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Krozair von Kregen

Krozair von Kregen

Titel: Krozair von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Krallenhieb ins Leere gehen. Der Genodder in meiner Faust sprang hoch und zuckte in der alten raffinierten Disziplin der Krozairs, und der Terchik dröhnte verzweifelt auf, klirrte gegen das Metall und entfernte sich in einer schimmernden Kurve durch die Weite des Himmels. Schaum stand in den Mundwinkeln des Königs, und er zog sein Ghittawrerschwert.
    »Er ist ein Krozair, Majister«, sagte Gafard und starrte mich sehnsüchtig und verzweifelt an.
    »Du nennst diesen Mann Majister, Gafard. Dabei hat er dir meine Tochter gestohlen, und jetzt ist sie tot. Du bist ein Mann. Das weiß ich!«
    Er richtete sich auf. Er hatte aufgehört zu zittern.
    »Das Mädchen war ein törichtes Ding, eine Shishi!« rief Genod. »Ich bin König! Ich habe das Recht, jedes Mädchen ...«
    »Dein Recht wird gewahrt sein, wenn über dich geurteilt wird. Ich nehme dich mit zurück nach Zandikar. Dort wirst du wegen Mord unter Anklage gestellt.«
    »Mord?« Gafards Wangenmuskeln verkrampften sich. Er starrte mich an. In seinen Augen stand ein Ausdruck des Leids, das ich niemandem gönnte, ein Kummer, den auch ich durchgemacht hatte, als ich meine Velia in den Armen hielt und sterben sah.
    »Aye, Gafard – Mord! Der Fluttrell dieses Kleesh wurde durch Grogors Schuß verwundet. Der Vogel stürzte ab. Velia wurde rücksichtslos in die Tiefe gestoßen, damit dieser Kleesh sich retten konnte!«
    »Das ist gelogen!« Genod richtete sich schwer atmend auf. »Gelogen!«
    »Ich habe von dem Lord von Strombor niemals sagen hören, daß er lügt«, sagte Gafard.
    »Ich spreche die Wahrheit. Dieser Kleesh, den du anbetest, hat meine Tochter, deine Frau, in den Tod gestoßen!«
    Ist der erste Stein erst einmal aus einer Mauer oder einem Damm herausgebrochen, nimmt der Druck sehr schnell zu. Gafard, der Feldherr des Königs, mein Schwiegersohn – hatte den genialen König Genod angebetet, den König mit dem Yrium. Er hatte auch meine Tochter Velia verehrt und hatte sich bemüht, meinem Ruf am Auge der Welt nachzueifern. Weiß Zair, der arme Hulu war ein gepeinigtes Wesen! Von Leidenschaften, Überzeugungen und Pflichten gebeutelt, saß er nun in einer Falle, aus der es keinen Ausweg gab. Ein Abtrünniger, ein treuer magdagscher Grodnim, früher ein loyaler Zairer, so sah er nun alles zusammenbrechen, was ihm im Leben etwas bedeutet hatte. Als König Genod mit erhobener Ghittawrerklinge fauchend vorstürmte, brüllte Gafard auf und stellte sich dem anderen in den Weg.
    »König Genod!«
    »Zur Seite, du Rast, ich will diesen Teufel niederstrecken!«
    »Genod – Mörder!« Bei Gafards qualvollem Aufschrei sträubten sich mir die Nackenhaare. »Ich habe dir treu gedient. Ich habe dich über alle Maßen verehrt. Du hast mir das mit dem Mord an meiner Velia vergolten, der einzigen Frau auf der Welt ...«
    »Das sind doch alles Lügen!«
    Etwa sechs Herzschläge lang standen sich die beiden gegenüber, die Gesichter in dämonischem Zorn verzerrt.
    Dann griff Genod auf heimtückische Weise an. Er schrie, er würde uns beide töten.
    Gafard fauchte wie ein aufgebrachter Leem und sprang den König an. Eine Hand krallte sich um seinen Hals, die andere preßte er um die Hüfte des Gegners. So kämpften die beiden voller Haß und Leidenschaft.
    Das Ghittawrerschwert fuhr herab, doch Gafard kümmerte sich nicht um die Wunde und drängte den König zurück. Ich sprang vor, um die beiden zu trennen, denn ich wollte Genod vor ein Gericht stellen – ich bin fest davon überzeugt, daß ich das wollte. Aber der Kampf führte die beiden an den Außenrand des Vollers. Ohne in ihrem Ringen innezuhalten, verloren sie das Gleichgewicht und stürzten ins Leere hinaus. Ich legte eine Hand auf die Reling und blickte in die Tiefe.
    Verbissen weiterkämpfend wirbelten sie in die Tiefe – ich mußte an meine Velia denken. Ich wandte mich nicht erschaudernd ab. Ich sah sie kleiner werden, ich starrte hinab, bis der König und sein Feldherr auf dem Marktplatz von Zandikar zerschellten.
    Als ich den Voller landete, brannte ein einziger Gedanke in meinem Kopf – daß Grogor bei dem bevorstehenden Kampf nicht umkommen durfte, denn er allein wußte, wo Didi, die Tochter Gafards und Velias, versteckt wurde. Irgendwo in Magdag oder auf einem der Anwesen Gafards; ja, Grogor würde mich zu meiner Enkelin führen.
    Der Platz belebte sich schnell; Soldaten stürmten von allen Seiten herbei. Das Leben, das einen Augenblick lang ausgesetzt hatte, kehrte nun in seine alten Bahnen zurück.

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