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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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die Illusion eines schwarzen, undurchdringlichen Wolkenbandes, das sich wie eine schwarze, zähflüssige Masse hoch über Ell wand und das Licht einer Sonne verschluckte. Sie hatten das Band der Täuschung überflogen und weit unter sich gelassen. Aus der Höhe wirkte es harmlos wie ein schmutziger Wurm; Sapius hätte niemals angenommen, welch verheerende Auswerkung es haben könnte, wenn er es nicht besser gewusst hätte. Aber ihm war durchaus bewusst, dass die Erzeugung einer solch gewaltigen Sinnestäuschung eine enorme Kraftanstrengung erforderte und nur ein wahrer Meister der magischen Begabung in der Lage war, diese konstant aufrechtzuerhalten. Dem dunklen Hirten musste es irgendwie gelungen sein, das Wolkenband zu verselbstständigen, damit es sich im Lauf der Zeit vergrößerte und seine Wirkung fortlaufend verstärkte. Anders konnte sich Sapius dieses Phänomen nicht erklären, da Saijrae ansonsten zu sehr damit beschäftigt wäre, diesen speziellen Zauber dauerhaft zu erneuern und zu pflegen. Für andere Aufgaben wäre er dann zu geschwächt und abgelenkt. Letzteres jedenfalls schloss Sapius aus.
    Es war ein unbeschreibliches Gefühl von Glück und Freiheit, das den Magier während des Fluges durchflutete. Der Kontinent Ell war ihm winzig klein vorgekommen. Alle Schwierigkeiten, Gefahren und Herausforderungen, die es für ihn zu meistern galt, verschwanden in der Bedeutungslosigkeit. Auf dem Rücken eines Flugdrachen gab es für ihn nichts anderes als den Flug selbst. Der Traum seiner Kindheit und Jugend war in Erfüllung gegangen. Er hätte vor Freude jauchzen und singen mögen, hielt sich jedoch aus Respekt vor dem mächtigen Wesen, das ihm dieses Gefühl ermöglichte, vornehm zurück. Der Drache Haffak Gas Vadar hätte ihn vielleicht sogar verstanden, aber der Magier wollte sich keine Blöße geben und es nicht darauf ankommen lassen. Sapius fühlte sich in Sicherheit, niemand konnte ihm etwas anhaben. Selbst der dunkle Hirte vermochte es nicht, ihn vom Rücken des Drachen herunterzuholen, wenn er ihn denn überhaupt entdeckt hätte.
    Sapius war mächtig stolz. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben empfand er so etwas wie Dankbarkeit und Zufriedenheit für das, was er war und aus sich gemacht hatte. All die Mühen, die er auf sich genommen hatte. All die Zweifel und Schuldgefühle, die er gehegt hatte, waren verflogen.
    »Halte dich an den Dornen auf meinem Rücken fest und setze deine Magie ein, wenn du diesen Flug überleben willst. Wir fliegen hoch und schnell. Wir wollen nicht gesehen werden. Es wird kalt sein und die Luft zum Atmen wird dir fehlen. Ich werde gewiss keine Leiche auf meinen Schwingen ins Riesengebirge tragen«, hatte ihm der schwarze Drache, kurz nachdem sie Gafassa verlassen hatten, in Gedanken übermittelt.
    Sapius hatte sich gewundert, woher Haffak Gas Vadar wusste, wohin sie das erste Ziel seiner Reise führen würde. Er hatte ihm jedenfalls nichts dergleichen offenbart. Augenscheinlich unterschätzte er die Fähigkeiten der Drachen gewaltig. Haffak Gas Vadar musste seine Gedanken durchforstet haben und dabei auf das Riesengebirge gestoßen sein. Oder er wusste mehr, als er von sich preisgab, und wollte Sapius in die Richtung führen, die er für angemessen hielt. In ihrem Gespräch hatte der Drache allerdings sehr wohl erwähnt, dass Sapius Kallahan aufsuchen sollte. Es hieß, der Saijkalsan habe sich vor langer Zeit in die Einsamkeit der Berge des Riesengebirges zurückgezogen. Der Drache wusste vieles und offenbar auch, wo er Kallahan suchen musste.
    »Was wäre so schlimm daran, wenn wir während des Fluges gesehen werden?«, wollte Sapius plötzlich wissen.
    »Im Grunde nichts«, antwortete der Drache in Gedanken, »nur dass wir damit eine uralte Vereinbarung zur Wahrung des Gleichgewichtes brechen.«
    »Eine Vereinbarung?«
    »Ja, sie wurde vor langer Zeit zwischen den Völkern der Altvorderen und den Drachenreitern getroffen. Sie bindet uns Drachen an das Hoheitsgebiet der Tartyk.«
    »Das wusste ich nicht«, gab Sapius zu.
    »Das wundert mich nicht. Du weißt vieles nicht und musst daher noch reichlich lernen und erfahren, Sohn des Yasek. Hättest du dich nicht von uns abgewandt, wärest du schon ein gutes Stück weiter.«
    »Schon gut. Du musst es mir nicht direkt unter die Nase reiben …«, erwiderte Sapius verärgert, »… selbst wenn du ein Drache bist. Ich wählte meinen eigenen Weg und bin weit gekommen, ob richtig oder falsch wird sich erweisen.«
    »Wir

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