Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
antwortete Ayale, »du bist wirklich gut, Elischa.«
    »Woher hast du den Stab? Ich dachte, es gibt keine Donnerdornbäume mehr auf Ell. Nicht einmal mehr in den Grenzlanden. Ich war selbst dort und habe keinen einzigen Baum dieser Art gesehen.«
    »Du bist neugierig, was?«, lachte Ayale. »Ein guter Freund brachte mir das Holz vor langer Zeit von einer Reise mit. Es stammt nicht von Ell. Den Stab habe ich selbst geschnitzt, gehärtet und gewachst.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nichts!« Ayale klang plötzlich verschwörerisch. »Aber du wirst wissen, dass es auf Kryson weit mehr gibt als das, was wir kennen und mit eigenen Augen gesehen haben. Hast du je von Fee gehört oder darüber gelesen?«
    Elischa nickte. Natürlich hatte sie das. Jede Orna kannte den Namen des großen magischen Kontinents. Doch niemand war jemals dort gewesen und hätte bestätigen können, dass es Fee tatsächlich gab.
    »Der Reisende sagte mir damals, auf Fee gebe es Wälder,die nur aus Donnerdornbäumen bestünden«, fuhr Ayale fort. »Undurchdringliche Wälder aus schwarzen, mit giftigen Dornen bewachsenen Baumstämmen. Die Blätter des Baums sind blutrot. Kurz vor Wintereinbruch werden sie schwarz und fallen ab.«
    »Du hast offenbar interessante Freunde, Ayale. Die Geschichte klingt unglaublich und abenteuerlich«, meinte Elischa, »du flunkerst mir auch nichts vor?«
    »Warum sollte ich?« sagte Ayale. »Nimm den Stab einfach als Geschenk von mir und frag nicht weiter. Man sagt, das Holz sei magisch. Ich habe davon in all den Sonnenwenden nichts bemerkt. Aber als Stütze für deine Gehversuche wird er wohl taugen, und wer weiß, wenn er dich mag …«
    »Ganz gewiss«, freute sich Elischa, »ich will es gleich versuchen. Hilfst du mir auf ?«
    Die ersten Versuche, wieder auf den Beinen zu stehen und einige Schritte zu gehen, waren deprimierend für Elischa. Nach nur drei Schritten musste sie abbrechen. Sie hatte lange Zeit auf dem Bauch liegen müssen und die Heilung ihres Knies schritt nur langsam voran. Dennoch war dies ein Anfang und sie freute sich, dass sie ihr Lager endlich wieder aus eigener Kraft verlassen konnte. Elischa würde nicht aufgeben.
    Am nächsten Tag kam Ayale erst später zu Besuch. Sie sagte, sie sei beschäftigt gewesen und aufgehalten worden. Aber ihr stand der Triumph ins Gesicht geschrieben, was Elischa sofort auffiel, als die Alte ihre Kammer betrat.
    »Eine heilige Mutter wurde gewählt«, sagte Ayale.
    Ayale schlich langsam auf Elischa zu und nahm sie in die Arme.
    »Sie haben dich gewählt, Elischa!«, flüsterte sie der Orna ins Ohr.
    Elischa konnte die Nachricht kaum fassen. Wie war das möglich? Sie hatte in den vergangenen Monden in ihrerKammer nur wenig von den Vorgängen im Haus mitbekommen, und Ayale war – bis auf einige Schwestern, die sie mit Essen und Trinken versorgt hatten – ihr einziger Kontakt geblieben. Die alte Ordensschwester hatte sich allerdings mit Berichten über die Wahl ihr gegenüber zurückgehalten. Bis auf heute, als sie ihr das Ergebnis freudestrahlend mitteilte. Elischa wusste nicht, ob sie sich freuen oder weinen sollte. Was bedeutete die Nachricht für sie? Konnte sie die Wahl annehmen? Was erwarteten die Orna von ihr und welche Verpflichtungen würde sie tragen müssen? Sie wusste es nicht. Aber es konnte nicht schrecklicher sein als die Tortur, die sie durchgemacht hatte. Dachte sie.
    Elischa war nun die heilige Mutter des Ordens der Orna.

Flüsternde Steine
    S apius hörte Stimmen, während er um den dringend benötigten Schlaf rang. Ein leises Flüstern. Unverständliche Worte. In der ersten Nacht nach seiner Ankunft im Kristallpalast hatte er die Geräusche auf die neue Umgebung und seine Erschöpfung von der langen Seereise geschoben. Ohnehin schwankten Wände und Lagerstätte, als befände er sich nach wie vor auf dem Schiff. Sapius reiste lieber über Land. Das Meer war ihm unheimlich. Außerdem vertrug er das Schaukeln nicht und hatte deshalb in den letzten Wochen deutlich an Gewicht verloren. Obwohl sie schon seit einigen Tagen im Palast verweilten, hatte sich Sapius noch nicht wieder an den festen Boden unter den Füßen gewöhnt.
    Der Magier lag auf einer steinernen Pritsche, deren Kopfende und rechte Seite in die Wand seiner Kammer eingelassen war. Der Erste Palastdiener Darfas hatte ihm diese Kammer im Inneren des Palastes zugewiesen. Sapius hatte gehört, dass einst die Praister diesen Bereich des Palastes bewohnt hatten.
    Die Kammer war klein und

Weitere Kostenlose Bücher