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Kristina, vergiß nicht

Kristina, vergiß nicht

Titel: Kristina, vergiß nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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Asche«, stammelte sie.
    »Rauchen ist hier verboten, klar?«
    »Jawohl, Pan Direktor.«
    Sogar Kristina hatte laut im Chor mitgesprochen.
    »Und Ihre Haare, Krisek, die sind mal wieder zu lang. Gehen Sie zum Friseur und zeigen Sie mir bis Mittwoch das Ergebnis vor.«
    »Jawohl, Pan Direktor«, maulte Krisek. Die Sekretärin im Vorzimmer hob erstaunt den Kopf, als sie ihn halblaut schimpfen hörte: »Scheiße. Wie kleine Kinder behandelt man uns.«

Der See spiegelte den klaren Sommerhimmel. Die alten Kiefern säumten rings das Oval und die gelbrötlichen Stämme schlugen um das Bild einen reizvollen Rahmen. Kein Hauch kräuselte die Wasserfläche, kein Lüftchen wiegte die Nadelbüschel in den Wipfeln. In geringer Höhe zog ein Fischadler seine weiten Kreise. Erst als Hufgestampf und Rädermahlen in die Stille einbrachen, regte er seine Schwingen, schlug sie kräftig bis unter das weißbraun gesprenkelte Brustgefieder und hob sich in größere Höhen, bis er, von Lärm und Lachen gescheucht, zu den Wäldern hin fortsegelte.
    Dort, wo Buschwerk und Bäume am Westufer eine Lichtung ausgespart hatten und die gelbe Sandzunge weit in den See hineinleckte, hielten zwei Gespanne. Junge Leute sprangen von den flachen Wagen, schirrten die Pferde aus und pflockten sie am Waldrand an. Die Männer klappten die Seitenbretter der Wagen herunter, schoben sie dicht nebeneinander und kurbelten die Bremsblöcke fest.
    »Soll ich dir helfen, Witold?«, fragte Andrzej den Schlagzeuger, der damit begann sein Gerät aufzubauen.
    »Niemand lasse ich an mein Instrument. Stimme du nur deine Gitarre.«
    Kristina blies wiederholt das A. Witold straffte das Kalbfell der großen Trommel, Andrzej zupfte die Saiten und drehte die Wirbel.
    »Janec, hör auf mit deiner Mundharmonika. Bei dem Katzengejammer kann ja kein Mensch eine Gitarre stimmen.«
    Janec antwortete: »Schaff dir endlich eine Mundharmonika an, dann hast du das Stimmen gespart!«
    »Mundharmonika!«, schnaufte Andrzej verächtlich. »Ist das überhaupt ein Instrument?«
    Die anderen liefen zunächst an das Seeufer. Klara packte ihren reich gespickten Picknickkorb aus. Krisek legte sich in der Nähe des Ufers in den Sand und blies in ein kleines Feuer. Einige schleppten Zweige und Kiefernzapfen herbei. Die Zapfen hatten sich weit gespreizt und ihre Samen längst ausgestreut. Es hatte seit Wochen nicht geregnet.
    Basia sonderte sich ab. Mit beinahe lautlosem Katzenschritt näherte sich das untersetzte rundliche Mädchen einem schmalen Schilfgürtel und spähte in das seichte Wasser. Minutenlang stand sie starr und verschmolz zu einem Teil des Ufers. Unter den runden Seerosenblättern schoben sich fette Bressen hervor, träge und hochrückig. Arglos glitten sie dahin, dicht unter der Wasseroberfläche. Basia hätte dem Spiel der Fische lange zuschauen mögen. Doch von den Wagen her klangen die ersten Takte auf, fröhlich und ausgelassen.
    »Was starrst du?«, rief Stanek Donatka ihr zu.
    Sie legte den Finger über die Lippen.
    »Wartest du auf den Wassermann?«
    Er stampfte heran. Die Bressen erstarrten. Als Staneks Schritte sich näherten, schlugen ihre Schwanzflossen hart das Wasser. Winzige Strudel zerrissen die Fläche. Sie schossen unter die Seerosen.
    »Hast dir doch den Andrzej geangelt. Was brauchst du den Wassermann?«
    »Du Pflastertreter!«, keifte Basia. »Mit deinem Trampeln vertreibst du die Fische!«
    »Fische willst du sehen? Komm in die Stadt. Das Fischgeschäft! Forellen und Karpfen!«
    »Ach, Dummkopf.«
    Sie löste sich aus dem Schilf und beachtete Stanek nicht weiter. Während sie zu Andrzej hinüberlief, murmelte sie vor sich hin: »Diese Schwabis, die verdammten, laufen und stampfen, als ob sie die Militärstiefel nie ausgezogen hätten.«
    Um die Wagen herum wogte es, tanzende, wiegende Körper, fliegende Haare. Die Jungen schwangen die Mädchen in engen Kreisen, drehten sich selbst, machten sich klein, reckten sich in die Höhe, tänzelten, stampften. Alle folgten den Takten und Tönen, die bald in hartem Rock, bald in sanftem Blues über die Lichtung klangen und Mädchen und Jungen wie mit Schnüren gezogen zu wilden Sprüngen oder weich schwingenden Schritten und Bewegungen verlockten.
    Die Flöte hatte sich schnell eingegliedert. Andrzej nickte Kristina anerkennend zu. Schließlich trat sie einen Schritt vor und versuchte ihr erstes Solo.
    Die Töne glitten aus einem heißen, schrillen Schlag allmählich in die ruhigen, sanften Klänge eines Spirituals.

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