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Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)

Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)

Titel: Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erasmus Herold
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Bogen
     
    Die Beleuchtung war spärlich und die Möbel warfen auf dem Teppich des durchwühlten Raums diffuse Schatten. Ein leises, heulendes Geräusch deutet auf ein defektes Lager in der Belüftung hin.
    ‚Was soll nur werden?’ Tar versuchte sich zu konzentrieren, doch so viel er auch überlegte, eine Lösung seiner Probleme sah er nicht. ‚Was kann ich jetzt noch tun?’ Verzweifelt ging er zum Schrank, nahm die Strahlenwaffe und setzte sich auf sein Bett. Er spielte mit der Waffe, ließ sie durch die Finger gleiten und betrachtete eingehend den kurzen, matten Lauf. Plötzlich entsicherte sich die Pistole von selbst. Er erschrak, drückte die Schutzvorrichtung zurück und schob die Waffe unter sein Kopfkissen. Da ertönte ein Signal seines Terminals und wies auf eine neue elektronische Nachricht hin. Tar stand auf und betrachtete wehmütig die Anzeige: Mitteilung vom Captain – an alle Mitarbeiter der „ Beautiful Decision “. Der Inhalt war für Tar wie der erwartete Stich ins Herz. Jetzt besaßen er und die gesamte Crew es schriftlich. Durch seine Degradierung hatte Tar sämtliche Privilegien eines Führungsoffiziers verloren.
    „Verdammt!“, fluchte er.
    Mit einem Wimpernschlag war die Entführung Manes zur Rettung seiner eigenen Schwester in weite Ferne gerückt. Weder besaß er nach der Reduzierung seines Ranges die Erlaubnis den Hangar zu betreten – das ließe sich relativ leicht umgehen – noch würden seine Zugriffscodes funktionieren, um die Shuttlerampe auszufahren. Die spensanischen Übergabekoordinaten für den Austausch von Mane gegen Tiamalin waren auf einen Schlag nutzlos geworden. Tar schrie laut auf, so laut wie nur Individuen schreien konnten, die am Rande ihres Selbst angelangt waren. Er rannte zum Bett, griff unter das Kissen, riss die Pistole hervor und steckte sie tief in seinen Rachen. Gurgelnd ging Tar zu Boden, doch er traute sich nicht, abzudrücken. ‚ Komm schon ’, ermahnte er sich selbst. Mit geschlossenen Augen schob er den Sicherungshebel zurück. Seine Hände zitterten, Schweiß lief an seinem Gesicht entlang, tropfte in den Ausschnitt seiner geöffneten Uniform und rann an seiner Brust nach unten. Der natürliche Instinkt zwang Tar zum Überleben. Er brach ab, sicherte die Pistole und legte sie an den alten Platz im Schrank.
    Unerwartet erklang eine kurze Melodie. Der Krontenianer blickte auf, schaute sich um und lauschte. Im vierten Anlauf entdeckte Tar die Herkunft der Tonfolge. Er griff in den Schrank und holte das spensanische Lesepad hervor. Abermals flackerte der Taster rötlich. ‚Was ist das nun?’, dachte er, drückte den Knopf und das Pad spielte die eingetroffene Nachricht ab. Wieder erschien das Bild seiner Schwester, diesmal in schwarzweiß.
    „Du bist ein unfähiger Idiot! Wie kannst du aus deinen unkontrollierten Emotionen heraus einen Unschuldigen angreifen und dabei deinen Offiziersrang aufs Spiel setzen? Nun sind deine Zugriffscodes wertlos, genauso wie das Leben deiner Schwester!“
    Die Durchsage brach ab. Tar war außer sich vor Wut. Wut über sich selbst und über den Verlauf der ganzen Situation. ‚Moment ...’, besann er sich. ‚Die Mitteilung über meine Degradierung ist gerade erst zugestellt worden, der Maulwurf ist an Bord und er schickt mir diese Botschaft – unmittelbar nach der Nachricht des Captains.’
    Tar überdachte die Ereignisse der letzten Tage.
    „Um mich zu erreichen muss auch er spensanische Technik einsetzen! Er kann gerade nicht in seiner Schicht arbeiten! Vielmehr muss er, um mir zu drohen, von irgendwo unbeo-bachtet agiert haben!“, sprach Tar mit sich selbst. Das Lesepad ließ eine weitere Melodie erklingen. Tar drückte den Knopf.
    „Du bekommst eine letzte Chance! Besorge dir die Codes vom Captain oder dem Zweiten. Ich gebe dir eine Stunde! Du wirst von mir hören. Der Ausgang liegt in deinen Händen.“
    Die Übertragung endete.
    ‚Denk nach, Tar. Denk nach! Wo ist es ungestört, wo ...’ Er stockte. ‚Frachtraum 17! Da ist es unauffällig, der Lagerraum liegt abgelegen, wird wenig genutzt. Und was ist mir vor ein paar Tagen beim Umräumen aus der Kiste gefallen? Lesepad plus Subraumfunkgerät – beides spensanischer Herkunft!’
    Tar sprang zum Schrank, riss seine Waffe heraus und lief zur Tür. Er zögerte. ‚Diesmal muss ich erst nachdenken! Wie kann ich dieses Spiel übernehmen ?’ Er kehrte um, kniete sich vor seine Regalfächer, entfernte den Deckel einer darin stehenden Schatulle und entnahm

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