Krönung der Liebe - Krönung des Glücks
gewesen, hatte Lydia erklärt. Ihre harte Arbeit als junges Dienstmädchen im Palast von Aristo sei bei ihrem Weggang mit einer stattlichen Unterstützung belohnt worden, die ihr durch geschicktes Investment ein eigenes Heim und ein bescheidenes Einkommen ermöglicht habe, weshalb sie ihr Kind selbst versorgen konnte und bis zu ihrem Tod nicht wieder arbeiten musste.
Effie hatte das nie hinterfragt, genauso wenig wie sie sich fragte, warum einige alles und andere nichts besaßen. Stattdessen fühlte sie sich sogar privilegiert, weil sie in einem königlichen Palast arbeiten durfte. Selbst wenn sie die feine Wäsche, das kostbare Geschirr und die schweren Silberbestecke nur reinigte, konnte sie alles in die Hand nehmen und heimlich bestaunen.
Klaglos akzeptierte sie, dass nichts davon je ihr gehören würde.
Ebenso wenig wie der Mann, dessen körperliche Schönheit und Kraft sie für einen flüchtigen Moment voller Faszination hatte genießen dürfen. Doch in diesem Fall verspürte Effie zum ersten Mal in ihrem Leben so etwas wie Neid … oder eher Sehnsucht nach etwas, das ihr nicht zustand.
Sekundenlang presste sie ihr Gesicht in das Kissen, auf dem sein dunkler Kopf gelegen hatte, inhalierte tief den verführerisch herben, männlichen Duft und wünschte sich verzweifelt, sie wäre so schlank und begehrenswert wie Christobel. Und dass der König sie erwartet hätte, und nicht bei ihrem Anblick enttäuscht gewesen wäre …
Doch dann rief Effie sich streng zur Ordnung. Schließlich wurde sie nicht fürs Träumen bezahlt. Also fuhr sie energisch in ihrer Arbeit fort.
3. KAPITEL
Zakari erwachte jeden Morgen vor Sonnenaufgang, und wenn er sein Schlafgemach verließ, hatte Effie bereits das Frühstück vorbereitet. Meist aß er stumm, doch manchmal fragte er sie auch, ob sie gut geschlafen habe oder murmelte einen Dank. Doch für gewöhnlich hüllte er sich in brütendes Schweigen. Für Effie war es sogar eine Erleichterung, wenn er endlich zu seinem täglichen Wüstentrip aufbrach und sie ungestört ihrer gewohnten Arbeit nachgehen konnte.
Denn nach Sonnenuntergang kehrte er als anderer Mensch zu ihr zurück. Ausgeglichen, freundlich und umgänglich. Nach einem erfrischenden Bad nahm er gut gelaunt das Mahl ein, das sie ihm bereitet hatte. Und während Effie später abräumte, ließ er sich wohlig tiefer in die dicken Kissen sinken und trank seinen Kaffee. Kehrte sie aus der Küche zurück, sprach er sie für gewöhnlich an.
Eingedenk Fatmas strenger Warnung und der Fehler, die ihr bereits unterlaufen waren, versuchte Effie, ihre Zunge zu hüten, doch König Zakari Al’Farisi erwies sich als so anregender Gesellschafter, dass sie ihre Vorsicht schnell vergaß und bereitwillig von ihrer Familie plauderte. Wenn sie einen albernen Witz machte, verursachte ihr sein spontanes Lächeln jedes Mal schreckliches Herzklopfen, und gab sie ihm im Eifer mal Kontra, wies er sie überraschenderweise nicht wieder zurecht, sondern ging bereitwillig und ernsthaft auf ihre Argumente ein.
Deshalb verteidigte sie auch mutig den benachbarten Inselstaat, in dem ihre Mutter sich einst so wohl gefühlt hatte. „Das Königshaus von Aristo hat meine Mutter sehr gut behandelt und sich ihr gegenüber ausgesprochen großzügig gezeigt“, hielt sie seiner harschen Kritik entgegen. „Und deshalb spare ich auch mein Gehalt, um im Januar zur Krönung von Prinz Alex reisen zu können.“
Dass im Januar keine Krönung stattfinden würde, wenn er das verschwundene Juwel in der Zwischenzeit fand, verriet Zakari ihr natürlich nicht. „Du denkst also wirklich, Alexandros würde einen guten König abgeben? Immerhin ist sein Bruder Sebastian dazu erzogen worden, seinem Vater auf den Thron zu folgen, hat aber auf dieses Vorrecht zugunsten einer völlig unpassenden Heirat verzichtet.“
Effie klatschte spontan in die Hände. „Aber das ist doch ungeheuer romantisch, finden Sie nicht?“
„Es ist ein Zeichen von Schwäche!“, kam es hart zurück. „Die Bevölkerung von Aristo ist von einem derartigen Verhalten mehr als beunruhigt. Zumal sie sich dessen bewusst sind, dass auch Alex den Thron nicht wirklich will.“
„Nun, ich bin nicht beunruhigt.“
„Du lebst ja auch in Calista. Die Verunsicherung unserer Nachbarn betrifft dich nicht, weil du einen starken König hast.“
Effie senkte errötend den Blick. „Das stimmt allerdings …“, flüsterte sie scheu, „… ich habe einen wundervollen König und bin außerordentlich stolz, ihm
Weitere Kostenlose Bücher