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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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inzwischen tot oder infiziert, wird dies auch Euer Ende sein.«
    »Sucht in den Häusern in der Nähe der Gartenanlagen nach ihr. Aber ich kann nicht für ihr Leben garantieren. Ihre Verletzungen sind schwer. Ihr solltet Euch beeilen, vielleicht ist es noch nicht zu spät«, meinte Ayadaz.
    »Das ist eine gefährliche Gegend. Die Seuche ist erst vor wenigen Tagen bis dorthin vorgedrungen, und die Kranken sind in diesen Gassen noch beweglich und vor allem hungrig. Dennoch … unser Handel gilt. Ist sie tot oder an der Seuche erkrankt, schicken wir Euch in die Gassen. Sollte dies eine Falle sein oder finden wir sie nicht, verfüttern wir Euer Fleisch für einen guten Zweck an die Kranken. Und ich verspreche Euch, Ihr werdet nicht weglaufen können.« Nach einer Pause betretenen Schweigens fuhr er fort, indem er sich seinen Gefährten zuwandte. »Wir brechen sofort auf …« Guylamar sprang von seinem Stuhl auf. »…Livaya, du bleibst hier und passt auf unseren Freund auf. Wird er frech, setz ihn mit gebrochenen Beinen vor das Tor. Freydhab, Mirya, Fitso und Haddar, rüstet und bewaffnet Euch bis an die Zähne und nehmt einen Beutel mit Heiltränken und Verbänden mit, wir werden uns durchkämpfen müssen.«
    Es dauerte nicht lange und die vier Männer und eine Frau waren mit Lederrüstungen, schweren Äxten, Speeren und Schwertern ausgerüstet. Mit den Speeren wollten sie die Seuchenopfer auf Distanz halten, während die anderen Waffen dazu gedacht waren, sich notfalls durch die Reihen der Kranken zu hacken. Die fünf machten auf Ayadaz den Eindruck, dass sie sich auf den Umgang mit Waffen verstanden.
    Mayele sah nach, ob sie das Tor gefahrlos öffnen und die Gefährten auf die Suche nach Raussa schicken konnte. Die Luft war rein, und die Straßenräuber machten sich auf den Weg durch die Gassen von Tut-El-Baya.
    Als Raussa zitternd aus dem Erschöpfungsschlaf erwachte, war ihr heiß und kalt zugleich. Sie wusste nicht, wo sie war und wie lange sie geschlafen hatte. Waren es wenige Horas oder gar Tage? Ihr war übel und sie fühlte sich schwach. Das Loch in ihrem Magen machte sich durch ein verräterisches Knurren deutlich bemerkbar, und sofort war sie wieder da, die Angst, das Geräusch könnte gehört und sie entdeckt werden. Die Wunden stachen, hatten sich entzündet, und sie fühlte, wie das Wundfieber allmählich ihren Körper ergriff. Würde die aufsteigende Hitze ihre Sinne erst erfasst haben und ihren Körper in Fieberanfällen durchschütteln, hätte ihre letzte Hora bald geschlagen. Ihre Zunge war angeschwollen und wie gelähmt, ein ausgetrockneter Klumpen Fleisch in ihrem Mund, der ihr das Schlucken und Atmen erschwerte. Es war, als müsste sie jeden Augenblick verdursten. Sie versuchte sich in der Küchenkammer zu orientieren und mit zugequollenen Augen einen Krug oder ein anderes Behältnis mit Wasser zu erspähen. Jedoch ohne Erfolg. In dieser Küche gab es weder etwas Essbares noch Wasser, Wein oder andere trinkbare Flüssigkeiten. Nur totes, stinkendes Fleisch. Vor ihr musste bereits jemand in dem Haus gewesen sein, der sich um die Bewohner gekümmert und die Vorräte geplündert hatte.
    Raussa war verzweifelt. Ihr Zustand ließ es nicht zu, dass sie sich auf die Suche nach einem anderen Versteck und Vorräten machte. Wo blieb Ayadaz? Hatte er ihr nicht versprochen, Hilfe zu holen und zurückzukommen? War er überhaupt durchgekommen oder etwa selbst ein Opfer der Seuche geworden? Oder hatte er sie aufgegeben, um sich selbst zu retten, wie sie es von Anfang an vermutet hatte? Vertrauen konnte sie diesem Mann nicht, das hatte sie schon im Palast gespürt. Er war kein Held, und gewiss war er ihr nicht zu Diensten gewesen, weil er sie liebte. Raussa war ihm als Frau im Grunde einerlei, das konnte sie fühlen. Sie war nur so lange für ihn begehrenswert gewesen, wie sie eine Regentin mit Macht und Einfluss verkörpert hatte. Sie wollte nicht darüber grübeln und verwarf sofort den Gedanken wieder. Eine andere Wahl, als auf Ayadaz und seine Loyalität zu setzen, hatte sie nicht. Was blieb ihr also anderes übrig, als ihm zu vertrauen, wollte sie den letzten Funken Hoffnung nicht verlieren? Wenn ihr Gefährte allerdings versagt hatte, war sie verloren. Ermattet sank Raussa zurück und rollte sich auf dem Steinboden zusammen, so als wolle sie Schutz suchen, den es in dieser Geisterstadt der Kranken und Toten nicht gab. Für eine Weile lauschte sie reglos in der Dunkelheit. Jedes Geräusch, ob es sich nun um

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