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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Saijkalsan auf.
    Sapius zögerte nicht lange und warf die Fackel in hohem Bogen durch die Tür. Er trat vor und konnte im schwachen Lichtschein die weit in die Tiefe führenden, grob und unregelmäßig in den Stein gehauenen, steilen Stufen erkennen. Ein Fehltritt in der Dunkelheit und er könnte sich das Genick brechen. Die Fackel traf laut hörbar auf Stein auf, hüpfte weitere Stufen hinab und blieb brennend am unteren Ende der Treppe liegen. Das Licht sah von oben klein und weit entfernt aus. Sapius zweifelte, dass er in seinem geschwächten Zustand den steil nach unten führenden Weg ohne Hilfe seines Schülers schaffen würde. Er konnte Malidor nicht darum bitten, ihn zu begleiten. Es wäre nicht recht, seinen Schüler ungewissen Gefahren auszusetzen.
    Sapius wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als ihn überraschend Malidors kräftige Hände an den Schultern packten und durch die Tür auf die Treppe bugsierten.
    »Seht genau hin, Sapius. Am Fuße der Treppe … da … seht Ihr es? Dort bewegt sich etwas auf das Licht der Fackel zu«, flüsterte Malidor ganz dicht an seinem Ohr. »Wisst Ihr, was das ist, mein Meister?«
    Sapius schüttelte energisch den Kopf. Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet, der ihm das Sprechen unmöglich machte. Mehrere zerlumpte Kreaturen – sie wirkten unwirklich – schleppten, krochen oder zogen sich auf Händen schwerfällig und stöhnend in Richtung des Fackellichts. Ihre dunklen Augen starrten weit aufgerissen in ihre Richtung auf die geöffnete Tür am oberen Ende der Steintreppe.
    »Ich bin erstaunt, dass Ihr völlig ahnungslos seid. Ihr seid schließlich ein Saijkalsan. Und das lange schon, bevor wir uns begegneten und ich von Euch lernen musste. Wusstet Ihr nicht, dass sich die Saijkalrae von jeher bestens um ihre treu ergebenen Diener kümmern? Der Treueeid endet nicht mit dem Tod des Körperlichen. Er bindet die Saijkalsan bis zu ihrem bitteren Ende und damit für die Ewigkeit«, fuhr Malidor fort.
    Malidor sprach in Rätseln.
    Sapius wusste nicht, worauf sein Schüler hinauswollte, und schüttelte erneut den Kopf. Was hatte Malidor vor? Sapius erinnerte sich, dass viele der Saijkalsan in schwerer Not oder in Todesgefahr vor allem während der großen Inquisition zu den Saijkalrae geflüchtet waren, vorausgesetzt, sie hatten ihren Zugang in der höchsten Not noch entdeckt. Sapius hatte nie danach gefragt, was mit ihnen geschehen war, nachdem sie ihr Leben auf Ell auf den Scheiterhaufen und in den Folterkellern der Praister gelassen hatten. Er hatte stets angenommen, dass sie ins Land der Tränen gegangen waren, um dort ihre letzte Ruhe zu finden.
    »In der Tiefe verrotten die Gescheiterten, Sapius. Sie fristen ihr erbärmliches Dasein in ewiger Finsternis, während ihnen langsam das Fleisch von den Knochen fault. Sie hungern, sie dursten, sie frieren, sie verlangen nach Licht und sie fürchten sich in der Dunkelheit. Es ist ein nicht enden wollendes Martyrium. Der Preis für den Gebrauch der Kräfte der Saijkalrae. Dort unten, am Ende der steinernen Treppe, hausen die Verdammten der Saijkalrae bis zu ihrem jämmerlichen Ende. Die Verstoßenen, die sich von den Saijkalrae abgewandt haben. Die Versager, die ihre Verpflichtungen gegenüber den Saijkalrae nicht erfüllen konnten. Die Schuldner, die den Preis nicht bezahlen wollten. Die Strafe der Saijkalrae ist hart, aber gerecht. Sie lassen ihre Diener nicht im Stich. Niemals.« Malidor hielt einen Moment inne. »Dort unten, unter Euresgleichen, ist ab jetzt Euer Platz, Sapius, Ihr habt versagt. Ihr seid am Ende Eures Weges angelangt. Seht Euch Eure letzte Ruhestätte noch einmal im Licht der Fackel an. Sie wird bald erlöschen und Euch in der Finsternis mit Euren verräterischen Kameraden zurücklassen. Euer Verrat gegenüber den Saijkalrae beschert Euch einen Ehrenplatz unter den Gescheiterten. Ihr werdet eine willkommene Abwechslung für die armen Kreaturen sein. Lebt wohl.«
    Sapius wollte sich augenblicklich aus dem Griff seines Schülers befreien. Doch er war nicht stark genug. Malidors Hände hielten ihn fest. Malidor lachte gehässig, stieß Sapius grob von sich und versetzte ihm einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten. Sapius stolperte und verlor den Halt. Er stürzte kopfüber die steile Treppe hinab, überschlug sich mehrmals, stieß sich zweimal, dreimal schwer den Kopf. Er fühlte und hörte schmerzhaft mit jedem Aufprall seine Knochen brechen, die wie morsches Holz unter seiner Haut

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