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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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hörte, wie das Mädchen verlegen lachte, sie wandte sich heftig zu mir hin, wollte vermutlich etwas sagen wie: Ach, jetzt hab ich mich aber erschrocken …
    Da, im selben Augenblick, schon wieder ein Blitz, greller noch und von längerer Dauer. Der Himmel wie im Morgengrauen voller rosa und violetter Wolken. Die Sterne hatte die aggressive Helligkeit verschluckt. Nach diesem Blitz wurde der Himmel über uns grau, die Sterne schienen geflohen zu sein. Von der Uferpromenade oberhalb von uns waren verängstigte Rufe und eilige Schritte zu vernehmen. Gäste, die unter den Platanen gesessen hatten, um den lauen Abend zu genießen, flüchteten zurück in ihreUnterkünfte. Von rechts aus dem Schilf hörte man das säuselnde Wehen, und auch von da, wo die Platanen standen, kam ein Wind, der uns frösteln ließ. Die Segelboote in der kleinen Bucht begannen zu schaukeln, und die Wimpel an den Masten flatterten wild. Das alles geschah innerhalb einer halben Minute. Vielleicht wären wir von den Stufen aufgestanden oder auch sitzen geblieben, und unsere Köpfe hätten sich aneinandergeschmiegt … Doch da gleißte ein dritter Blitz, ein fast schmerzhaft blendender und beängstigender Blitz, wie er eigentlich nur zu sehen, zu erleben, aber nicht zu beschreiben ist. Der Himmel sah aus, als hätte man einen Vorhang zur Seite gezogen und die Szenerie elektrisch angestrahlt. Der Blitz zuckte, schoss und zirkelte gleichzeitig an fünfzehn, zwanzig Stellen herab. Der See glänzte wie spiegelndes Eis, die schneeweißen Fassaden der fernen Villenzeile von Földvár sprangen uns förmlich an, und selbst die verwitterte Klosterkirche von Tihany schob sich in Weiß erstarrt heran. Ich sah das Mädchen an, weil ihre Hand von meiner glitt. Ihr Gesicht war totenbleich. Sie schaute zu mir, schien mich aber in dieser unheimlichen Helligkeit gar nicht zu sehen.
    Himmel und Wasser wurden plötzlich schummrig trüb. Irgendwo hinten bei den Villen ließ jemand ein Rollo herab. Dann saßen wir ein paar Augenblicke völlig regungslos in diesem starr-diffusen Licht verschreckter Lautlosigkeit. Erneut flammte es am Himmel auf, und ringsum begannen unzählige Blitze die großartige blaue, gelbe, orangefarbene und purpurne Wolkendecke zu spalten, brachten von unten die ganze Helligkeit zum Erzittern, erfassten, alles überstrahlend, das Himmelsgewölbe. Dichter und dichter wurden die Blitze, diamantene grünliche und rosaroteSchlieren überzogen, vom feurigen Zickzack durchzuckt, das Firmament. Mit Peitschenknallen, Schwerthieben, Karbatschenschlägen prasselte ein Blitzeregen hernieder, wie feurige Spieße stachen und stocherten sie, wie spitze Eiszapfen stürzten die unzähligen Blitze von überall herab, und all das geschah hundertfach gespiegelt auch auf dem Wasser, auf den sich überschlagenden Wellen.
    Dabei war es so hell, als wäre das ganze Land, ja die Welt, alles Leben erleuchtet.
    So saßen wir da, zwei angstvolle Augenpaare angesichts dieser grandiosen, schockierenden Vision, verschreckte Herzen, abergläubische Seelen, wie zwei verirrte Kinder.
    Nach einer ewig erscheinenden halben Stunde begleitete ich das Mädchen dann unter dem finster gewordenen Himmel nach Hause. Auf dem ganzen Weg sagten wir kein einziges Wort.
    (1922)

Jancsi

    Jancsi, ein Freund aus meiner Jugendzeit, ist seinerzeit einmal in das Kaffeehaus eingefallen, in dem ich am Kartentisch ums tägliche Brot kämpfte. Es war noch nicht ganz drei nach Mitternacht. Er stürzte auf mich zu, als müsste er mir das Leben retten, und rief schon von Weitem:
    »Mensch! Wie ich dich gesucht habe!«
    Ich wusste, dass er keinen Kreuzer mehr in der Tasche hatte, sonst wäre er nämlich noch bei den Damen der Artistenschau gewesen und nicht hier. Ich schickte ihn in eine Fensternische, er solle dort die illustrierten Blätter studieren und auf mich warten. Nach einer Stunde war ich mit dem Brotverdienen fertig, von meinen zwanzig Forint waren zehn verloren. Jancsi hatte inzwischen eine Familienszene auf das Marmortischchen skizziert, dazu die illustrierten Blätter und eine Flasche Pilsner konsumiert. Das Zahlen überließ er mir.
    Als wir durch die Tür in die blaue Stadt hinaustraten, setzte mich Jancsi davon in Kenntnis, dass er bei mir zu übernachten gedenke, weil man wieder einmal die Türklinke seines Zimmers entfernt hatte. Jancsi residierte im Hotel
Altesse
, wo der Oberkellner seine Wochenrechnungen sammelte; und sobald die aufgelaufene Schuld eine gewisse Grenze überschritten

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