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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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vertreiben und die Wirkung des giftigen Krauts abmildern.«
    Renlasol steckte sich ein Blatt in den Mund und kaute darauf herum. Ein frischer, starker Minzegeschmack breitete sich wohltuend in seinem Mund aus und drang von dort bis in die Nase und in seine Lunge. Er hatte das Gefühl, als könne er wesentlich besser atmen als noch zuvor. Die Orna hatte wirklich erstaunliche Kenntnisse in allerlei Kräutern, stellte er anerkennend fest.
    Sapius stöhnte und öffnete die Augen. Sofort war Elischas Aufmerksamkeit wieder auf den verletzten Saijkalsan gerichtet. Sie versuchte erneut zu seinem Verstand durchzudringen und ihn aus seinen Fieberträumen zu wecken. Dieses Mal hatte sie endlich das Glück der Tüchtigen. Sapius war tatsächlich wach und sah sie an.
    Elischa zwang sich zu einem Lächeln: »Endlich, da seid Ihr ja wieder«, sagte sie, »Ihr habt hohes Fieber und ich kann nichts dagegen tun. Die Wunden sind versorgt. Sie werden heilen. Ihr werdet einige Narben zurückbehalten. Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, damit Ihr wieder gesund werdet. Das Gegengift hat nicht angeschlagen. Ihr müsst mir mit Euren Kräften helfen, wenn Euch Euer Leben lieb ist. Benutzt Euren Zugang und sucht nach einem Mittel gegen das Fieber, wenn Euch das möglich ist. Wollt Ihr es versuchen?«
    Sapius blinzelte. Er hatte verstanden. Seine Kehle war ausgetrocknet und brannte. Er brachte keinen Ton hervor. Sein letzter Versuch am Fluss, den Zugang zu den Saijkalrae zu öffnen, war kläglich gescheitert. Der Zugang war ihm verschlossen geblieben. Hatten die Saijkalrae ihn im Stich gelassen? Wollten sie seinen Tod, weil er womöglich an ihnen zweifelte und seine eigenen Ziele verfolgte? Fragen über Fragen, auf die es keine Antwort gab. Noch nicht. Jetzt hatte er nicht die Zeit, nach den Antworten zu suchen. Außerdem hatte er doch nur schlecht geträumt. Der gesichtslose Wanderer hatte ihn verwirrt. Er hatte den Saijkalrae immer gut gedient und jeden verlangten Preis klaglos bezahlt. Er musste es versuchen. Elischa hatte recht. Wer sonst sollte ihn heilen, wenn selbst eine Orna mit ihren Fähigkeiten am Ende angelangt war?
    Der Saijkalsan konzentrierte sich und tatsächlich erschien der Zugang nur wenig später vor seinem geistigen Auge. Sein Herz schlug schneller, als er erkannte, dass der Zugang einen Spalt breit geöffnet war und sich daraus blendend weißes Licht den Weg nach draußen brach. Das große Auge war geöffnet. Dieses Mal musste es ihm gelingen! Sapius zwängte sich durch den Spalt hindurch und wurde sogleich von einem Wirbel erfasst, der ihn zu den Hallen der Saijkalrae trug.
    Die Zeit stand still.
    Wie schon viele Male zuvor befand er sich alleine in dem langen, spärlich beleuchteten Säulengang, der ihn geradewegs zu den Schlafgemächern der Saijkalrae führen sollte, wenn er ihm linker Hand folgte.
    Schlagt einen anderen Weg ein, geht in die entgegengesetzte Richtung, kamen ihm plötzlich die Worte des Wanderers in den Sinn. Noch nie zuvor war er dem Gang in die andere Richtung gefolgt. Er fragte sich, was sich wohl an diesem anderen Ende befinden mochte und was geschehen würde, wenn er dem Gang einfach in die andere Richtung folgte. Sapius überlegte nicht lange. Er wandte sich nach rechts. Es war Neugier, die ihn trieb, und die Worte des Wanderers bestärkten ihn darin.
    Ein unheimliches Flüstern folgte Sapius, als er sich in Bewegung setzte. Die Fackeln warfen wild bewegte Schattenbilder an Säulen und Steinboden. Mit jedem Schritt, den er sich von dem großen bronzenen Tor weg in die entgegengesetzte Richtung entfernte, schien das Flüstern zuzunehmen. Sapius fröstelte, anfangs versuchte er, schneller den Gang entlangzulaufen. Doch seine Beine fühlten sich an, als wären sie mit Gewichten beschwert. Nach einer kurzen Strecke, die ihm wie eine halbe Ewigkeit erschien, stellte der Saijkalsan erste Anzeichen von Erschöpfung fest. Schweißperlen standen auf seiner Stirn und seine Beine zitterten. Sein Körper war von den Verletzungen und vom Fieber stark geschwächt. Er wurde langsamer, bis er schließlich schwer atmend stehen blieb. Ihm wurde schwindelig und der Säulengang begann sich schneller und schneller um ihn zu drehen. Seine Hände suchten vergebens Halt an einer Säule. Sapius sank erschöpft auf die Knie. Er sagte zu sich selbst: »Du bist ein verdammter Narr, Sapius. Was für eine absurde Idee, sich in diesem Zustand von den Saijkalrae abzuwenden, statt ihre Hilfe zu suchen.« Sein

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