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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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du vorhast.«
    Der hohe Vater deutete Madhrab an, dass er sich gerne setzen und einen Becher Wasser trinken würde, bevor sie ihr Gespräch fortsetzten. Madhrab führte den Overlord sofort zu einem einigermaßen bequemen, mit weichen Fellen bedeckten Schemel, reichte ihm einen Becher mit frischem Wasser und setzte sich selbst ihm gegenüber auf seine Lagerstätte. Er schämte sich dafür, dass er dem hohen Vater nicht schon zuvor von sich aus einen Sitz und etwas zu trinken angeboten hatte. Ich bin ein unaufmerksamer Gastgeber. Wie konnte ich den alten Mann nach der beschwerlichen Reise einfach so stehen lassen?, rügte sich Madhrab selbst in Gedanken.
    Boijakmar ergriff Madhrabs Hände, bevor er weitersprach: »Weshalb ich eigentlich zu dir gekommen bin, ist die Schriftrolle des Regenten Haluk Sei Tan, in der er mir strikte Anweisungen erteilt, die dich betreffen. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich bei der Abfassung darüber im Klaren war, dass er den Bewahrern keine Weisungen erteilen darf. Wir sind ihm nicht verpflichtet und bilden seit jeher eine unabhängige Instanz unter den Klan. Du und ich sprachen darüber. Seine Befehle verstoßen also gegen die Gesetze. Dennoch wäre es unklug, sie einfach zu ignorieren. Der Orden der Bewahrer könnte großen Schaden nehmen.«
    »Das ist interessant, zumal ich annahm, Haluk Sei Tan sei in seinem hohen Alter inzwischen senil geworden. Ich bin gespannt, was er von mir will«, sagte Madhrab neugierig.
    »Im Grunde ist es nur ein sehr einfacher Befehl«, antwortete Boijakmar und machte eine kurze Pause. »Er befiehlt dich an seinen Hof nach Tut-El-Baya. Sofort und ohne jeden Aufschub. Du sollst ihn und seine Familie fortan mit deinem Leben schützen. Er wünscht deinen Eid. Den Eid des Bewahrers für sich selbst. Chromlion soll an deiner Stelle das Heer der Verteidiger gegen die Rachuren in die Schlacht führen. So lautet sein Wille.«
    Madhrab sprang von seiner Lagerstätte auf und lachte. Es war ein Lachen, in dem sich Empörung und Unverständnis mischten: »Das Gerücht bewahrheitet sich. Er ist senil geworden, der alte Greis. Das verstößt gegen jede Regel. Der Regent verlangt meinen Eid? Wie kommt er dazu? Es steht ihm nicht zu, mir dies zu befehlen. Er lässt die Rachuren gewähren, kümmert sich über viele Sonnenwenden einen Dreck um die Sicherheit der Landesgrenzen und seiner Klan. Er versteckt sich stattdessen hinter den Mauern seines Kristallpalastes mitsamt seinen Höflingen, gemeinsam mit den scheinheiligen Praistern der Kojos, und nun will er, dass ich ihn und seine verwöhnte Brut beschütze, Hals über Kopf meine Kameraden verrate und den Rachuren das Feld kampflos überlasse? Die Krieger werden Chromlion nicht folgen. Keiner von ihnen. Das weißt du. Die entscheidende Schlacht wäre hier und jetzt verloren, sollte ich mich entscheiden, seinen Anweisungen zu folgen. Nein, Boijakmar, der Regent muss verrückt sein. Das kann er nicht von mir verlangen. Seine Forderung werde ich niemals erfüllen.« Madhrab ging unruhig im Zelt auf und ab.
    Boijakmar folgte ihm mit den Augen und versuchte zu beschwichtigen: »Ich wusste, wie du auf die Nachricht reagieren würdest. Ich habe nichts anderes von dir erwartet. Aber lass uns in aller Ruhe darüber reden und gemeinsam nach einem Ausweg suchen.«
    »Welchen Ausweg schlägst du vor, der den Regenten nicht sofort vor den Kopf stoßen würde? Es gibt keinen außer den, sich zu widersetzen. Nun wird mir wenigstens klar, warum Chromlion mitgekommen ist. Ich werde morgen gegen die Rachuren kämpfen und auf keinen Fall an den Hof nach Tut-El-Baya gehen, es sei denn als Befehlshaber eines siegreichen Verteidigerheeres«, zürnte Madhrab nur unmerklich ruhiger.
    »Setz dich wieder zu mir, Madhrab«, fuhr der hohe Vater in ruhigem Tonfall fort.
    Madhrab setzte sich und hörte den Worten des Overlords zu.
    »Du hast seine größte Furcht soeben trefflich umschrieben. Würdest du ein siegreiches Heer nach Tut-El-Baya führen, wärst du unantastbar auf lange Zeit. Die Klan würden dich wie einen Kojos gottgleich verehren. Mehr als den Regenten selbst, der in den letzten Sonnenwenden viel von seinem Ansehen eingebüßt hat. Du bist ihm zu mächtig geworden und gefährdest seine Stellung als Regent und damit seine gesamte Blutlinie. Der Regent versteht nicht, was wir Bewahrer sind und nach welchen Regeln wir leben. Er glaubt nicht, dass wir nicht nach der Art Macht streben, wie er sie lebt und kennt. Dein Name ist in aller Munde in

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