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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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schien gestiegen und das Heulen der Kranken hatte sich so schrecklich nah angehört. Kamen die Seuchenopfer etwa wieder zurück? Sie duckte sich zitternd, so tief sie konnte, hinter den umgestürzten Tisch. Schreie und Stimmengewirr drangen von draußen zu ihr. Jemand brüllte mit heiserer Stimme knapp und barsch Befehle. Den Anweisungen folgten das Klirren von Waffen und dumpfe Geräusche, die sich anhörten, als würden Tiere geschlachtet, und Klingen drangen durch Fleisch und Knochen. Zwischendurch nahm Raussa in dem Chaos aus Schreien und Heulen, das von Schlägen, Gesprächsfetzen und Flüchen begleitet wurde, unterschiedliche Stimmen wahr.
    »Verdammt … der Mistkerl hat mich gebissen … Pass auf … Guylamar hilf … eine Falle … unser Ende … Schlag ihr den Kopf ab … Wo kommen die plötzlich alle her …umzingelt … Fitso ist erledigt …«
    Plötzlich wurde es still. Doch wenige Wimpernschläge später vernahm Raussa schwere Stiefeltritte, die sich ihrem Versteck näherten.
    »Das ist jetzt bereits das zwölfte Haus, das wir durchsuchen«, sagte eine genervte Frauenstimme, »überall nur Tote und verrottendes Fleisch. Hier stinkt es bestialisch. Sieh dir diesen von Ratten zerfressenen, aufgedunsenen Leichnam an. Ich glaube, mir wird schlecht.«
    »Reiß dich zusammen, Mirya«, antwortete ihr eine raue Männerstimme, »wenn wir sie hier nicht finden, brechen wir die Suche ab. Fitso ist tot. Ein hoher Preis für das Leben eines Höflings, dessen Worten wir Glauben schenkten.«
    Die Tür zu der Kammer wurde mit Gewalt aufgestoßen. Das Holz splitterte und ein Teil fiel mitsamt dem Rahmen in die Küche. Der Lichtschein einer Laterne blendete die Regentin.
    »Mirya, sieh hinter dem Tisch nach«, befahl die rauchige Stimme.
    Raussa hörte, wie sich ihrem Versteck Schritte näherten. In panischer Angst presste sie ihren Körper an den Boden, versuchte so ruhig und flach wie möglich zu atmen und stellte sich erneut tot.
    »Da liegt ein nackter Frauenkörper«, sagte Mirya, als sie hinter die Tischplatte spähte. »… sieht nicht gut aus. Sie atmet nicht. Am Bein zeigen sich Verwesungsspuren und es stinkt wie bei den anderen nach verrottendem Fleisch. Sie kann aber noch nicht lange tot sein.«
    »Verdammt«, fluchte die näher kommende Männerstimme, »wir brechen ab und geben die Suche auf.«
    Raussa fühlte, wie sich jemand über sie beugte und ihren Arm berührte.
    »Wartet …«, raunte der Mann, bei dem es sich offensichtlich um den Anführer handelte, »du hast dich nicht vergewissert. Ihr Körper fühlt sich warm an. Sie kann nicht tot sein.«
    »Oh, tatsächlich …«, Raussa fühlte eine weitere kühle Hand auf ihrer Haut, »sie glüht vor Fieber. Wir sollten uns vorsehen, falls sie uns anfällt. Wenn sie die Seuche hat, dann mögen uns die Kojos Gnade schenken.«
    »Unsinn, ich glaube nicht, dass sie von der Geißel der Schatten befallen ist. Außer dem hohen Fieber kann ich keine weiteren Anzeichen erkennen. Sieh dir das Bein an. Sie hat Wundfieber«, meinte der Anführer der Gruppe. »Hoffen wir, dass wir ihr Bein retten können. Los, nehmen wir sie mit und sehen zu, dass wir hier wegkommen. Im Gewölbe können wir die Wunden besser versorgen. Mirya, gib ihr etwas von dem Heilsaft zu trinken, der lindert die Schmerzen und senkt das Fieber. Das wird fürs Erste genügen, damit wir sie tragen können. Hat jemand einen Umhang mitgenommen?«
    Die Regentin öffnete die Augen und blickte in besorgte Gesichter, die sich über sie gebeugt hatten.
    »Danke«, flüsterte Raussa stimmlos.
    Hatte sie sich getäuscht und Ayadaz Wort gehalten? In großen Schlucken trank sie begierig und dankbar den gereichten Saft, der sich wohltuend in Mund und Rachen ausbreitete, den Durst nahm und ein Gefühl der Leichtigkeit verlieh. Sie spürte kaum, wie sie von mehreren Händen hochgehoben und aus ihrem Versteck durch die Gassen von Tut-El-Baya getragen wurde.
    Raussa war vorerst in Sicherheit.

D AS B ÜNDNIS DER M AGIER
    D er Drache hatte Sapius hoch hinausgetragen. Höher, als sich der Magier dies je erträumt hätte. Sie waren an Grenzen und mit Leichtigkeit darüber hinausgestoßen, die er nicht für möglich gehalten hatte. Und Sapius erhielt eine für ihn wichtige Erkenntnis. Die Magie des dunklen Hirten war begrenzt. Der Bruder der Saijkalrae benutzte einen einfachen, aber wirksamen Trick, um eine der beiden Sonnen von Kryson zu verdunkeln. Haffak Gas Vadar hatte Sapius im Fluge darauf aufmerksam gemacht. Es war

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