Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
Blut für uns.«
    »Gut gesprochen«, nickte Quadalkar, »etwas überzogen vielleicht, aber treffend.«
    Das Tor der äußeren Mauer öffnete sich. Seite an Seite ritten jeweils drei Bewahrer nebeneinander auf schwer gepanzerten Rössern in sechs Reihen hintereinander durch das Tor. Die Ordensbrüder trugen Kampfrüstungen, die den gesamten Körper bedeckten, keine Stelle frei ließen und an den Hälsen zusätzlich durch eiserne Platten besonders verstärkt waren. Kaum waren sie durch das Tor auf donnernden Hufen hindurchgeritten, schlossen sich die schweren Flügel hinter ihnen laut krachend wieder.
    Quadalkar breitete die Arme aus und holte tief Luft. Ein lang anhaltender und durchdringender Schrei begrüßte die Bewahrer. Während der König der Bluttrinker schrie, atmete er einen dichten Nebel aus, der die Reiter samt ihren Pferden augenblicklich einhüllte und ihnen die Sicht nahm. Doch das war längst noch nicht alles. Der Nebel drang selbst durch die schmalsten Ritzen in die Rüstungen der Bewahrer und verursachte ein Jucken und Brennen auf der Haut, als ob unter ihren Harnischen ein Schwarm Jayvas tobte. Die Pferde wurden unruhig, tänzelten, scheuten und stiegen wiehernd auf die Hinterhufe, um ihre Reiter abzuwerfen. Durch die Panik der Pferde gerieten die geordneten Reihen rasch durcheinander. Einige der Bewahrer wurden abgeworfen, hatten Mühe, sich in den schweren Rüstungen wieder aufzurichten, während ihre Rösser Reißaus nahmen und ihr Heil in panischer Flucht suchten. Aber die Bewahrer waren zäh, sie bissen die Zähne zusammen, brüllten ihren Schmerz hinaus und schlugen auf alles ein, was sich ihnen näherte.
    »Jetzt«, rief Quadalkar und schlug Yilassa auf den Rücken, »hol sie dir!«
    Die Kriegerin rannte, die breite Zackenklinge bedrohlich schwingend, los. Sie war schnell und schien über dem Boden mehr zu schweben, als zu laufen. Von den Bewahrern ungesehen drang sie in den Nebel ein, der ihr nichts anhaben konnte, und traf auf ihre ersten Gegner. Wuchtige Schläge prallten auf eiserne Rüstungen, die unter dem Blutschwert zerbarsten und splitterten, als wären sie aus dünnem Holz. Yilassa legte Brustkorb und Kehle eines Bewahrers frei und schlug diesem sofort die Zähne in den Hals, während sie einen anderen mit Decayar auf Distanz hielt. Andere Bluttrinker folgten der Kriegerin in den Nebel und bedienten sich an den Resten, die Yilassa ihnen übrig ließ. Sie geriet in einen Blutrausch, der ihr zusätzliche Kraft verlieh und sie beflügelte. Decayar drang mit Leichtigkeit durch die Rüstungen der Bewahrer und riss tiefe Wunden. Ein Hieb aus der Drehbewegung trennte den Rumpf eines angreifenden Bewahrers von der Hüfte abwärts vom Rest des Körpers.
    Töte sie nicht auf diese Weise, befahl Quadalkars Stimme in ihrem Kopf, wenn du sie verstümmelst, sind sie nutzlos. Wir brauchen sie noch und wollen sie verwandeln. Nimm ihnen ihr Blut und stärke dich!
    Yilassa kämpfte weiter im Nebel, unsichtbar und tödlich, und holte sich einen Bewahrer nach dem anderen, während Madhrab von einer Masse aus Kriechern umzingelt war und, sosehr er ihre Reihen auch dezimierte, nicht zu den Ordensbrüdern durchkam. Die Kriecher rückten ständig nach. Ihre Zahl schien unermesslich zu sein. Madhrab watete in ihrem Blut und rutschte über Massen an Körperteilen, die er abgetrennt hatte.
    Die Bluttrinker, die Yilassa gefolgt waren, schleppten ihre blutleeren Opfer aus dem Nebel und brachten sie zu Quadalkar. Triumphierend betrachtete Quadalkar die geschlagenen Bewahrer zu seinen Füßen. Es waren bereits sechs an der Zahl, die von Yilassa besiegt worden waren und nun bereit für die Verwandlung vor ihm lagen. Quadalkar würde von seinem Blut lassen müssen, wenn er die Verwandlung vollzog. Dann, und nur dann, konnten sie zu vollwertigen Kämpfern in seinem Namen werden. Der Prozess der Veränderung würde den König der Bluttrinker Kraft kosten, die er sich im Verlaufe der Belagerung wiederholen musste. Er musste trinken und wies seine Kinder an, sich zurückzuhalten. Er selbst würde ihnen das Blut nehmen und sie anschließend mit dem Fluch belegen.
    Der Kampf gegen die Kriecher war für Madhrab wie ein nicht enden wollender Albtraum. Gleichgültig wie viele er von ihnen tötete, ihre Zahl schien einfach nicht abzunehmen. Selbst wenn er sein Tarsalla einsetzte, befürchtete er, dass er dadurch keinen Vorteil gewänne. Seit den letzten Erfahrungen mit dem Tarsalla war er ohnehin vorsichtig geworden, die

Weitere Kostenlose Bücher