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Krumme Gurken

Krumme Gurken

Titel: Krumme Gurken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Gurke?«, fragte ich.
    »Nee!«, sagte er, lachte aber nicht. Clara und ich sind wohl echte Geschwister. Auch meine Witze versteht keiner.
    »Bin gleich fertig!«, sagte ich. »Muss mich nur verabschieden. Komm mit in die Küche! Meine Eltern mögen’s, wenn man ihnen Hallo sagt.«
    »Echt?« Rowdy sah nicht begeistert aus, aber er trottete mir hinterher.
    »Hallo Rowdy!«, sagte meine Mutter in der Küche. »Magst du mitessen?« Schützend stellte sie sich aber vor den Topf mit der Soße. Sie hatte Rowdys Blick auf die Tomatensoße bemerkt. Soßen und Suppen machen ihn voll an. Unlängst hatte Mama Rowdy ihre Kartoffelsuppe angeboten und prompt steckte er seinen Finger in den Suppentopf hinein. Seitdem passt meine Mutter auf.
    »Hier sind noch Nudeln!«, sagte sie.

    »Ich mag Schnitzel!«, sagte Rowdy, glotzte aber in den Tomatensoßentopf.
    »Siehst du?«, sagte ich.
    »Ich ess gerne Wursd!«, sagte Vati. »Und in’dor allorgrösdn Nod, schmäggd de Wurschd och ohne Brod«, sächselte er weiter.
    »He?«, sagte Rowdy. Seine Mutter kommt aus Berlin.
    »Ich mach aus euch Vegetarier!«, drohte meine Mutter. »Und dann seid ihr mir ewig dankbar!«
    »Die Weichen besiegen die Harten!«, sagte ich, und Vati nickte mir anerkennend zu. Rowdy starrte schon wieder die Tomatensoße an. »Komm, Kumpel!« Ich zerrte ihn Richtung Küchentür.
    »Und die Nudeln?«, fragte meine Mutter und trat erleichtert einen Schritt vom Tomatensoßentopf weg. Das war ein Fehler.
    »Die esse ich morgen auf!«
    »Warte mal!«, sagte Rowdy, riss sich aus meinem Griff, hüpfte zu dem Topf und steckte den Finger in die rote Soße.
    »Rowdy!«, brüllte Mama.
    »Tschuldigung!«, sagte Rowdy, leckte den Tomatenfinger ab und marschierte aus der Küche.
    Meine Mutter seufzte. »Wann kommst du heute heim, Bennie?«
    »Keine Ahnung!«
    »Wo geht ihr hin?«
    »Zu ’ner Pornoparty!«
    »Saubor!«, sagte Vati.
    »Idioten!«, murmelte Clara vor sich hin.
    »Sollen wir nicht besser zu mir gehen?«, fragte Rowdy draußen. »Ich mag keine Pornopartys!«
    »Warum nicht?«

    »Hab meine Gründe dafür!«
    »War eh nur ’n Scherz!«, sagte ich. »Aber es ist echt krass, was ich mir leisten kann, oder? Wenn ich mein Vater wäre, würde ich mir nicht so viel erlauben. Meine Eltern machen immer voll auf Verständnis, aber ich brauch hin und wieder ’ne harte Hand!«
    »Du hattest doch letztes Jahr genug Stress mit ihnen, als du acht Stunden am Tag WoW gezockt hast!«
    »Schon! Aber seit ich damit aufgehört habe, finden sie mich super!« Meine Noten haben sich auch verbessert, sollte ich dazu sagen. Seitdem lassen mich meine Eltern in Ruhe. WoW frisst Zeit. Für manche WoW-Quests brauchst du mindestens zwei Stunden. Jetzt zocke ich nur noch höchstens ein Adventure im Monat. Keine Online-Spiele mehr. Meine Freundinnen im Web fahren sowieso voll auf Kunst und Abenteuer ab. Bei Frauen kannst du nicht mit ’nem Ego-Shooter kommen: ›Ey, Bunny! Gerade hab ich tausend Mutanten abgeknallt!‹ Frauen langweilen sich beim Ballern. Da fiel mir noch Rowdys Ekschn in der Küche ein: »Hey! Warum hast du den Finger in die Soße gesteckt?«
    »Ich konnte nicht widerstehen!«, sagte Rowdy.
    »Hab mir gleich gedacht!«
    »Wenn ich den Finger nicht reinsteck, krieg ich Depressionen!«
    »Was machen die?«
    »Eh … ich will mich halt umbringen und so!«
    »Huch!«, sagte ich. »Hab schon Angst gehabt, dass es was Ernstes ist.«
    »Wie läuft’s bei uns in der Schule?«, fragte Rowdy. Er sagt immer noch ›bei uns in der Schule‹, obwohl er seit der Siebten weg ist. Ein paar Jungs aus unserer Klasse haben ihn damals rausgemobbt. Weil Rowdy anders ist.

    »Wir haben doch schon Ferien«, erinnerte ich ihn.
    Rowdy zuckte mit den Schultern. »Hab ich vergessen.«
    Ich ging an einem Straßenschild vorbei, das Verkehrszeichen ganz nah an meinem Kopf. In einer plötzlichen Eingebung – die krieg ich hin und wieder – schlug ich mit der Hand auf das Schildblech, BUMM!, fasste mich an die Schläfe und krümmte mich, als ob mich das Schild böse am Kopf erwischt hätte: »Autsch!«
    Erschrocken hüpfte Rowdy um mich herum. »Oida! Benn! Hast du dich verletzt?«
    Ich hörte auf, mich zu krümmen. »He, he, he! April, April!«
    Rowdy dachte nach. »Wenn jetzt Ferien sind, ist April doch schon längst vorbei, oder? Hast du mich verarscht? Du hast dich gar nicht angeschlagen, oder?«
    »Nee! Hab nur mit der Hand dagegen gehauen!«
    »Wichser!« Rowdy zeigte mir den

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