Krönung der Liebe - Krönung des Glücks
unter Effies mitfühlendem Blick, tat er es.
„Darf ich fragen, was damals passiert ist?“
„Das weißt du doch“, brummte Zakari ungnädig und schämte sich dafür.
„Ich weiß nur, was die Zeitungen geschrieben haben … nicht, was wirklich geschehen ist“, erwiderte sie sanft.
„Das reicht.“
„Es würde Ihnen aber helfen zu reden …“
„Wie?“, stieß er unbeherrscht hervor, und Effie begriff, dass er es wirklich nicht wusste. Vor ihr stand ihr König – ein Mann, der gelernt hatte zu handeln, aber nicht zu fühlen.
„Versuchen Sie es einfach.“ Effie hätte weinen können. Nicht um seinen Bruder, sondern wegen des Schmerzes und der Unsicherheit in Zakaris dunklen Augen. Was ihr selbstverständlich und leicht erschien, kostete ihn offensichtlich große Überwindung.
Und dann machte König Zakari Al’Farisi ihr das größte und kostbarste Geschenk, das sie sich nur vorstellen konnte. Er ließ sie an seinem Kummer teilhaben, und Effie wusste plötzlich, dass sie ihn dafür immer lieben würde …
„Emir, mein zweitjüngster Bruder, war krank … er hatte eine Grippe.“ Seine dunkle Stimme war kaum mehr als ein raues Wispern. „Ich habe eigentlich nie mit meinen jüngeren Geschwistern gespielt, dazu hatte ich als zukünftiger Thronfolger weder Zeit, noch schickte es sich. Aarif und Kaliq, die Zwillinge, hatten sich ein abenteuerliches Floß gebaut. Sie waren bereits im Teenageralter und hätten es eigentlich besser wissen müssen. Doch an jenem Tag wollten sie ihr Floß unbedingt auf offener See ausprobieren. Zafir bekam das mit und drängelte so lange, bis sie ihn mitnahmen …“
Seine Stimme stockte.
„Im aufkommenden Wind verloren sie die Kontrolle, fielen ins Meer und wurden von Diamantschmugglern aufgefischt. Zafir, ein unerschrockener, stolzer kleiner Kerl, schrie ihnen entgegen, wer ihr Vater sei. Damit besiegelte er sein Schicksal und das der Zwillinge. Alle drei wurden gefesselt und ins Schmugglerlager gebracht. Aarif und Kaliq tragen heute noch sichtbare Narben an den Handgelenken …“
Effie schwieg mit klopfendem Herzen. Sie war gerade mal vier Jahre alt gewesen, als das Furchtbare geschehen war, und hatte erst später vom Hörensagen davon erfahren und sich in der Bibliothek weiter darüber informiert. Aarifs Narbe von einer Schussverletzung im Gesicht hatte sie sogar schon selbst gesehen.
„Als sich die Erpresser meldeten, war der Königspalast natürlich in hellem Aufruhr. Ich erinnere mich noch an die groß angelegte Suche per Helikopter und Schnellbooten. Es war Zafir, der sich als Erster befreien konnte und seine Brüder losband. Die Flucht war ihnen fast geglückt, da wurden sie entdeckt. Aarif wurde ins Gesicht geschossen, die Narbe sieht man immer noch …“
Effie nickte.
„Doch sie ist nichts im Vergleich zu den Verletzungen in seiner Seele. Aarif stürzte in die See, Kaliq sprang hinterher, um ihn zu retten, und beide wollten aufs Floß zurückkehren, aber das war inzwischen mit Zafir abgetrieben worden. Inzwischen hatten die Schmuggler sie erneut aufgespürt, schleppten Aarif und Kaliq in ihr Lager zurück und misshandelten sie aufs Übelste.“
Zakari sah aus, als bereite ihm jedes Wort unerträgliche Schmerzen, und Effies Herz krümmte sich für ihn.
„Mein Vater zahlte schließlich das Lösegeld für zwei seiner Söhne, aber Zafir …“ Seine Stimme brach.
„Von Zafir fehlt seither jedes Lebenszeichen“, vollendete Effie den Satz für ihn.
„Hätte er überlebt, dann könnte er nächste Woche seinen siebenundzwanzigsten Geburtstag feiern“, sagte Zakari mit einem schmerzlichen Lächeln.
„Vielleicht lebt er wirklich noch …“, gab Effie zu bedenken, doch Zakari schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Mein Herz versucht, mir das Gleiche vorzugaukeln, doch mein Kopf sagt, das ist unmöglich. Und, dass ich ihn endlich loslassen und ihm seine ewige Ruhe gönnen muss … doch ich kann nicht!“, endete er mit einem verzweifelten Aufstöhnen, das Effie innerlich fast zerriss.
Zakari erhob sich, schwerfällig wie ein alter Mann. „Ich werde mich jetzt hinlegen.“
Und genau das tat er, ohne ihr einen weiteren Blick zu schenken oder einen Gutenachtgruß auszusprechen wie sonst.
Effie saß noch einen Augenblick still da, bevor auch sie sich zwang, aufzustehen und die Kissen für das Frühstück am nächsten Morgen aufzuschütteln. Dann deckte sie mechanisch den Tisch, ging in ihre eigene Kammer, zog sich aus und schlüpfte unter ihre
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