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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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wusste, dass Madhrab, wann immer er Zeit fand, seinen Geist mit dem Studium der Runenkunde schulte. In einer Zeltecke stand ein kleiner eiserner Ofen und spendete wohlige Wärme. Das Feuer war durch die halb geöffnete Feuerluke gut zu erkennen. Der Rauch wurde durch ein provisorisches Rohr über die Zeltdecke nach draußen abgeleitet. An der Zeltdecke waren vier und an den Wänden jeweils drei Laternen aus buntem, orangerotem Papier in Form von Sonnen befestigt, die ein warmes, ausreichend helles und sehr angenehmes Licht spendeten. Der Rüstungsständer mit Madhrabs Runenrüstung und seinem Blutschwert Solatar stand auf der gegenüberliegenden Seite des Feldbettes. Alles wirkte ordentlich und sauber.
    Renlasol erschrak, als er Madhrabs Stimme vernahm, ohne dass dieser von den Papieren aufgesehen oder sich zu ihm umgedreht hätte. Der Lordmaster musste entweder Augen im Hinterkopf haben oder eine schier unglaubliche Wahrnehmungskraft. »Komm her, Renlasol, und sieh dir mit uns die Berichte der Späher an«, sagte der Bewahrer.
    Renlasol trat näher an den großen Tisch heran. Jetzt erkannte er den Sonnenreiter. Der Klan namens Zyagral war einer der von Madhrab ausgesandten Späher, der die Berichte der anderen Späher eingesammelt und sie zu Madhrab gebracht hatte. Zyagral sah müde aus. Erst vor Kurzem war er mit einigen aufschlussreichen Neuigkeiten ins Lager zurückgekehrt. Renlasol nickte ihm freundlich zu.
    »Hier ist der Bericht von Speefok.« Zyagral deutete auf eine Pergamentrolle, deren Siegel sie bereits gebrochen hatten. »Er hat eine Gruppe von Todsängern beobachtet, die sich offensichtlich auf dem Weg zum Lager der Rachuren auf dem Hochufer des Rayhin befanden. Sie kamen aus Richtung Süden durch den Wald und waren bemüht, nicht aufzufallen. Er hat ziemlich genau siebenunddreißig Todsänger gezählt. Speefok hat Augen wie ein Dschan, ihm entgeht nichts«, freute er sich für den Späher.
    Madhrab zog eine Augenbraue hoch und pfiff durch die Zähne: »Todsänger also ... hm ... das ist interessant, sehr interessant sogar. Aber … das gefällt mir gar nicht. Was haben sie vor? Jedenfalls meinen sie es sehr ernst, wenn die alte Hexe auf ihre ständigen Begleiter verzichtet und sie aus der sicheren Heimat an die Front gen Norden schickt.«
    »Was ist ein Todsänger?«, fragte Renlasol in böser Vorahnung, die ihm die Nackenhaare zu Berge stehen ließ.
    Madhrab blickte ihn lange mit sorgenvollem Gesicht an. Gwantharab hustete. Die Hoffnung, gegen die Rachuren gewinnen zu können, war ohnehin alles andere als berauschend. Treffender noch wäre die Feststellung gewesen, dass die Schlacht im Grunde völlig aussichtslos war. Offenbar erhöhte die Entdeckung der Todsänger ihre Chancen nicht unbedingt und schien eine weitere schwerwiegende Hürde zu sein, die dem Bewahrer Kopfzerbrechen bereitete.
    »Beantworte du ihm die Frage, Zyagral. Er soll wissen, womit wir es in der Schlacht zu tun bekommen«, sagte Madhrab.
    Zyagral überlegte, wie er Renlasol möglichst verständlich erklären sollte, was er über die Todsänger wusste, denn das war erstaunlich wenig: »Wir wissen selbst nicht genau, was ein Todsänger ist oder wie sie entstanden sind. Ich denke, ein Saijkalsan könnte das weitaus besser erklären, wenn denn einer hier wäre. Es handelt sich um ein Wesen, das weder lebt noch tot zu sein scheint. Vielleicht hat es dereinst gelebt, vielleicht als ganz normal sterblicher Klan oder Rachure. Wir vermuten, dass es sich um eine Art Wiedergänger handelt. Ein untotes Wesen, das sich von den Seelen der Lebenden ernährt. Sie singen wundervoll melancholische Lieder, mal harmonische Melodien, mal Abfolgen von unheimlich klingenden Tönen, seltsam anmutende Laute, eine Art Singsang in einem meist wiegenden Herzschlagrhythmus, der jeden ihrer Zuhörer unweigerlich in einen schier unlösbaren Bann zieht, mit meist tödlicher Wirkung.« Zyagral war nicht wohl bei dem Gedanken an die Todsänger und er schluckte schwer, bevor er fortfuhr: »Es ist schrecklich, weil es kein wirksames Mittel gegen die Todsänger zu geben scheint. Wir kennen jedenfalls keines, das ihren Gesang verhindern könnte. Schon die ersten Töne, kaum von ihren Lippen geformt, lassen den Zuhörer sofort in eine Art Starre fallen, die ihn gegen ihren mit Gewissheit kurz darauf folgenden Angriff wehrlos macht. Singen mehrere Todsänger gemeinsam, könnte die vernichtende Wirkung ihres Gesanges noch um ein Vielfaches verstärkt werden. Das

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