Krozair von Kregen
wie wir alle. Neuigkeiten kündigten sich an.
»König Zinna ist tot. Er wurde von König Zenno höchstpersönlich enthauptet. Seit die Belagerung begonnen hat, wird die Stadt ...«
»Belagerung? Zandikar wird belagert?«
Ornol die Welle schnickte sich einige Palines in den Mund und ächzte beim Kauen, dann sprach er gelassen weiter: »Ihr wißt erstaunlich wenig, Doms.«
»Wir haben das Meer im Westen durchfahren und gegen die Grodnim-Teufel gekämpft. Erzähl uns von der Belagerung und von König Zenno.«
»Zur Belagerung ist wenig zu sagen. Prinz Glycas, dieser Rast, hockt vor Zandikar und droht die Stadt auszuhungern.«
Meine Männer machten ihrem Zorn und ihrem Unwillen Luft, sie waren rote Zairer. Das war wirklich eine schlimme Nachricht.
»Und König Zenno, der früher unter dem Namen Starkey der Wersting Piratenkapitän war, hat mit seinen Paktuns die Stadt erobert und den alten König getötet. Er nennt sich Zenno, aus Spott oder aus politischen Gründen – es läuft auf dasselbe hinaus.«
Der arme Naghan ti Perzefn sprang erregt auf.
»Der Rast wagt es, sich das ›Z‹ anzueignen? Niemand darf diesen Buchstaben tragen, wenn er nicht damit geboren ist oder ihn sich durch ein Hyr Jikai verdient hat. Niemand!«
Männer riefen dazwischen, sie wollten mehr wissen; andere verwünschten Prinz Glycas und die Grodnims; andere äußerten sich hitzig über die Paktuns. Ich lächelte nicht, doch ich war innerlich amüsiert, daß sich Pur Naghan, ein Krozair von Zamu, am meisten über die Namensgebung aufregte – als Anfangsbuchstabe im Namen ist das wirklich eine schwer zu erringende Auszeichnung. Aber ich stand auf und unterdrückte den Gedanken. Lautlos wanderte ich durch das verschwommene rosa Mondlicht und dachte an die Zukunft.
Zandikar wurde belagert – änderte das unsere Pläne?
Ich brauchte mehr Informationen. Am Feuer äußerte sich Ornol die Welle näher über Zandikars Probleme, die Probleme der Stadt der Zehn Dikars. Prinz Glycas hatte sie im Klammergriff. Seine Grodnim-Armee kämpfte alles nieder, was sich ihr in den Weg stellte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er auch die Stadt einnehmen würde. Die Grodnims, die von den Oberherren Magdags geführt wurden, rekrutierten ihre Streitkräfte aus zahlreichen Städten und Dörfern der Nordgebiete – und hier hatten sie wieder einmal selektiv zugeschlagen. Bei ihrem Vorstoß hatten sie gewisse Festungsstädte an der Südküste umgangen – vor allem hatten sie eine direkte Konfrontation mit Zy vermieden. Ich erkannte die Strategie mit einer Klarheit, die um so schrecklicher war, als sich die Gefahr so direkt zeigte. Hier wurde der Einfluß des genialen Königs Genod spürbar.
Pur Naghan hatte die Lage ebenfalls durchschaut.
»Ich bin ein Krozair von Zamu!« rief er. »Zamu liegt nur fünfundzwanzig Dwaburs von Zandikar entfernt, über Land. Auf dem Meer liegen viele Inseln dazwischen, und die Küste krümmt sich zur Landspitze von Togo, und ein Angreifer hat es schwer. Wir müssen nach Zamu segeln und uns der Armee anschließen, die von dort abmarschieren wird, um Zandikar zu retten.«
Ornol die Welle hatte seine Palines aufgegessen und genoß nun unseren Wein. Er schluckte und sagte: »Ich habe euch doch gesagt, Prinz Glycas und seine Armee sind unbesiegbar. Sie haben den Entsatz von Zamu bereits vernichtet.«
Entsetzt trat Pur Naghan einen Schritt zurück.
Das Stimmengewirr verstärkte sich. Die Männer begriffen nun alle die Gefahr, die hier drohte.
»Die Rasts können jederzeit von Zandikar losmarschieren und Zamu erobern. Die Städte werden fallen, eine nach der anderen, und von Zamu aus können die Grodnims quer über die Halbinsel Fenzerdrin marschieren, über den Fluß des Goldenen Lächelns.«
»Aye!« riefen andere. »Und dann liegt das Heilige Sanurkazz vor ihnen!«
Das Heilige Sanurkazz!
Eine Seereise dorthin ist umständlich, was im Namen Zairs auch richtig ist, liegt darin doch ein indirekter Schutz Sanurkazz', Hauptstadt und heilige Stätte Zairias. Prinz Glycas und die Grodnims jedoch würden mit ihrer unbesiegbaren Armee darauf zumarschieren, sie würden die Halbinsel Fenzerdrin durchqueren, um das heilige Sanurkazz von Land her anzugreifen.
Es war ein Plan, der sich verwirklichen ließ – in Anbetracht des tödlichen Werkzeugs, das König Genod einsetzen konnte.
Und – wenige Dwaburs östlich von Sanurkazz lag Felteraz, das wunderschöne Felteraz, Heimat von Mayfwy, der Witwe meines Ruderkameraden Zorg. Ich
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