Krumme Gurken
treffe, geht die Ekschn ab. Die Frau ist lebensgefährlich! Heute hast du doch nur ihren Namen gerufen und ein Straßenschild hätte mich fast gekillt!«
»Das hast du selbst verschuldet, Kumpel!«
»Schon!«, sagte ich. »Aber nur weil Carmela auf Tuchfühlung war. Die muss ich auf Distanz halten. Es gibt eben Frauen auf dieser Welt, die dir Unglück bringen!«
»Das ist voll der Aberglaube, Mann!«
»Ist mir egal!«, sagte ich. »Die hat mich schon mit fünf traumatisiert!«
»Wie denn?«
»Als wir klein waren, sind unsere Eltern im Sommer mit uns zum Baden an die Elbe gefahren. Carmelas Vater und mein Vater haben dort den ganzen Nachmittag Schach gespielt. Noch mit vier haben Carmela und ich ganz entspannt nackt gebadet.«
»Echt? Du hast mit Carmelina-Mausi nackt gebadet?«
»Ja!«
»Und wie ist sie so?«
»Rasiert!«
»Echt?«
»Wie sollte sie schon sein, du Idiot? Wir waren vier! Ich erinnere mich sowieso nicht mehr dran. Das gemeinsame Baden mit fünf vergesse ich aber nie!«
»Habt ihr im Busch Doktorspiele gespielt, oder was?«, Rowdy lachte etwas gezwungen.
»Nee! Ich hab mich nur ausgezogen, Carmela starrte
mich an und sagte: »Oh! Hast du immer noch diesen Schniedel?«
»Die ist voll lustig!«, prustete Rowdy.
»He? Voll lustig? Hab deswegen Albträume gekriegt. Hab gedacht, ich bin der einzige Mensch auf der Welt, bei dem der Schniedel noch nicht abgefallen ist.«
»Der Schniedel ist halt unser Schicksal«, sagte Rowdy. »Sogar Gott muss einen Schniedel tragen.«
»Gott kann sich sogar einen ganz Großen wachsen lassen«, sagte ich. »In der Glotze haben ein paar Frauen über ihre Wunschschwanzlänge diskutiert. Echt übel!«
»Besser kurz als krumm!«, sagte Rowdy. »Meiner …« Er stockte.
»Na, was?«, fragte ich.
»Eeeh …«
»Na, sag schon!«
»Meiner ist krass krumm!«
»Linksdrehend oder rechtsdrehend?«
»Rechtsdrehend!«
»Meiner ist linksdrehend!«, sagte ich.
»Echt?« Rowdy rollte die Augen. »Ich hab gedacht, nur ich hab so ’ne krumme Gurke. Du verarschst mich, oder?«
»Nee! Ist echt so! Hast du dir keine Gurken im Netz angeschaut?«
»Ich guck mir doch keine fremden Gurken an! Nee!«
»Mir hat’s geholfen«, sagte ich. »Ich war wegen der Krümmung ziemlich fertig. Wollte den Säbel gerade biegen, echt! Hab das Ding nur im rechten Hosenbein getragen, damit die Krümmung wieder ins Lot kam.«
»Ich hab den immer links getragen!«, brüllte Rowdy.
»Eine Schiene hab ich drangebunden!«, sagte ich.
»Ich auch!«, rief Rowdy.
»Ich wollte schon zu unserer Ärztin damit gehen«, sagte ich, »aber dann war’s mir doch zu blöd!«
»Ob die Krankenkasse ’ne Krumme-Gurke-OP zahlt?«, fragte sich Rowdy.
»Meinst du brechen und noch mal zusammenwachsen lassen?« Ich schauderte. »Als ich mein Notebook bekam, guckte ich mir jeden Ständer im Internet an!«, erzählte ich weiter. »Gleich ging’s mir besser. Eigentlich sah mein Ding gegen die ganzen Web-Abarten noch recht normal aus. Nicht so groß wie die Anakondas im Netz, dafür aber ziemlich schnuckelig. Gurken sind halt krumm!«
Rowdy starrte mich mit offenem Mund an. »Zeig mal!«
»He? Wenn deine Mutter reinkommt und wir hier voll die Gartenschau abziehen und uns die Gurken zeigen, hat sie was zu erzählen in der Nachbarschaft…«
»Stimmt!«, sagte Rowdy. »Mutter würde’s womöglich auch Carmela sagen. Findet so was lustig. Ich sperr ab.« Er ging zur Tür und drehte den Schlüssel rum. Ich ließ meine Hose runter und zeigte Rowdy meine Gurke. »Guck!«
»Der ist doch ganz gerade«, sagte Rowdy.
»Die Krümmung siehst du nur am Ständer.«
»Bei mir siehst du die auch so.«
»Zeig mal!«
»Meiner schaut echt wie ’n krummer Knollenblätterpilz aus«, sagte Rowdy und holte seine Gurke heraus.
»Ich sehe gar keine Krümmung.«
»Guck! Wenn ich den hängen lasse, so …, zeigt die Spitze doch nach Süd-West, oder?«
»Blödsinn!«, sagte ich.
»Wenn er steht, schlägt er krass nach Nord-West aus!«
»Das ist bei mir genauso! Nur nach Nord-Ost!«
»Zeig mal!«
»Ich krieg den nicht hoch, so vor dir.«
»Ich hol uns ein paar Bilder auf den Bildschirm!«
»Okay«, sagte ich. »Mann! Das ist doch Carmela! Wow! Hat sie dir ein Nacktfoto geschickt? Krass!« Ich wollte einen Schritt näher zum Bildschirm machen, vergaß aber, dass meine Hose wie Fußschellen an meinen Knöcheln hing. »Uaah!« Ich stürzte zu Boden, holte mit den Händen aus, um mich am Tisch festzuhalten und haute
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