Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Kaysahan wusste, er hatte mit dem Bericht zu warten, bis Fürst Fallwas und der Praister an die Seite des Regenten getreten waren und ihm Haluk Sei Tan das Zeichen zum Sprechen gab. Schließlich nickte der Regent dem Bewahrer auffordernd zu.
»Ich will gleich zur Sache kommen und Euch die beste Nachricht zuallererst überbringen«, begann Lordmaster Kaysahan voller Freude. »Die Schlacht gegen die Rachuren ist geschlagen. Das Unmögliche wurde endlich wahr. Wir haben unter der Führung des Bewahrers Lordmaster Madhrab gesiegt. Das Heer der Rachuren wurde an den Ufern des Rayhin vollständig vernichtet. Der Krieg ist beendet und die Gefahr für die Klanlande ist für lange Zeit gebannt.«
»Verluste?«, fragte Fürst Fallwas trocken. Die Worte beeindruckten ihn offenbar nicht.
»Die Verluste waren bedauerlicherweise, wie nicht anders zu erwarten, hoch«, fuhr Kaysahan wahrheitsgemäß fort. »Laut der Nachricht verloren in etwa zwei Drittel des Verteidigungsheeres ihr Leben in der Schlacht.«
»Das nennt Ihr einen Sieg?«, Fürst Fallwas zog spöttisch eine Augenbraue hoch. »Ich bin erstaunt. Von Eurem Helden Madhrab hätte ich weit mehr erwartet. Wird er nicht Bewahrer des Nordens genannt? Stattdessen führt er den Großteil des Klanheeres in die Schatten und schwächt die Verteidigung der Klan über Sonnenwenden hinweg. Wurde er nicht bereits mit dem legendären Ruitan Garlak, der Eisenhand, verglichen? Strebte er nicht bereits nach der alleinigen Herrschaft über die Klanlande? Er hätte besser daran getan, der Anweisung des Regenten Folge zu leisten und einem fähigeren Bewahrer den Befehl über das Heer zu überlassen.«
»Ihr meint doch nicht Master Chromlion?«, fragte Lordmaster Kaysahan nach, der den Sohn des Fürsten sehr gut einschätzen konnte.
»Genau an diesen dachte ich«, lächelte Fürst Fallwas. »Mein Sohn ist ein ausgezeichneter Stratege und Taktiker. Das hat er von mir. Darüber hinaus kämpft er so gut wie kaum ein anderer unter Euch Bewahrern. Warum sonst hätte ihn der Overlord zu einem Ausbilder der Bewahrer an den Waffen gemacht? Er hätte die Rachuren ohne große Verluste in den eigenen Reihen bezwungen.«
»Was sich im Nachhinein schwer beweisen, aber allzu leicht behaupten lässt«, erwiderte Kaysahan angewidert.
»Ihr zweifelt an meinen Worten?«, empörte sich der Fürst künstlich. »Die Fakten liegen doch auf der Hand. Der Bewahrer Madhrab sollte auf Wunsch des Regenten vor der Schlacht abgelöst und durch Chromlion ersetzt werden. Wusstet Ihr das etwa nicht? Offenbar hat er sich Eurem Bericht zufolge der ausdrücklichen Bitte des Ehrwürdigen widersetzt und das Verteidigungsheer, wie von uns befürchtet, ins Verderben geführt. Wir hatten, unbestritten seiner Talente als begnadeter Kämpfer und Waffenmeister, berechtigte Zweifel an den Führungsqualitäten des Lordmasters. Es gab einige hässliche Gerüchte, die …«, Fürst Fallwas unterbrach seine Ansprache kurz und blickte auf ein vergilbtes Blatt mit handschriftlichen Notizen in seiner Hand, »… bislang merkwürdigerweise unbestätigt blieben. Jetzt wird mir einiges klarer. Wer sollte noch berichten, wenn es kaum Überlebende gibt? Um die üble Nachrede gegen ihn zu zerstreuen und in unserer selbstlosen Fürsorge für den Lordmaster dachten wir ihm allerdings eine sehr verantwortungsvolle und herausragende Aufgabe zu, für die er nach unserem Dafürhalten weit besser geeignet und die auch seinem Rang mehr als angemessen gewesen wäre. Der Schutz des Regenten und dessen Familie. Welch höhere Berufung kann es für einen Bewahrer geben? Wir wollten ihm das Leben des Herrlichen anvertrauen.«
»Aber …«, Kaysahan war entsetzt und wagte nicht, seine Gedanken auszusprechen. Er dachte an all die Verschwendung und an das Ende der Tradition der Bewahrer, als er Fürst Fallwas fassungslos zuhörte. Madhrab war der fähigste Bewahrer, den er überhaupt kannte. Ein begnadeter Krieger, wie Kryson bislang keinen zweiten gesehen hatte. Ihn zum persönlichen Schutze des Regenten und dessen Familie einzusetzen, erachtete Kaysahan als Vergeudung des besten Talents, das sie in den Klanlanden aufweisen konnten. Niemand hatte bei Madhrabs Berufung zum Heerführer in der Not daran gezweifelt, dass er der einzig Richtige für diese aussichtslose Aufgabe war. Doch nun wurden die Fakten völlig verdreht.
Master Chromlion hätte nicht den Hauch einer Chance gehabt, die Klan zu einem Sieg gegen die Rachuren zu führen, dessen war sich
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