Krozair von Kregen
Kämpfenden. Wir hörten Gebrüll und Trompetenschall von draußen. Mit lautem Krachen, das uns das Herz schwer machte, sahen wir das Tor splitternd brechen Horden von grünen Kämpfern brachen mit Triumphgeschrei durch.
»Das ist das Ende!« brüllte Zeg, sprang vor, wirbelte sein Krozair-Langschwert über dem Kopf und hieb eine blutige Gasse durch die Grünen. Ich benutzte meinen lohischen Langbogen, um ihn zu beschützen, wie Seg es vor langer Zeit für mich getan hatte. Unsere roten Banner drangen von der Seite vor, und einen kurzen Augenblick hielten wir dem Ansturm stand. Aber der Druck wurde zu groß. Wir wichen zurück, und die Verwundeten sanken zu Boden, und die Toten wurden zertrampelt, und es sah schon so aus, als wäre der Kampf endgültig entschieden.
Da sahen wir die Reihen der Grünen einen Augenblick zurückweichen. Wir wußten, daß sie Kräfte sammelten für den letzten Sturmangriff. Duhrra stand an meiner Seite, blutüberströmt, ein furchteinflößender Anblick. Vax war bei ihm. Das Flugboot der beiden war zerstört worden, doch sie hatten den Absturz überlebt, um nun hier zu sterben, am Tor der Stadt. Drak befand sich in unseren Reihen, gelassen und kraftvoll, eine düster-dominierende Erscheinung. Seine Befehle führten dazu, daß unsere Flanke gestärkt wurde. In dieser kurzen Minute standen sie zusammen, Drak, Zeg und Jaidur – der sich Vax nannte. Sie standen zusammen, drei Söhne, die nicht wußten, daß ihr verhaßter Vater in dieser letzten Stunde mit ihnen kämpfte – und ich war dieser Vater, der seine Söhne ungemein enttäuscht hatte.
Die Reihen der Grünen formierten sich zum nächsten Angriff – sie bildeten die Phalanx, die ich in den Sklavengehegen Magdags geschaffen hatte. Die Hellebarden neigten sich vorwärts, die Lanzenträger und die Schwerter bildeten die erste Reihe. Die Sechsergruppen der Armbrustschützen bezogen an der Flanke Position. Eine mächtige Kraft, diese Mordmaschine. Sie würde uns überrollen und auslöschen. So bereiteten wir uns auf den letzten Sturm vor. Im nächsten Augenblick bemerkte ich, daß Männer nach oben blickten. Ein Schatten senkte sich herab. Ein gewaltiges Himmelsschiff glitt federleicht herab, landete sanft vor dem Tor und versperrte die Bresche mit seinen festen Lenkholzflanken, die nur so strotzten vor Varters und Langbogenschützen.
Ein Hagel von Pfeilen und Bolzen zerschmetterte die Phalanx. Die Kraft der von den Varters geschleuderten Felsbrocken riß blutige Schneisen durch die Krieger. Die Bogenschützen aus Valka schossen gnadenlos in die frisch gerissenen Lücken. Die Schilde der Phalanxsoldaten vermochten diesem Angriff nicht standzuhalten: Felsen und Pfeile und Bolzen schwirrten durch die Luft. Die Phalanx wurde völlig vernichtet.
»Bei Opaz!« sagte Drak. »Bei Zair!« rief Zeg. »Bei Vox!« kommentierte Vax.
Ich sagte nichts. Lautes Geschrei ertönte ringsum. Die Zandikarer wußten, daß sie gerettet waren. Ich sah die riesige Masse des Himmelsschiffes, Deck auf Deck, durch die Kraft des Flugmechanismus' in der Luft gehalten, zwei Silberkästen tief in dem mächtigen Leib. Das Schiff schien unter roten Flaggen zu ersticken, doch über allem flatterte meine eigene Flagge, das gelbe Kreuz auf rotem Grund.
Die Heckstange zeigte das gelbe Schrägkreuz auf rotem Grund, die Flagge der Herrscherin von Vallia, an den übrigen Masten waren die roten und weißen Wappenflaggen Valkas und befreundeter Territorien aufgezogen.
Ein zweiter Schatten zuckte über den Boden, und wir alle blickten hoch und sahen dort ein zweites Flugschiff schweben, das Tod und Vernichtung über die Armee der Grodnims ausgoß. Wie beiläufig flog ein Varterfelsen los und schmetterte den letzten Voller der Grünen vom Himmel. Knirschend zerbrach das Gebilde und stürzte ab.
Meine drei Söhne redeten durcheinander. Miam umklammerte Zeg, und ich wandte mich ab.
»Krieger aus meinem Land haben uns gerettet!« rief Drak schließlich. »Seht doch die Flaggen, die vallianische, die valkanische. Und dazu die Flagge unseres Vaters. Die ist seit vielen Jahren nicht mehr aufgezogen worden.«
»Das hat nichts zu besagen!« rief Zeg, während wir darauf warteten, daß die Besatzung des Himmelsschiffes ins Freie trat. »Seht doch die Kämpfer von den Blauen Bergen! Die Flaggen von Falinur und den Schwarzen Bergen. Das sind Seg und Inch! Und die Valkavol-Standarten Valkas!«
Das Himmelsschiff stieg wieder empor, um sich dem anderen Großschiff anzuschließen und
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