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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Schwächezustand war nur von kurzer Dauer. Der Schwindel ließ nach und er konnte seinen Weg auf wackeligen Beinen fortsetzen.
    Der Zeitlauf in den Hallen der Saijkalrae hatte keine Bedeutung für die Zeit auf Ell. Während er ein Leben lang bis zu seinem Tod in den Hallen verweilen konnte, verging auf dem Kontinent noch nicht einmal ein Wimpernschlag. Dieses Wissen beruhigte ihn ungemein. Sein Aufenthalt und Forscherdrang zu unmöglicher Zeit würden seine Aufgabe nicht gefährden und obendrein würde er bei den Klan nichts verpassen. Eile war bei den Saijkalrae jedenfalls nicht vonnöten. Dennoch würde die fortschreitende Vergiftung in seinem Körper nicht Halt machen und ihn langsam, aber sicher dahinraffen. Er konnte in den Hallen sterben. Seine Verletzungen waren schwer. Sapius musste möglichst schnell einen Weg zur Heilung finden, wenn möglich ohne Hilfe der Saijkalrae.
    Die flüsternden Stimmen wurden lauter, schwollen zu einem Stimmengewirr an, das in seinen Ohren schmerzte und von den Säulen zu kommen schien. Sapius hielt sich mit den Händen die Ohren zu und lief einfach weiter. Er musste sich noch zweimal ausruhen, bevor er ein anhaltendes Schwinden des Lichts bemerkte, je weiter er den Gang in die von ihm eingeschlagene Richtung vordrang. Mittlerweile konnte er einzelne Stimmen verstehen, die ihm immer wieder zuriefen: »Kehre um!« »Das ist der Weg der Verdammten.« »Dein Weg führt ins Verderben.« »Es ist dir nicht bestimmt, diesen Weg zu gehen.« Sapius ignorierte die warnenden Flüsterstimmen. Er musste wissen, was am Ende des Säulenganges auf ihn wartete.
    Nach einer weiteren Rast stand er plötzlich vor einer massiven, mit Eisen beschlagenen Holztür, die mit zwei schweren, vorgeschobenen Riegeln versperrt war. Die Tür machte den Eindruck, als sei sie seit vielen Sonnenwenden nicht mehr geöffnet worden. In den oberen Ecken hatten sich dicke Spinn- und Staubfäden festgesetzt. Bei genauerem Hinsehen wirkten die Eisenbeschläge verrostet.
    Es war dunkel geworden. Die letzten Fackeln an den Säulen spendeten kaum noch ausreichend Licht. Sapius’ Augen hatten sich auf dem Weg einigermaßen an die stetig zunehmende Dunkelheit gewöhnt. Die über der Tür angebrachten Runen konnte er zwar erkennen, jedoch nicht vollständig entziffern. Der Sinn der Inschrift blieb ihm daher verborgen. Es waren uralte Runen, der kurze Text seiner ersten Einschätzung in der Sprache der Altvorderen verfasst. Lediglich die Zeichen für »Schwelle« und »Tod« konnte er übersetzen. Das Zeichen der Saijkalrae erkannte er hingegen schnell, nachdem er es mit den Fingern vorsichtig betastet hatte. Sapius befürchtete, dass die Runeninschrift über der Tür eine Warnung bedeutete. Er malte sich aus, welche Schrecken ihn erwarteten, wenn er die »Schwelle« tatsächlich übertreten sollte, sofern er denn diese Tür jemals aufbekommen sollte. Sapius setzte sich dicht vor die Tür und legte ein Ohr daran. Zunächst nahm er nichts wahr, nur wohltuende Stille. Nach einer Weile konnte er ein undefinierbares Scharren und Kratzen hören, gerade so, als ob in einiger Entfernung etwas langsam über den steinernen Boden geschleppt würde.
    Der Saijkalsan stand auf und versuchte den ersten schweren Holzriegel zur Seite zu schieben. Der Riegel saß fest und ließ sich kein Stück weit bewegen. Egal wie sehr sich Sapius auch abmühte, seine Kräfte reichten nicht aus. Die Tür blieb fest verschlossen. Frustriert sank Sapius mit dem Rücken an der Tür hinab und blieb vor Anstrengung schwer atmend sitzen. Er hätte umkehren und den Säulengang einfach zurücklaufen können. Vielleicht war sein Weg in die falsche Richtung von den Leibwächtern Haisan und Hofna nicht bemerkt worden. Möglicherweise war es noch nicht zu spät umzudrehen und auf den rechten Weg zurückzukehren. Doch er wollte nicht einfach aufgeben und versuchte sein Glück erneut. Wieder scheiterte Sapius ohne Resultat. Nach dem dritten erfolglosen Versuch zwang ihn ein Schüttelfrost zur Aufgabe, der seinen ganzen Körper erfasste. Sapius war am Ende seiner Kräfte angelangt, sank zu Boden und lachte ein verzweifeltes Lachen am Rande des Wahnsinns, während sein Körper erbebte.
    Welch merkwürdige Ironie des Schicksals. Die Saijkalrae hatten ihm wieder Zugang zu ihren Hallen gewährt. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihre Hilfe zu erbitten und einen wahrscheinlich akzeptablen Preis für die Anwendung ihrer Kräfte zu bezahlen. Doch Sapius hatte sich stattdessen

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