Krozair von Kregen
Gafard war tot. Es würde später noch Zeit sein, ihn zu betrauern. Ich vergaß nicht die apokalyptische Vision des Gdoinye, des Spions der Herren der Sterne, und seinen gezielten Angriff auf die weiße Taube der Savanti.
Zandikar war zuerst von Verwirrung ergriffen; dann wallte freudige Begeisterung auf. Niemand verkannte, was der Tod König Genods bedeutete. Ich mußte den Aufruhr mit erhobenen Händen und lauter Stimme dämpfen.
»Prinz Glycas ist nicht tot! Dieser Cramph wird jetzt die Führung übernehmen. Wir müssen trotzdem kämpfen!«
»Aye!« brüllten alle. Dann hörte ich den Namen, den die Zandikarer brüllten. »Aye, Zadak! Wir kämpfen und werden uns nie ergeben. Wir kämpfen für Zadak und Zandikar!«
In dem Durcheinander arbeitete ich mich zu Königin Miam vor. Zeg stand an ihrer Seite, und beide waren der Wirklichkeit entrückt, voll aufeinander fixiert. Wogegen unter normalen Umständen nichts einzuwenden war. Während einer Belagerung konnte uns so etwas aber nur wenig nützen.
»Wer ist dieser Zadak, Miam? Ich würde ihn gern kennenlernen.«
Sie lachte und winkte mich herbei. »Ich möchte dich mit vollem Pappattu vorstellen: Dies ist Zadak. Bisher hieß er Dak, aber jetzt wird er als Zadak in die Geschichte eingehen. Bist du einverstanden?«
Ich erwiderte förmlich: »Ja, ich bin einverstanden, Königin Miam. Ich danke dir.«
Wieder setzte der Jubel ein. Nun durfte ich also das berühmte ›Z‹ in meinem Namen führen, und das war alles sehr schön und gut; aber noch immer war der entscheidende Kampf zu gewinnen. Mir war seltsam zumute. Barsch wandte ich mich an Zeg und Vax: »Kommt mit!«
Zeg war viel zu milde gestimmt vor Liebe, um Einwände zu erheben, während Vax mich inzwischen gut genug kannte. So folgten sie mir, die beiden großgewachsenen Söhne, und wir drängten uns durch die Menge zu der Stelle, wo der König von Magdag und sein Helfer zerschmettert im Staub lagen.
Die beiden hatten bis zum Schluß gekämpft. Genod war als erster aufgeprallt, so daß Gafard nicht zu sehr entstellt war. Die Finger Gafards lagen noch am Hals des Königs. Er hatte den Kleesh noch während des Sturzes erwürgt.
Ich drehte die beiden um und löste die verkrampften Finger. Überall war Blut zu sehen. Ich rollte Gafard auf den Rücken.
»Sieh dir das Gesicht dieses Mannes an, Vax. Sieh es dir gut an.« Ich sprach die Worte mit einer wilden Bitterkeit, die Vax frösteln ließ. »Zeg, schau dir das Gesicht an! Erinnere dich an ihn!«
Zeg wollte etwas sagen.
»Sorge dafür, daß du jeden Zug dieses Gesichts im Gedächtnis behältst.« Ich bückte mich und fuhr mit den Fingern über den schwarzen Schnurrbart des Toten. Ich zwirbelte die Enden nach oben, wie es bei den Zairern üblich war. »Seht euch diesen Gafard an. Es gibt Menschen, die euch bitten werden, von Gafard zu erzählen. Vergeßt ihn nicht.«
Ich wandte mich ab, doch Zeg packte mich an der Schulter. »Du magst zwar neuerdings Zadak von Zandikar heißen, Dak! Aber ich dulde nicht, daß du mich respektlos behandelst. Entweder ...«
Ich fuhr herum, schüttelte seine Hand ab und starrte ihn zornig an. Er zuckte nicht zurück, aber er hielt wenigstens den Mund. »Sprich es nicht aus, Pur Zeg, Krozair von Zy, Jernu, Prinz! Sag nichts, was du später bereuen müßtest.«
Was aus dieser Szene hätte werden können, weiß nur Zair; in diesem Augenblick aber gellten schrille Schreie von den Mauern, und wir wußten, daß die letzte Auseinandersetzung begonnen hatte.
Es gab viel zu tun. Ich wandte mich an Vax: »Prinz Zeg wird sich von jetzt an um die Königin kümmern. Wir haben einen Voll... ein Flugboot. Nimm einige Leute und sieh zu, was du damit erreichen kannst!«
Ehe Vax antworten konnte, brüllte Duhrra dazwischen: »Äh – Dak! Vax hat das Flugboot bedient, als wir dich am Strand zurücklassen mußten. Ich begleite ihn. Es ist alles arrangiert!«
Ich lächelte nicht. »Also gut.« Ich blickte meinen Sohn an. »Möge Zair mit dir sein!«
Alle liefen an ihre Plätze. Die Männer und Frauen wußten, daß nun der entscheidende Kampf bevorstand. Wir sahen zu, wie die Voller aus Glycas' Lager aufstiegen und sich zum Angriff auf Zandikar formierten. In unseren Reihen gab es lautes Freudengeschrei, als zwei Flugboote zusammenstießen, und dann wieder, als zwei weitere mitten im Flug absackten und zerschellten. Außer mir und meinen beiden Söhnen wußte niemand, warum solche Boote plötzlich versagen konnten.
»Glycas will sich den
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