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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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hatte, wurde sein Zimmer mit einem Wertheimschlüssel verschlossen und die Klinke entfernt, sodass er seiner Bleibe, wenn er sich denn von ihr trennen musste, nicht einmal mehr die Hand reichen konnte.
    Wir nahmen einen Wagen, denn Jancsi ging nur bei Regen zu Fuß, jetzt aber brach gerade eine wunderbare Morgendämmerung an. Jancsi fixierte eine Weile den Abendstern, erhob sich dann plötzlich, breitete die Arme aus und jammerte anklagend:
    »Ein so begnadeter Künstler wie ich und so leere Taschen!«
    Der schöne Morgenstern ließ Jancsi noch elender aussehen und zog sich dann in den Himmel zurück. In Selbstmitleid versunken, ließ sich Jancsi wieder in den Sitz fallen, streckte die Beine gegen den Kutschbock und steckte seine beiden Fäuste in die Hosentaschen.
    »Nichtsnutziger Halunke«, sagte ich ohne Groll, »willst du nicht arbeiten! Ich gehe immerhin Karten spielen. Du hast ja gesehen, mit was für ekelhaften Typen ich mich hinsetzen und um Geld spielen muss: Warum gehst du nicht wenigstens spielen? Wie viele arme Farbenkleckser hocken bis zum Morgen am Kartentisch!«
    »Ich bin zu faul zum Spielen.«
    »Aber dann könntest du doch wenigstens malen.«
    »Malen, ja? Weißt du, was der alte Bischoff von der ›Kleinen Sünde‹ mir letzte Woche zugemutet hat? Ich brachte ihm zwei Seiten Aktzeichnungen in die Redaktion und bekam dafür fünfzehn Kronen. Bischoff wollte die Zeichnungen sehen, als ich ihm die Anweisung zum Abzeichnen vorlegte, er fragte dann: ›Und wo sind die Knospen?‹, kramte einen Tintenstift aus der Schublade, feuchtete die Spitze mit der Zunge an und kleckste damit Brustwarzen auf meine Akte. Er verlege, das solle ich mir merken, ein pikantes Blatt, und da müssten, bitte schön, auch die Zeichnungen pikant sein. Also sag, kann man, darf man so arbeiten?«
    »Ja, gut. Rede jetzt nicht mehr so viel, ich bin müde.«
    Ich schloss die Augen. Doch er ließ mich nicht einschlummern.
    »Weißt du, Sanyi«, stöhnte er, »das ganze Leben ist nur eine Frage der Mittel. Könnte ich mir Leinwand, anständige Farben leisten, mein Lieber, bei meiner Begabung … Du weißt doch, wie die Kunsthändler hinter mir her sind? In einem halben Jahr habe ich einen Namen, das kannst du mir glauben. Ich werde das alles hier hinter mir lassen und mir in Paris ein Atelier nehmen. Oder? Wenn ich Geld hätte, könnte ich schon morgen ein neues Leben anfangen.«
    Großmütig und sehr schläfrig sagte ich, nur um meine Ruhe zu haben: »Jancsi, ich werde dir von meinem fast zehn Forint betragenden Vermögen fünf Forint überlassen, damit du ein neues Leben beginnen kannst. Reicht das?«
    »Wenn du nicht mehr hast. Drei Kronen die Leinwand, fünf Kronen die Farben, zwei für die Kost, da bleibt mir auch noch was für Zigaretten. Ja, da arbeite ich am Nachmittag schon im Atelier von Sigi Tyúk.«
    »Gut, zu Mittag, wenn wir aufstehen, kriegst du die zehn Forint. Aber wenn du morgen nicht dein neues Leben beginnst, brauchst du dich bei mir nicht mehr blicken zu lassen, das sag ich dir.«
    Tief neigte er den Kopf, um mir die Hand zu küssen, verlangte eine Zigarette und bat den Kutscher um Feuer, dann lehnte er sich zurück und fing an, unter den aalfarbenen Wolken mit der Zigarette in der Hand Husarenlieder zu schmettern, bis wir zu Hause waren.
    Bei mir aß er das Teegebäck auf, das ich noch hatte, bekam ein Gläschen von meinem Crème d’Yvette, erbettelte sich eine weitere Zigarette und zog sich dann aus; er wusch sich, klatschte sich eine Handvoll
Eau de Cologne Impériale Russe
ins Gesicht, zog mein Nachthemd an und legte sich in meinem sogenannten Arbeitszimmer aufs Sofa.
    Ich selbst beendete im Schlafzimmer schon nach einer Minute meine nächtliche Leseprozedur, löschte das Licht und begann, mit geschlossenen Augen eine Donau zu betrachten, die Donau des Lebens; sie floss langsam flussaufwärts, wie durch ein Stiegenhaus, lauter Köpfe nebeneinander, Kinder-, Frauen-, Buben-, Greisenköpfe, die Menschheit, stumm hinanfließend in unendliche Höhen.
    »Gluck, gluck, gluck.« Ich öffne die Augen und lausche.
    »Gluck, gluck, gluck.« Jancsi gießt sich ein Gläschen Crème d’Yvette ein. Trinkt es aus. »Aah.«
    »Du Schuft!«, sage ich. »Du säufst den teuren Schnaps? Glaubst du vielleicht, den hätte ich für dich gekauft?«
    Er stellt das Gläschen geräuschvoll aufs Tablett, lacht und meint:
    »Sanyi, sei mir nicht böse, bitte.«
    »Ich bin dir nicht böse«, sage ich, »aber ich ziehe dir dieses Glas

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