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Krozair von Kregen

Krozair von Kregen

Titel: Krozair von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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auch den Mund des Wesens. Eine gekrümmte, obszön klaffende Öffnung, und vom Oberkiefer trieften Schleimfäden wie lebendige Stalaktiten. Das Wesen hob hagere Arme, von denen wie lebendige graue Vorhänge scheußliche Fleischfalten herabhingen. Skeletthaft waren die Finger, gekrümmt, hart, knochige Netze krallenbewehrten Todes. Ich war aufgesprungen. Das Mädchen lag in ihrem funkelnden Schmuck am Boden. Lichtreflexe zuckten durch den Fackelschein und das blutrote Licht, ein wunderschöner Anblick in diesem Moment des Grauens.
    Das Wesen trat nicht mehr aus den Schatten hervor. Ein Zischen begleitete seine Bewegung, die Arme hoben sich wie Fledermausflügel, die langen Krallen streckten sich vor. Die roten Augen flammten in den Augenhöhlen des Hasses, grüner Schleim tropfte aus dem Maul. Der üble Gestank des Wesens trieb mich beinahe zurück; aber ich würgte und hob das Schwert.
    Da sagte das Mädchen: »Wenn es dich mit den Klauen berührt, bist du verloren.«
    »Dann wollen wir dafür sorgen, daß es uns nicht berührt«, antwortete ich.
    Ich hatte es hier nicht mit einem einfachen sterblichen Ungeheuer zu tun – vor mir stand ein echtes, lebendiges Urwesen aus den Bereichen jenseits der Zeit, von diesen Menschen herbeigerufen. Jetzt forderte es sein Opfer.
    Wie alt war dieses Wesen? Aus welchen Höllentiefen hatte es sich erhoben?
    Wie konnte ich mit dem Wesen Mitleid haben? Es hätte vor langer Zeit sterben sollen, als es von der Menschheit nicht mehr gebraucht wurde, als es ins Vergessen getrieben wurde. Die abergläubische Menschheit hatte sich nun auf blasphemische Weise an die schwarzen Künste Kregens erinnert und dieses Schrecknis heraufbeschworen. Ein einfacher Sterblicher mußte es nun an seinen Ausgangsort zurücktreiben.
    »Oidrictzhn der Abscheuliche!« Die Anbetenden hatten ihre Stimmen wiedergefunden. Sie psalmodierten und kreischten im Rhythmus, fielen auf die Knie, hoben betend die Arme. Sie flehten diese Abscheulichkeit in besessener Inbrunst an. »Sei gelobt, Oidrictzhn! Llahal und Llahal dem Abscheulichen!«
    Das Ding kam näher. Und Schlaffheit und Schwäche krochen in meine Schwertarme. Ich hielt das Ghittawrerschwert mit beiden Fäusten, die eine Hand ungünstig dicht neben der anderen, denn der Griff war eben nicht der eines richtigen Krozairschwerts. Die Waffe fühlte sich unmöglich schwer an. Meine Arme zitterten. Meine Waden bebten. Ich ließ den Kopf sinken. Verzweifelt versuchte ich den Kopf zu heben, die Arme zu bewegen, das qualvolle Beben meines Körpers zu unterdrücken.
    Da sprach das Wesen!
    Schlangenhaft zischte es Worte aus dem obszönen Mund.
    »Winziger Sterblicher! Findling der Zeit! Ich fordere meinen Lohn!«
    Nur mein Körper verriet mich. Ich wußte, was ich sagen wollte. O ja, ich wußte genau, was ich dem obszönen Wesen entgegenschleudern würde. Aber es hatte die Macht, es besaß die uralte böse Macht der Zeit und hielt mich in seinem Bann, so daß mein Körper sich nicht bewegte, meine Arme das Schwert nicht mehr zu halten vermochten.
    Die Klinge sank herab.
    Das Mädchen mühte sich in eine kniende Position, ihr goldener Brustschutz klimperte gegen die Edelmetallketten. Sie umfaßte meine Beine. Aber ich konnte ihr nicht helfen.
    Ich war ehrlich davon überzeugt, daß ich, Dray Prescot, Lord so mancher Ländereien, in diesem Augenblick meine letzte lange Reise zu den Eisgletschern Sicces anzutreten im Begriff war.
    Hier begegneten mir okkulte Kräfte, die ich leichtfertig für die schwachen Spielereien von Kindern und abergläubischen Idioten gehalten hatte. Doch wer vermag zu sagen, was in der kregischen Vergangenheit schlummert? Wer könnte die Realität dieses schrecklichen Augenblicks abstreiten?
    Ich konnte nichts sagen; mein Verstand formte die Worte.
    »Ein stinkendes, schleimiges, halbtotes Monstrum mit all den schwarzen Künsten Tomborkus will mich in den Tod befördern!« keuchte ich. »Bei Zair! Als Riesennarr würde ich dastehen, sollten mich die Grauen auf den Eisgletschern begrüßen!«
    Ich spürte das Zittern meiner Arme. Ich dachte an die Worte einer gewissen Dame. Die Herren der Sterne – nun, sie hätten sich wahrscheinlich über diese Szene amüsiert, obwohl sie durchaus in der Lage waren, mir zu helfen, wenn sie nur wollten. Jedenfalls nahm ich das damals an. Was die Savanti anging – die waren nur einfache sterbliche Menschen, wenn sie auch gewaltige übermenschliche Fähigkeiten besaßen. Sie würden mir jetzt auch nicht helfen. Nur

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