrn jetzt zu Weihnachten zum Ritter gemacht -, ja, Herr Gyrd war auf den Hofplatz herausgekommen und hatte Simon so herzlich gebeten zu bleiben - Simon hatte dem Bruder kaum eine Antwort gegeben. Und droben im Oberstockwerk hatten die Herren getobt und gelärmt und geschrien - dieser Herr Ulv Saksessohn und Gudmund Andressohn waren auch auf dem Hof gewesen -, daß einem fast hätte angst werden können. Gott mochte wissen, worüber sie so in Streit geraten waren ...
    Simon kam an der Tür zum Küchenhaus vorbei, blieb einen Augenblick stehen und sah hinein. Sigurd sagte rasch, er lasse sich jetzt eine Ahle und eine Zange geben, um dann das zerrissene Sattelzeug wieder in Ordnung bringen zu können.
    „Hat man hier auf dem Hof diese Sachen im Küchenhaus?“ warf Simon ihm hin und ging wieder weg. Der Knecht schüttelte den Kopf und nickte zu der Frau hin, als Simon außer Sicht war.
    Simon schob die Schüssel von sich und blieb sitzen. Er war so müde, daß er kaum aufstehen mochte. Dann aber warf er sich doch samt Stiefeln und Sporen auf das Bett - aber es tat ihm gleich wieder leid, das Bett war rein und gut. Er setzte sich auf, zog die Stiefel aus. Zerschlagen und müde, wie er war, mußte er jetzt doch wohl schlafen können - und er war durchnäßt und fror, aber das Gesicht brannte nach dem langen Ritt gegen das stürmische Wetter.
    Er kroch unter die Decke, drehte und wendete die Kopfkissen - sie rochen so seltsam nach Fisch. Dann blieb er, halb auf den Ellbogen gestützt, liegen.
    Die Gedanken in ihm wollten schon wieder zu kreisen anfangen. Diese ganzen Tage her hatte er nichts als gedacht und gedacht, wie ein Tier, das an seinen Pflock angebunden im Kreis herumläuft.
    Selbst wenn nun Erling Vidkunssohn gewußt hätte, daß auch Gyrd und Gudmund Darres Wohlfahrt gefährdet wäre, sollte Erlend sich durch die Folter zum Sprechen zwingen lassen -ja, dadurch wurde es wohl nicht schlimmer, daß er, Simon, mit allen Mitteln versucht hatte, die Hilfe des Ritters zu gewinnen. Weit eher im Gegenteil - seinen eigenen Brüdern mußte ein Mann doch beistehen, bis in den Tod, wenn es notwendig wurde. Aber er wünschte, er wüßte, ob Erling darum gewußt hatte. Simon wog das Für und Wider ab. Ganz im unklaren darüber, ob ein Aufruhr im Werk war oder nicht, konnte Erling doch unmöglich gewesen sein. Was aber wußte Erling? Gyrd und Ulv jedenfalls schienen nicht zu wissen, ob der Mann eine Ahnung davon hatte, daß sie mit in der Verschwörung waren. Aber Simon erinnerte sich, daß Erling von den Haftorssöhnen gesprochen hatte, ihm geraten hatte, dort Hilfe zu suchen, denn viel eher seien es ihre Freunde, die Angst zu hegen brauchten ... Die Haftorssöhne waren Geschwisterkinder von Ulv Saksessohn und Helga. Die Nase ist nahe bei den Augen!
    Aber selbst wenn Erling Vidkunssohn geglaubt hatte, daß er, Simon, auch an seine eigenen Brüder dachte, so wurde doch das, was er getan hatte, schließlich davon nicht schlimmer. Und Erling konnte auch gut verstanden haben, daß er

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