Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)
langstielige Pinzette. Vorsichtig hob sie das angeschnittene Plättchen Metall an, doch sie konnte es nicht entfernen.
„Ich glaube, es hängt noch hinten am Kopf.“
Junis machte einen weiteren Schnitt, lang und sehr flach.
„Elodie, wir müssen aufpassen, dass wir langsam und schichtweise in das Objekt vordringen. Zum einen zerstören wir sonst, wonach wir suchen, zum anderen: wer weiß, was uns erwartet.“
„Da stimme ich dir zu. Langsam und Schicht für Schicht! So, ich kann das Metallplättchen entfernen. Lass uns mal das ausgeschnittene Fragment vergrößern!“
Langsam wuchs ihre Anerkennung und Bewunderung für dieses künstliche Wesen. Sie richtete die Kamera neu aus und die vergrößerte Darstellung erschien auf dem Wandschirm. Mehrmals erhöhte Junis den Zoomfaktor, bis der Bildausschnitt nur noch die aufgeschnittene Stelle am Nanobot zeigte.
„Da drin tobt das Leben“, konnte sich Elodie nicht verkneifen, zu sagen, als sie sah, wie viele winzige Bauteile sich mit der Präzision einer klassischen Analoguhr im Inneren bewegten. Unzählige Rädchen und Kreisel sorgten für permanente Bewegungen, kleinste Schläuche pumpten Flüssigkeiten in die verschiedenen Areale.
„Faszinierendes Innenleben, doch warum sich das eine oder andere bewegt oder dreht – ich verstehe es nicht.“
„Ehrlich gesagt – ich auch nicht“, antwortete Junis. „Versuchen wir erneut eine Messung und halten wir Ausschau nach den Subroutinen. Die werden unser Schlüssel sein!“
Die Ärztin reichte eine mobile Scannereinheit und Junis startete das Suchprogramm. Zur Orientierung zeigte ein grüner, fünf Zentimeter langer Lichtstrahl das Messfeld des Lesegeräts an. Vorsichtig richtete er den Peilstrahl auf die neu geschaffene Öffnung des Nanobots. Sofort erschien eine unüberschaubare Menge an Daten auf dem Display.
„Das ist unlogisches Kauderwelsch!“, schimpfte Junis, kalibrierte den Scanner neu und versuchte einen weiteren Lesevorgang.
„Na also“, lobt Elodie. „Das sind erkennbare Gliederungen.“
„Wahnsinn! Die Übertragung liefert eine ungeheure Anzahl an Prozeduren und Daten.“
Per Tastendruck setzt Junis die Datenübergabe in Gang und die Seiten des Wandbildschirms füllten sich schneller, als Elodie hätte mitzählen können. Nachdem die sechshundertvierzigste Seite auf dem Display erschienen war, endete die Übertragung und der Bordcomputer begann mit einer automatischen Sortierung und Katalogisierung. Weitere zwei Minuten später meldete ein leises Signal den Abschluss der Analyse.
„Fertig. Versuchen wir einen ersten Eindruck von den unzähligen Seiten an Programmcodes zu gewinnen.“
„Ich lese hier mehrmals das Wort ‚Maliram’. Meines Wissens nach stammt es aus der Sprache der Xality und bedeutet ‚System’. Ich will das mal eben prüfen.“ Elodie wandte sich an den Bildschirm auf Junis’ Schreibtisch und fand nach kurzer Suche die Bestätigung.
„Ich hatte recht! Diese Nanobots wurden von den Xality gebaut.“
Junis rief in der Zwischenzeit die Programmsegmente auf und beschäftigte sich mit den Steuerabläufen der künstlichen Lebensform.
„Ich denke, ich werde ein wenig Zeit brauchen, um das hier zu verstehen.“
„Wenn du willst, hole ich uns zwei Kaffeesurrogate aus der Kantine und informiere den Captain über den Zwischenstand.“
„Das ist eine super Idee! Gib mir eine halbe Stunde.“
Elodie verließ das Labor und Junis vertiefte sich in seine Arbeit, vergaß Zeit und Raum, ließ die Hände arbeiten und die Gedanken wandern.
„Au Kacke“, entfuhr es Junis, während sich hinter ihm unbemerkt die automatische Tür geöffnet hatte und Elodie in Begleitung der beiden Captains zurückgekehrt war. Als der Duft von heißem Kaffee in seine Nase wanderte, drehte er sich überrascht um und sah sich direkt seinen beiden Vorgesetzten gegenüber.
„Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, ich dachte, ich sei allein.“
„Kein Problem. Ich hörte, Sie machen Fortschritte und haben Zugriff auf die Subroutinen des kleinen Monsters erlangt?“
Captain Rati machte keinen Hehl daraus, was er von dieser Art technischen Fortschritts hielt, obgleich sein Raumschiff selber mit allen erdenklichen technischen Erweiterungen und Raffinessen ausgestattet war.
„Nanobots sind Killer! Das ist zumindest in den meisten Fällen so. Medizinische Möglichkeiten und neue Operationsmethoden werden da gerne als Grund für die Weiterentwicklung vorgeschoben. Doch in Wirklichkeit hat die
Weitere Kostenlose Bücher