Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
und stärkste Fürstenhaus in den Klanlanden. Die Eiskrieger stehen geschlossen hinter ihm. Solltet Ihr eines Tages abdanken wollen, könnte Alchovi Anspruch auf den Thron der Regentschaft erheben.«
»Niemals!«, schrie Haluk Sei Tan, während Fürst Fallwas den Bewahrer böse anblickte. »Das darf nicht sein. Das Blut der Kojos fließt durch meine Adern und nicht durch seine. Raussa wird mir nachfolgen. Sie trägt mein Erbe und wie ich selbst stammt auch sie von den Kojos ab.«
»Jetzt ist das Haus der Alchovi wohl nicht mehr das mächtigste Fürstentum, nachdem was Ihr berichtet habt«, sagte Fürst Fallwas, bevor er seine Worte direkt an den Regenten richtete. »Verzeiht mir meinen Einwand, Ehrwürdiger, aber Raussa ist keine Regentin. Das wäre eine Untertreibung. Ihr habt das Kind nicht zum Herrschen erziehen lassen. Aber es gibt glücklicherweise immer noch andere starke Häuser, die Euch treu zur Seite stehen und für Euch oder in Raussas Namen und an ihrer Stelle jederzeit die herrschaftlichen Verpflichtungen erfüllen und ihr dienen können. Sie würde Euch als Tochter der Kojos selbstverständlich auf den Thron nachfolgen.«
»Das ist lieb«, lächelte der Regent gedankenverloren.
»Ihr hattet bei den Diensten für eine Regentin selbstlos an Euer Haus gedacht?«, meinte Kaysahan an den Fürsten gewandt.
»Selbstverständlich«, antwortete Fürst Fallwas, »unser Haus steht dem Hochwohlgeborenen und dessen Familie sehr nahe. Nur wir könnten die Klanlande für die Tochter und in seinem Sinne weiterführen. Der Kristallpalast würde in ganz neuem Glanz erstrahlen.«
Wie anmaßend Fürst Fallwas doch ist und der senile Alte merkt es nicht einmal, dachte Kaysahan und schluckte seine Gedanken erneut unausgesprochen hinunter. Fürst Corusal Alchovi war ein edler und großherziger Mann, der sich für seine Untertanen bedingungslos einsetzte. Er hätte sein letztes Hemd gegeben, um seine Stadt am Leben zu erhalten. Sicher war es ihm schwergefallen, den Regenten Haluk Sei Tan um Hilfe zu bitten. Doch statt die erhoffte Unterstützung für den Wiederaufbau zu erhalten, erntete er nun den ätzenden Spott des Regenten, und wieder triumphierte Fürst Fallwas, indem er einen vermeintlichen Konkurrenten am Boden wähnte und damit seine Ansprüche um die Nachfolge in der künftigen Regentschaft der Klanlande weiter stärkte.
»Vor den Toren von Tut-El-Baya sammeln sich viele tausend Flüchtlinge, die ihre Familien, ihr Zuhause und ihre Freunde während des Krieges verloren haben«, fuhr Kaysahan unaufgefordert mit dem Bericht fort. »Sie flüchten vor dem nahenden Winter, dem drohenden Hunger und einer Seuche, die sich Gerüchten zufolge immer weiter ausbreitet. Angeblich handelt es sich um die Geißel der Schatten. Wir müssen etwas unternehmen. Die Vorratskammern der Stadt und des Palastes sind voll. Sie reichten für drei Winter, wenn wir sparsam damit umgehen. Ich bitte Euch, öffnet die Kammern und verteilt die überschüssigen Nahrungsmittel an die Heimatlosen Eures Volkes dort draußen.«
»Hast du den Verstand verloren?«, kreischte Haluk Sei Tan. »Lasst keinen von ihnen rein. Wir sind alle verloren, wenn die Geißel der Schatten durch die Straßen Tut-El-Bayas schreitet. Jage das Gesindel fort, Bewahrer. Sollen sie doch weiter in den Süden ziehen und den Rachuren als Sklaven dienen oder sich in den Minen verdingen. Nimm die Leibgarde zur Unterstützung, sollte es dir alleine nicht gelingen. Das Pack verpestet das Antlitz unserer Hauptstadt und stinkt bis hier herauf zu meinem Palast. Ich kann es riechen. Ihr erbärmlicher Anblick beleidigt meine Sinne.«
»Aber …«, Lordmaster Kaysahan verschlug es beinahe die Sprache, »Eure Regentschaft! Die Flüchtlinge sind Nno-bei-Klan. Sie sind Euer Volk. Blut von Eurem Blute. Ihr könnt sie nicht wegjagen. Viele von ihnen werden auf dem Marsch gen Süden verhungern. Sie haben es nur mit Not und unter größten Entbehrungen nach Tut-El-Baya geschafft. Wenn der Winter kommt, werden sie erfrieren, und die Seuche …«, er hielt einen Augenblick inne, »…wenn das Gerücht wahr ist, dann macht sie auch vor den Toren der Stadt nicht halt.«
»Nur wenn du das Pack hereinlassen solltest«, meinte Haluk Sei Tan. »Die Tore bleiben verschlossen, so lange, bis du die Flüchtlinge vor meiner Stadt verscheucht hast.«
»Ich … das kann und will ich nicht«, antwortete Kaysahan. »Eine solche Tat verstieße gegen die Regeln meines Ordens und gegen meine
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