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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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auch ihn für tot. Nachdem nämlich sein Bruder Márton mit vierzig weiteren Juden von einem Pfeilkreuzler-Kommando zur Donau getrieben und am Flussufer erschossen worden war, verbreitete sich in Budapest die Nachricht, Ernő Szép sei ermordet worden.
    In der Welt nach 1945 fand er sich nur mehr schwer zurecht. Die Menschen, die er mochte und die ihn gern hatten, waren nicht mehr am Leben, oder es gab keine Verbindung zu ihnen; auch im Kaffeehaus traf man sich nicht mehr; in der Presse, in Literaturkreisen spielte sein Name kaum noch eine Rolle. Von 1946 bis 1948 hatte er in einem sozialdemokratischen Blatt noch eine eigene kleine Kolumne und im Budapester Radio wöchentlich eine kurze Sendung. Doch nach der großen Mitgliederrevision des Schriftstellerverbandes im Jahr 1949 gehörte er zu jenen bürgerlichen Autoren, die zum Schweigen verurteilt waren.
    Als 1951 nach mehrfacher Intervention von damals noch einflussreichen Kollegen ein Bändchen mit seinen frühen Erzählungen erscheinen konnte – es war nach der Wiederauflage von ›Lila ákác‹ im Jahr 1949 die letzte Veröffentlichung zu Lebzeiten –, rügte die offizielle Presse seine fehlende gesellschaftskritische Gesinnung.
    Mitte September 1953 lieferte man ihn in ein Krankenhaus ein, das eigentlich Privilegierten aus Politik, Wirtschaft und Kultur vorbehalten war. Hier hat ihn Zoltán Zelk, ein jüngerer Dichterkollege, kurz vor seinem Tod besucht und bewegende Zeilen über diese Begegnung geschrieben:
    »Zum letzten Mal sah ich ihn im Spital auf dem Flur.
    Er lebte noch, wusste aber nicht mehr, dass er noch lebt.
    Wollte es nicht wissen.
    Vom Rollstuhl baumelte wie ein letztes Winken sein
    rechter Arm herab.
    Lasst uns das Ganze vergessen – meinte die gebrochene
    Geste.
    Warum soll man sich an die Welt erinnern, da sie uns
    doch vergessen hat?
    Bevor man ihn in den Aufzug schob, sah ich mich noch
    einmal nach ihm um.
    In Schuhen, Kleidern, Mantel lag er da, sein seit Jahren
    totes Auge vom geschwärzten Glas bedeckt.
    So – dacht’ ich – dürfen sie ihn nicht begraben.
    Man soll ihn in den Garten bringen und lasse ihn allein,
    damit der Wind ihn forttragen und begraben kann,
    er ist doch so klein, schon so leicht wie das welkende Blatt in seinem Gedicht …«

    Am 28. September 1953 kam er zu seinen Schwestern nach Hause, wo er fünf Tage später starb. Er ist auf dem Budapester Rákoskeresztúr-Friedhof begraben, auf dem zahlreiche Künstler, Dichter und Schauspieler ihre letzte Ruhe gefunden haben.
    Ernő Zeltner

Sie führen eine feine Feder, mein Sohn

    Es ist schon eine feine Sache, nicht wahr, wenn einen jemand lobt, weil man die Feder zu führen weiß.
    Gerade in so jungen Jahren! Eine solche Anerkennung wärmt Herz und Seele des Anfängers, verleiht seinem Geist geradezu Flügel.
    »Sie wissen die Feder zu führen, mein Sohn.«
    Meiner Erinnerung nach trat der Kollege des Metiers von hinten dicht an mich heran, ich höre noch seine raucherrauen, müden Worte, und mir ist, als spürte ich seine Hand wie damals, als er sie auf meine rechte Schulter legte und dort ruhen ließ; während ich weiterschrieb und mir sein Lob die Schamesröte ins Gesicht trieb.
    Sie könnten jetzt natürlich vermuten, dass dies in irgendeiner Redaktionsstube vorgefallen sei, dort, wo sich Jungpoeten in der Prosa zu üben pflegen. In den Redaktionen finden sich oft noch Gestalten, deren Augen, Haare, Bärte und Zähne längst von Vergänglichkeit künden, nur ihr Herz haben sie sich jung bewahrt, mit dem sie achtzehnjährig, ihr erstes Gedicht, die erste Novelle in der Tasche, hereingestürmt sind. Die letzten Menschen, die noch staunen, wertschätzen, sich begeistern können. Sie sind wie Napoleons gealterte Gardisten, denen es ein Glücksgefühl bescherte, für irgendwelche neu ernannten Marschälle zu sterben.
    Nein, es war nicht in einer Redaktion, wo meiner Feder dieses Lob zuteilwurde. Wo war für mich damals noch eine Redaktion! Redaktion, das erschien mir als ein prächtiges Schloss, Weihnachten, ich, ein herumstromernder schüchterner Bengel, habe mich seinerzeit noch an das verschneite Tor gedrückt, von da fiebernd hinaufgestarrt zu den Fenstern der gewiss wohlig warmen Räume, die in feenhaftem Lichterglanz erstrahlten.
    Ein auf sich allein gestellter kleiner Schüler war ich noch: schmerzlich schmachtend wie ein Straßenspatz im Winter.
    Vielleicht wäre ich auch verhungert wie so viele unbekannte kleine Exemplare dieser unversorgten Spezies, hätte es

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