Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
erhielten wir Unterstützung durch die hohe Mutter, die uns Sonnenwende für Sonnenwende immer wieder auf ein Neues wegen dir und deinem Eid in den Ohren liegt. Der Einfluss der hohen Mutter der Orna ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil«, antwortete Boijakmar.
    Madhrab dachte nach. Die von Boijakmar vorgeschlagene Lösung hatte Vor- und Nachteile. Der Overlord verlangte ihm eine Entscheidung ab, die zu treffen er nicht auf die leichte Schulter nehmen wollte. Zu allem Unglück entsprach der Vorschlag zum jetzigen Zeitpunkt keinesfalls seinen Vorstellungen. Zu sehr hatte er sich bereits an ein Leben ohne den Eid gewöhnt und irgendwie sogar die Macht seiner Stellung genossen, was er sich selbst nur ungern eingestand. Diesen Umstand offen zuzugeben, würde er niemals wagen, obgleich er ihn in einen Konflikt stürzte. Madhrab war ein Bewahrer. Das Streben nach Macht, Ruhm und Ehre musste er daher aus tiefster Überzeugung ablehnen. Dennoch fiel es ihm schwer, die Verlockungen waren groß. Er war eine Verpflichtung gegenüber den Klan und seinen Kameraden eingegangen. Madhrab hatte ein Versprechen und damit sein Wort gegeben. Dieses würde er niemals brechen. Solange die Rachuren eine Bedrohung für die Klanlande waren, würde er sie bekämpfen und zurückschlagen. Natürlich kannte er seine eigentliche Bestimmung als Bewahrer. Darauf war er seit seiner Kindheit vorbereitet worden. Es gab für ihn keinen Zweifel daran, dass er dieser Bestimmung eines Tages nachkommen musste. Warum also nicht gleich? Je länger er wartete, umso schwerer würde es ihm später fallen, wieder zu dem ihm vorbestimmten Leben unter der Bürde des Eides zurückzukehren. Er fasste daher ohne zu zögern einen einfachen Entschluss auf die ihm ganz eigene Art und Weise. Kurz und schmerzlos aus dem Bauch heraus.
    »Ich verstehe, Boijakmar. Dann werde ich den Eid ablegen. Unter einer Bedingung«, teilte Madhrab dem hohen Vater seine Entscheidung mit.
    Boijakmar horchte auf und sah den Lordmaster überrascht an. Er hatte nicht mit einer solch raschen Zustimmung gerechnet. »Und die wäre?«, fragte er verdutzt nach der gestellten Bedingung.
    »Ich werde das Verteidigungsheer in die Schlacht führen. Das bin ich den Klan, meinen Kriegern und mir selbst schuldig«, antwortete Madhrab.
    Boijakmars Augen leuchteten auf: »Ein guter Entschluss. So soll es sein. Glaube mir, das wird für uns alle die beste Lösung sein. Vielleicht werde ich in den nächsten Tagen Lordmaster Kaysahan für den Posten des Overlord gewinnen können. Immerhin scheint er nach dir der geeignetste Kandidat zu sein. Ich bin der Politik und des Krieges wirklich müde geworden. Es wird endlich Zeit für mich. Am wichtigsten ist allerdings, dass Kaysahan uns und vor allem auch dir wohlgesonnen gegenübersteht. Sollte dies nicht der Fall sein, werde ich mein Amt zumindest so lange ausüben müssen, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. So hat jeder von uns seine Bürde zu tragen.«
    »Wir werden sehen«, sagte Madhrab und zeigte mit einer Armbewegung nach draußen. »Einen Wunsch wirst du mir noch gewähren müssen. Ich erwarte, dass Chromlion dich sicher zurück ins Haus des Vaters begleiten wird. Ich kann ihn und seine Enttäuschung nicht gebrauchen.«
    Der hohe Vater verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse, die ihn noch älter wirken ließ. Er hatte darauf gehofft, Chromlion bei den Verteidigern der Klanlande lassen zu können, unabhängig von Madhrabs Entscheidung. Entweder unter Madhrabs Obhut oder, was nun nicht mehr in Frage kam, an Madhrabs Stelle. Immerhin hätte Chromlion als Bewahrer den überraschenden Ausfall der Eiskrieger des Fürstenhauses Alchovi bis zu einem gewissen Punkt wiedergutmachen können. Seine Fähigkeiten als Axtkämpfer wären ein überaus wertvoller Ersatz gewesen. Freilich war dies nicht der entscheidende Grund für Boijakmars Anliegen. Der vom Ehrgeiz zerfressene Bewahrer sollte endlich in einem echten Kampf Erfahrungen sammeln. Insgeheim hatte er sich sogar gewünscht, die Schlacht könnte eine heilsame Wirkung auf Chromlions Charakter haben. Es konnte nicht schaden, wenn Chromlion lernte, wo seine Grenzen lagen. Nur allzu schnell würde er im Kampf gegen die Rachuren feststellen, dass er nicht für diese Aufgabe geschaffen war. Vielleicht würde Chromlions Wunsch, Lordmaster Madhrab zu verdrängen, durch diese Erfahrung entscheidend nachlassen. Eine vage Hoffnung. Aber Boijakmar kannte Madhrab. Es hatte keinen Sinn, ihn in dieser

Weitere Kostenlose Bücher