Krumme Gurken
noch etwas Knoblauch futtern, so … Quatsch! Nur ein Scherz! Nach dem Abendessen noch die Zähne putzen und dann stand der Kussorgie nichts im Wege.
Zu den Mädchen flitzte ich wieder durch die Verbindungstür zwischen unseren Fluren. Nicht einmal mein Vater hatte sie bis jetzt benutzt. Leise klopfte ich an und machte nur ein klein wenig die Tür auf. Wollte nicht wieder mitten in eine Strip-Show reinlatschen. Zum Glück alle angezogen: Anna, Emma und Katja hockten am Tisch und warfen mir mit ihren Blicken Mut zu, nur Mia saß auf ihrem Bett und machte ein mürrisches Gesicht.
»Hallo, Benn«, sagte Anna und hob ihre Augenbrauen. »Ich … wir warten!«
»Komm an meine Brust, Bennie!«, sagte Emma.
»O!«, sagte ich. »Der Traum jedes Mannes!« Die fast zwei Wochen im Mädcheninternat hatten aus mir ’nen abgebrühten, voll ungesund selbstbewussten Macker gemacht, oder?
»Der einzige Mann, der wirklich nicht ohne Frauen leben kann, ist der Frauenarzt«, sagte Katja.
»Casanova?«, fragte ich.
»Nö! Schopenhauer!«
»Alles klar, Mia?«
»Voll!«, sagte Mia, aber es klang nicht so.
Ich hockte mich zu Katja, Anna und Emma an den Tisch. Mia blieb auf ihrem Bett sitzen. Das Mädchen schien noch komischer drauf zu sein als ich.
»Und?«, fragte Anna.
Klar zog bei mir im Schädel ein Gangsta-Rapper seine Show ab. Ich hatte echt keine Ahnung. Das Mädcheninternat hatte mich aus meinem Boot geschmissen.
Take me back to my boat on the river
I need to go down
I need to come down
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich schon schwimmen gelernt hatte, manchmal klatschte ich aber mit den Händen gegen die Wasseroberfläche und wusste, dass ich gleich ertrinken würde. So wie jetzt!
Ich guckte Mia an, sie sah mir direkt in die Augen. Augen groß wie ein Tor in die Welt. Etwas raschelte am Fenster. Was? Hatte ich wieder die Vision von Fee Glöckchen? Drohte Peter Pans Flügelwesen mir mit ihrem kleinen Finger? Ich guckte wieder zu Mia. Verdammt! Tränen? Was war bei der los? Wohl war sie nicht in Stimmung, mir einen Tipp zu geben, einen Wink. Mir aus der Misere zu helfen und mir zu sagen, welches der Mädchen ich küssen sollte, verdammt. Doch plötzlich schoss mir wieder Mut in die Knochen. Die schlimmste Wahrheit ist besser als die Unsicherheit.
»Was wird hier eigentlich gespielt?«, fragte ich.
Die Mädchen am Tisch guckten sich an, sagten aber nichts.
»Soll ich eine von euch jetzt küssen? Das wollt ihr?«
»Ja!«
Ich zögerte.
Dann stand ich auf.
Ging um den Tisch herum zu ihr. »Ich möchte dich küssen«, sagte ich und guckte ihr in die Augen.
»Das ist schön, Bennie«, sagte Mia und küsste mich.
…
»Das gibt’s doch nicht!«, sagte Anna.
»Ach, Anna!«, sagte Emma.
»Hast du auch gespielt?«, fragte ich Mia.
»Nein! Ich …«
»Klar hat sie mitgespielt!«, sagte Anna.
»Das stimmt nicht!«, sagte Katja. »Nur du, Emma und… und ich. Wir haben gewettet. Mia wollte nicht.«
»Warum hast du mir nichts gesagt?«, fragte ich Mia.
»Ich hab versprochen, mich da nicht einzumischen. Entschuldige, Bennie!«
»Tut mir leid, Benn!«, sagte Katja. »Es wurde auch für uns jetzt am Ende schwierig. Wir wollten’s abbrechen …«
»Quatsch!«, rief Anna.
» Du wolltest nicht!«, sagte Emma.
»Blöde Zicken!«, zischte Anna und stürmte aus dem Zimmer.
Die Mädchen hatten sich ein Spiel ausgedacht, schon lange bevor ich ins Mädcheninternat gekommen war. Es ging darum,
welche von ihnen die größte Herzensbrecherin war. Sie hatten gewettet, wer am schnellsten einen Jungen dazu bringen würde, sich in sie zu verknallen. Als Beweis musste der Junge sie vor den anderen Mädchen küssen. Bisher war aber nie ein Junge im Mädcheninternat aufgetaucht – bis ich kam, der Hausmeistersohn. Und dann hatten sie alle Register gezogen … Um was sie gewettet hatten, erfuhr ich leider nie. Der Wettpreis war so ungeheuerlich, dass Mia rote Ohren kriegte, als ich sie danach fragte.
Ruhm
In der Früh nach der Party wachte ich echt glücklich auf. Klar, ich als alter Spieler und Geklaute-Geschichten-Erzähler durfte sowieso nicht groß motzen darüber, dass die Mädchen nur mit mir gespielt haben. Und mit meinem Gewinn bin ich schließlich mehr als zufrieden. Was für ein geiles Gefühl, einen Glücksgipfel erklommen zu haben und nicht gleich wieder abzustürzen. Zum ersten Mal im Mädcheninternat änderte ich meine Meinung über die eigenen Liebesgefühle nicht nach ein paar
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