Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)
versuchte, auf einen der Behälter zu klettern. Doch das glatte Metall bot keinen rechten Halt. Noch im Laufen feuerte Vanti zwei weitere Schüsse ab, bevor er Schutz hinter einem Schaltschrank suchte. Tar schrie wutentbrannt auf und fluchte etwas Unverständliches.
Mane legte sich auf den Boden und schlängelte sich zwischen den Stützbeinen nach vorne. Da erkannte sie seine Füße und sah, wie er sich in die hinterste verbleibende Ecke flüchtete. Sie zielte, doch dann verschwand das Ziel. „So ein Mist!“, fluchte sie leise und robbte weiter.
Marla umrundete einen Flüssigkeitsbehälter nach dem anderen und Vanti marschierte mit vorgehaltener Waffe Schritt für Schritt auf die Ecke des Lagerraumes zu. Als nächstes hörten sie einen zischenden Schuss, gefolgt von einem lauten Knall. Sie verharrten und lauschten. Eine schwere Edelstahlplatte fiel scheppernd zu Boden.
„Tar will in einen Versorgungsschacht verschwinden!“, rief Marla so laut sie konnte.
„Diese Röhre verläuft senkrecht zur Navigationszentrale, vorbei an einigen Lagerräumen, bis nach unten zur Krankenstation“, bestätigte Vanti Marlas Gedanken.
Mane sprang auf und rannte los. Fast gleichzeitig tauchten sie und Vanti vor den Augen des Flüchtenden auf. Verzweifelt feuerte Tar einige weitere Salven aus seinem Strahlengewehr ab, mehr chaotisch und ungezielt, als noch Herr seiner Sinne. Dann sprang er in den Versorgungsschacht. Bevor er abtauchen konnte, trafen ihn zwei Schüsse aus den Pistolen der Waffenoffizierin. Blut spritzte schwallartig aus einer Schulterwunde und Tar schrie unter großen Schmerzen auf. An diesem Punkt riss die Schwerkraft seinen Körper durch die enge Röhre nach unten. Vanti und Mane hörten den Aufschlag.
„Ich glaube, er ist in der Krankenstation aufgeschlagen“, keuchte Mane.
Marla änderte schlagartig den Kurs, lief zum Ausgang, passierte Darmin und sprintete weiter zur Treppe.
„Er ist in der Krankenstation“, rief sie ihm zu, ohne auf eine weitere Reaktion zu warten, verschwand sie bereits im Treppenhaus. Mehrere Stufen gleichzeitig nehmend, sprang sie Etage für Etage nach unten. Geschickt entfernte sie im Laufen ein Energiepack und versorgte ihre Waffe mit einem frischen Magazin. Sie hielt an, öffnete die Tür zum Flur, nach kurzer Verschnaufpause trat sie mit vorgehaltenem Strahlengewehr hinaus und bewegte sich zur medizinischen Abteilung. Das Atmen bereitete ihr wieder Probleme. Marla begann nach Luft zu schnappen. Stiche schmerzten in ihrer Seite und so überwand sie die letzte Strecke nur langsam.
Unterdessen prüfte Mane den Versorgungsschacht von oben, stellte fest, dass Tar definitiv nach unten durchgerutscht war und entschied, die Verfolgung auf gar keinen Fall auf diesem Weg fortzusetzen. Sie und Vanti liefen zum Durchgang und trafen auf Darmin. Die Drei folgten dem Gejagten auf dem gleichen Weg, den die Erste Navigatorin vor kurzem auch benutzt hatte.
In der Zwischenzeit betrat Marla die Krankenstation. An der Stirnwand lag die herausgebrochene Platte des Versorgungsschachtes. Von hier an war es ein Leichtes, die Verfolgung aufrecht zu erhalten. Die Blutspur auf dem Boden sprach eine eindeutige Sprache und zeigte unmissverständlich die Fluchtrichtung Tars an. An der nächsten Ecke verweilte Marla einen Augenblick, denn am Ende des Gangs, an der Abzweigung zu einem der Behandlungsräume, deutete eine größere Ansammlung Blut darauf hin, dass der Flüchtende hier eine Pause eingelegt hatte.
Vorsichtig begann sie, sich vorzutasten. Ihr Herz raste, ihre Handflächen waren kalt und feucht. Mechanisch wischte Marla sie nacheinander an der Hose ab, hatte danach die Waffe wieder fest im Griff. Die verwirrenden Echos von Angst in ihrem Kopf und dem Verlangen, den Mörder all ihrer Kollegen zur Strecke zu bringen, hallten immer wieder in ihr nach und sie war hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und Enttäuschung, zwischen dem Wunsch, ihn sofort, jetzt und hier zu erledigen und dem Drang, diesen Ort so schnell als nur irgend möglich zu verlassen. Unerwartet tauchte der Lauf einer Strahlenwaffe hinter der Abbiegung auf. Mit fünf Energiesalven perforierte Marla die gesamte Eckverkleidung. Genug, um das Reparaturteam später für einen ganzen Tag zu beschäftigen. Sie trat einige Schritte in den Schutz der Seitenwand zurück, atmete kräftig durch und wartete ab. Indessen verließ Tar die Deckung. Sein Bein blutete stark, es tropfte unten aus der Hose, die Kleidung war an der linken
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