Krozair von Kregen
des Ordens. Das war nur logisch. Die Krzy würden eine so wichtige Angelegenheit nicht vor den Ohren so vieler Nicht-Krozairs regeln wollen. Wenn ich hier gewann, bedeutete das noch nicht, daß ich auch die endgültige Verhandlung im Saal des Urteils heil überstand.
»Du, Dray Prescot, Apushniad, wirst zweier Dinge angeklagt. Es steht fest, daß ein lebender Bruder den Ruf nicht überhören kann. Wenn du den Azhurad gehört hast und nicht gekommen bist, hast du dein Leben verwirkt. Wenn du ihn nicht gehört hast, warst du nie ein richtiger Krzy, denn dann wäre dein Ich beschmutzt, und dein Schicksal als Apushniad wäre berechtigt.«
»Die Befleckung meines Ich kann nicht bewiesen werden. Ich habe zugunsten Zairs gewirkt. Dafür gibt es Zeugen. Ich gab mich als Abtrünniger aus und tat, als diente ich den Grodnims. Auf diese Weise kam König Genod schließlich ums Leben.«
»Das ist ja schön und gut!« rief Pur Kazz. Die schreckliche Narbe auf seinem Gesicht verzog den Mund zu einer grausamen Grimasse. Er tat mir leid. Doch wenn er sich gegen mich aussprechen wollte, wie er es offensichtlich immer noch vorhatte, mußte ich ihn ausschalten. »Du bist verurteilt, und niemand hier wird etwas daran ändern. Niemand wird eine solche Blasphemie zulassen.« Seine Stimme schwang sich zu einem unangenehm schrillen Geifern empor, gefolgt von unverständlichem Gestammel.
Es kam zu Rede und Gegenrede. Pur Kazz besaß zwar die mystische Aura des Ersten Abts, doch es wurde klar, daß er in Wirklichkeit ein kranker Mann war. Krank an Körper und Geist. Dennoch schuldete ich seinem Titel Gehorsam und Respekt. Niemand würde sich klar gegen ihn stellen.
Ich bedauerte, daß mir kein anderer Weg offenblieb. In ruhigen Zeiten kann man einen kranken Ersten Abt tolerieren, doch wenn es ums Kämpfen geht, wird ein Mann gebraucht, der das Ruder straff führt und zugleich den Respekt der Krozairs genießt.
Ich schlug einen neuen Weg ein, der zum Ziel hatte, die Position Pur Kazz' zu untergraben. Ich sprach von seinen Wutausbrüchen, von den Augenblicken, da er keiner klaren Äußerung fähig war. Ich sagte, Pur Zenkiren wisse aus seinem großen Verständnis für die Geheimnisse heraus, daß ich die Wahrheit sagte – und das gelte für alle, die die Wahrheit kannten.
»Pur Kazz trägt eine schlimme Wunde«, fuhr ich fort. »Das Schwert, das sein Gesicht traf, verwundete zugleich sein Ich. Er ist nicht mehr einer von uns. Er ist Makib! Makib! Er ist nicht mehr in der Lage, sein hohes Amt auszuüben. Der hervorragende Mann, der das Amt des Ersten Abts übernehmen sollte, wurde verraten, jetzt sollte ihm der verdiente Lohn zuteil werden. Pur Zenkiren sollte Erster Abt werden!«
Meine Anhänger griffen diesen Ruf natürlich sofort auf. Pur Zenkiren warf mir einen erstaunten Blick zu. Er stand auf, woraufhin der Lärm etwas abebbte.
»Es ist nicht richtig, daß solche schwerwiegenden Dinge im Äußeren Saal besprochen werden. Du hast recht, Dray Prescot, trotzdem möchte ich mich nicht dazu äußern.«
Pur Kazz begann auf seinem Thron zu toben. Er versuchte zu sprechen, brachte jedoch nur ein unverständliches Gurgeln hervor. Schaum trat ihm vor den Mund, und er fuhr hoch und fiel zuckend zur Seite. Als seine Helfer ihn erreichten, lag er bereits im Sterben. »Krozair! Ich bin ein Krozair von Zy!« das waren seine letzten Worte. Trotz allem tat mir der arme Mann leid.
Später vertagten wir die Sitzung in den Saal des Urteils, den nur Krozairbrüder betreten durften.
Die Ereignisse dort will ich hier nicht wiedergeben. Ich mochte zwar im Recht sein, doch erfüllte mich die Art und Weise, wie ich meine Ziele erreichte, nicht gerade mit Stolz. Jedenfalls wurde Pur Zenkiren einstimmig zum Ersten Abt gewählt, und ich wurde von dem Makel des Apushniad befreit. Ich war wieder Krozair von Zy. Sofort beantragte ich die Aufnahme meines Sohnes Jaidur von Valka, des Prinzen von Vallia, auch unter dem Namen Vax Neemusbane bekannt. Er hatte seine Ausbildung vollendet. Wieder fiel das Urteil einstimmig aus.
Delia war hocherfreut über die Nachrichten.
»Als du fort warst, Dray, wollte Drak unbedingt zu den Krozairs, wie du es ihm gesagt hattest. Also schickte ich Segnik in jungen Jahren hierher. Und er ...«
»Er wird am Auge der Welt bleiben und König von Zandikar sein. Später wird er zur Ruhe kommen. Im Augenblick ist er noch ziemlich von seiner Rolle besessen.«
»Ja, Dray. Und Jaidur wollte ihm natürlich nacheifern ...«
Wir standen
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